Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

25.02.2018, 08:00 Uhr

Bei allem, was der Apotheke zusetzt: Es gibt auch noch ein paar gute Nachrichten! (Foto: Andi Dalferth)

Bei allem, was der Apotheke zusetzt: Es gibt auch noch ein paar gute Nachrichten! (Foto: Andi Dalferth)


21. Februar 2018

Das will der Versender DocMorris nicht auf sich sitzen lassen – so ein schöner Arzneimittelautomat in Hüffenhardt, der nutzlos herumstehen muss, weil das Landgericht Mosbach urteilte: Das Konstrukt aus fernbedienbarem Kommissionierautomat und Videochat ist kein Versandhandel und erst recht keine Apotheke. Mein liebes Tagebuch, es ist zwar für jeden gesunden Menschenverstand nachvollziehbar, dass sich Apotheke und Versandhandel anders definieren, aber nicht für DocMorris. Und – eine Überraschung ist das natürlich nicht – DocMorris will das Mosbacher Urteil nicht akzeptieren, wehrt sich und hat Berufung beim OLG Karlsruhe eingelegt. Der Streit geht weiter. 


Eine supergute Nachricht: Dem Team der Ratinger Bären-Apotheke war aufgefallen, dass ein Arzt eine fehlerhafte Antibiotika-Dosierung für einen zwölf Tage alten Säugling im Arztbrief vermerkt hatte. Die aufmerksame PTA teilte dies ihrem Chef, dem Apotheker Wolfgang Wittig, mit. Sie machten gemeinsam einen zuständigen Kinderarzt ausfindig und durften nach Rücksprache die korrekte Antibiotikamenge in der Dosierungsanleitung ändern. Der Säugling wurde dadurch vor einer Antibiotika-Überdosierung bewahrt. Gute Arbeit! Die Apotheke postete den Vorfall auf Facebook und erntete einen Candy-Storm, über 7000 Likes und hunderte positive Kommentare. Mein liebes Tagebuch, besonders schön war daran, dass viele Facebook-User von sich aus sinngemäß anmerkten: Es geht nichts über eine Beratung in der Vor-Ort-Apotheke! Einer Versandapotheke wäre die falsche Dosierung auf dem Rezept gar nicht aufgefallen, da die nur aus dem Arztbrief ersichtlich war. Sogar eine Ärztin lobte die Apotheke und merkte an, dass sie aufmerksamen Apothekenmitarbeitern dankbar sei, denn Fehler könnten immer mal passieren. Mein liebes Tagebuch, ich bin überzeugt, was hier in der Ratinger Bären-Apotheke vorkam, geschieht täglich in vielen Vor-Ort-Apotheken – es wird nur nicht öffentlich, weil viele nicht darüber reden. Und nicht jeder Fall ist natürlich so spektakulär, wie eine falsche Dosierung bei einem Säugling. Aber vielleicht sollten es unsere Vor-Ort-Apotheken viel häufiger tun – einfach mal drüber reden, mal ins Netz stellen, welche arzneimittelbezogenen Probleme sie lösten, welche Arztirrtümer sie entdeckten. Um nicht falsch verstanden zu werden: Es geht überhaupt nicht darum, die Fehler der Ärzte an den Pranger zu stellen – Fehler passieren uns allen. Es geht vielmehr darum, den Wert des Beratungsgesprächs in der Apotheke, den Wert einer genauen Rezeptdurchsicht, kurz, den Wert der Apotheke vor Ort zu dokumentieren. Das schafft Vertrauen – Danke, Apotheke! 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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10 Kommentare

Und jetzt...?!

von Gunnar Müller, Detmold am 25.02.2018 um 20:37 Uhr

Ab jetzt wird Jens Spahn das Wohl der gesamten deutschen Bevölkerung bei seinem Handeln zu berücksichtigen haben – und nicht nur eine Menschen und deren Bedürfnisse verachtende vermeintlich digitale Spontanität von einzelnen Unternehmen.
WIR als Apothekerschaft sollten ihm dabei behilflich sein!
Und wenn unsere eigenen Berufsvertretungen das nicht schaffen, dann sollten wir die Dinge selber in die Hand nehmen…
Mit Jens Spahn wird Deutschland einen exzellenten Gesundheitspolitiker zum Minister bekommen. Hoffen wir also das Beste, dass er die Politik seines Vorgängers fortsetzt und auch die von ihm einst gepflegte Großmutter stolz auf ihn wäre.

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AW: Und jetzt

von Dr. Radman am 26.02.2018 um 9:59 Uhr

Ich denke, Sie haben Recht. Ein Minister ist wohl was anderes als Staatssekretär oder Sprecher.

