US-Gesundheitsmarkt

Einzelhändler Albertsons fusioniert mit Apothekenkette Rite Aid

München - 22.02.2018, 12:50 Uhr

Der Albertsons-Konzern will die börsennotierte Drogerie- und Apothekenkette Rite Aid übernehmen. (Foto: imago / Levine Roberts)

Der Albertsons-Konzern will die börsennotierte Drogerie- und Apothekenkette Rite Aid übernehmen. (Foto: imago / Levine Roberts)


Die Sorge vor den Expansionstendenzen des Onlineriesen Amazon im Einzelhandel und in Richtung Gesundheitswesen macht die US-Wettbewerber zunehmend nervös. Um Amazon mehr Marktmacht entgegenstellen zu können, haben nun der Einzelhändler Albertsons und die Apothekenkette Rite Aid beschlossen zu fusionieren. 

Die Neuordnung in der US-amerikanischen Gesundheits- und Einzelhandelsbranche geht in die nächste Runde: Mit der jetzt angekündigten Fusion von Albertsons und Rite Aid entsteht ein neuer Riese mit 4900 Supermärkten, 4350 Apotheken und 320 Kliniken in 38 Bundesstaaten der USA. Wöchentlich wird das neue Unternehmen mehr als 40 Millionen Kunden bedienen. 

Wie die beiden Unternehmen in einer Presseerklärung mitteilten, wird der vom Finanzinvestor Cerberus kontrollierte Albertsons-Konzern die börsennotierte Drogerie- und Apothekenkette Rite Aid übernehmen, die im vergangenen Jahr bereits einen Teil der Filialen an den Konkurrenten Walgreens Boots abgegeben hat und an der Börse mit rund 2,3 Milliarden Dollar bewertet wird. Der Vorstandsvorsitzende des neuen, gemeinsamen Unternehmens soll der bisherige Rite Aid-Vorstandsvorsitzende John Standley werden, während der 73-jährige Albertsons-Chef Bob Miller Präsident des neuen Unternehmens wird. Das fusionierte Unternehmen, dessen Name nach Vollendung des Zusammenschluss bekanntgegeben wird, soll seinen Sitz sowohl in Boise, Idaho, und in Camp Hill, Pennsylvania, haben. Die Transaktion soll in der zweiten Jahreshälfte 2018 abgeschlossen werden.  

Nach Angaben der beiden Unternehmen wird der gemeinsame Konzern rund 24 Milliarden Dollar wert sein und käme auf einen jährlichen Umsatz von 83 Milliarden Dollar. Die Kostensynergien werden auf 375 Millionen Dollar taxiert. „Wir wissen, dass Größe zählt“, sagte Albertsons-Boss Miller. „Wir werden weiter wachsen, um mit allen Wettbewerbern konkurrieren zu können, nicht nur mit Amazon“, sagte er.

Wappnet sich die Konkurrenz gegen Amazon?

Bemerkenswert ist in diesem Fall, dass sich eine Supermarktkette und ein Apothekenkonzern zusammentun. In eben diesen Segmenten ist auch Amazon bereits aktiv beziehungsweise könnte nach Meinung von Marktbeobachter künftig Aktivitäten entfalten. So hat Amazon im Sommer 2017 für 13,7 Milliarden Dollar die Bio-Supermarkt-Kette Whole Foods übernommen und damit einen Frontalangriff auf die Einzelhändler gestartet. Zum anderen könnte der Handelsgigant das Gesundheitswesen revolutionieren. Erst im Januar hatte Amazon angekündigt, zusammen mit der Großbank JP Morgan und der Berkshire Hathaway Holding des Investmentgurus Warren Buffett ein gemeinsames Gesundheitsunternehmen zu gründen, dass die Gesundheitsversorgung der eigenen Mitarbeiter übernehmen soll. Darüber hinaus gibt es seit Längerem Vermutungen, dass der Onlinehändler ins Apotheken- oder Versandhandelsgeschäft mit Arzneimitteln einsteigen könnte. 

Amazons Pläne beunruhigen die US-Gesundheitsbranche

Insbesondere der Deal von Amazon mit JP Morgan und Berkshire beunruhigt die US-Gesundheitsbranche, denn er könnte die Spielregeln auf dem Markt komplett verändern. Zwar ist noch nicht klar, wie das neue Unternehmen konkret aussehen soll. Erklärtes Ziel ist es aber, die zahlreichen Zwischenhändler im teuren amerikanischen Gesundheitssystem auszuschalten und damit die eigenen Mitarbeiter günstiger zu versorgen. So könnte das neue Unternehmen beispielsweise eine Art Einheitsversicherung mit einem eigenen Netz von Ärzten und Kliniken etablieren.

Auf längere Sicht könnte das Modell auch für andere Unternehmen ein Vorbild sein. Das würde die gesamte Branche von Versicherern über Pharmavertriebe bis hin zu Apotheken und den mächtigen Pharmacy Benefit Managern hart treffen. Deren Aufgabe besteht eigentlich darin, bei den Pharmaunternehmen bessere Preise für die Versicherer auszuhandeln. In der Realität zielen aber auch sie auf Gewinne und treiben die Kosten des gesamten Systems weiter in die Höhe.

Branche sucht ihr Heil im Zusammenschluss 

Vor diesem Hintergrund sucht die Branche in den USA ihr Heil im Zusammenschluss zu größeren Einheiten, um gegen Amazon bestehen zu können. So spricht die Apothekenkette Walgreens Boots Alliance laut Medienberichten mit dem Pharma-Vertriebsriesen Amerisource Bergen über eine Übernahme, und die Apothekenkette CVS will den Versicherer Aetna übernehmen. Zusätzlich steht nun der Deal zwischen Albertsons und Rite Aid auf der Agenda.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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