Gröhe

von Conny am 25.02.2018 um 20:13 Uhr

Vielen Dank Herr Gröhe für Ihre Ansichten in diesen hektischen Zeiten. Der Banker Jens Spahn (Generation Smartphone) und sein Einflüsterer Max Müller werden genau in die andere Richtung gehen. Es gab einmal ein Land indem ich gut und gerne lebte.





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Disruptiv

von Reinhard Rodiger am 25.02.2018 um 11:31 Uhr

Ob Spahn seine Beteiligung an Pareton (Finanzsoftware) aufgegeben hat? Von ethischer Grundhaltung, Staatsauftrag und davon abhängige Privatinteressen zu trennen, hielt er jedenfalls nichts.Zudem wurde dies staatlich noch finanziell gefördert.Sicher alles legal, nur eben ohne Gespür.Das halte ich für gefährlich.Aber das wird ja wie sein Kungeln mit pseudofortschrittlichen Kapitalfirmen (Versand / in seiner Zeit als Gesundheitspolitiker!) nicht wahrgenommen.Es ist einfach parteiisch zu eigenen Zielen und damit nicht Vertrauen erweckend.

In seinem Blog steht als Motto: "Durch Haltung gewinnen, mit Debatte verändern".

Was er unter Haltung versteht , erscheint danach mindestens ambivalent.Sieht man davon ab, bleibt die Veränderung durch Debatte.Denn Debatte ist wenigstens mehrseitig.Das wäre in der Tat etwas Neues.Alle Seiten zu beachten.Denn das fehlt- abgesehen von scheinfortschrittlichen disruptiv wirkenden Ansätzen- völlig. Sie ist einseitig.Die Folgen disruptiver Ideen sind völlig ausgeblendet.Doch gehört genau das zu Kernbereich politischer Verantwortung : Vor Förderung und damit erleichterter Durchsetzung disruptiver Massnahmen sind die Folgen bedenken.Genau das geschieht nicht.

Spätestens bei der Idee automatisierter Erledigung von Gemeinwohlaufgaben und Outsourcing sozialer Funktionen zeigt sich die Notwendigkeit, vorher an die gesellschaftlichen Folgen zu denken.Hier ist ernstzunehmende Debatte erforderlich.Wer kann die beginnen?

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J.S. Und Gefolgschaft

von Dr.Diefenbach am 25.02.2018 um 10:59 Uhr

Da bin ich so was von gespannt,wie wir mit JS umgehen werden und können.Seine Freundlichkeiten hat er uns ja mehrfach bewiesen und war mit 37 sicher noch nie fussläufig notfallmässig zu einer Apotheke unterwegs.Mich interessiert :Wann sagt endlich mal einer OFFEN ,wie weit er unsere Berufsgruppe dezimieren oder weitgehend abschaffen will ?Flüchten wir uns mit Programmen,Apo 2030,guten lokalen Ansätzen wie oben geschildert nicht in eine Wolke des Glückes,die weitgehend von Grauschleiern begleitet ist?ich sage wie viele andere mal wieder:Honorardiskussionen um Centbeträge in 10 Jahren:Antwort :Zu viel,Keine Statements zum 450TE Gutachten(an sich schon eine Frechheit,diese Kosten für den Steuerzahler,also wir alle...),der permanente Verriss unserer Tätigkeit in den überregionalen Medien,die Dauerthese,"wir" hätten die absolute Lobby uvm.Ist das mit JS schon länger geplant??Dann lässt man uns von Politikseite,auch von der CDU,einfach ins Leere laufen,wir hatten zuletzt auf Frau Widmann Mauz gehofft..../gut,es gibt einen Koalitionsverttag,den auch JS nicht einfach kippen wird,aber wo ein anderer Wille ist...Dennoch sollte man Herrn Gröhe,das glaube ich einfach mal,für seine(!) Bemühungen um uns einfach mal danken,davon war ohnehin kaum mal die Rede.An den Dogmen der Untergangsstimmungskanzlerin musste letztendlich auch er scheitern wie einige Fachminister auch.Ich gebe halt aber auch zu bedenken dass die Art der Präsentation in vielen Betrieben auch immer bedenklicher wird.Als Mitbringsel daheim entdeckt der Kunde Fliegenklatschen,Vasen,Töpfchen,Schälmesser etc-DAS und Blauestundenangebote schaffen natürlich auch Fakten und Bewertungen(!).Also so wie das alles läuft,wird man Ethik und Monetik NICHT zusammenbringen können.Und ich sage es wieder :WIR müssen sehen,dass unsere Ansprüche eben an den entsprechenden Stellen zum Tragen kommen:GBa,Medikationspläne in der Breite.Nur für Securpharm zahlen dürfen :DAS reicht nicht.

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Jens Spahn

von Hermann Eiken am 25.02.2018 um 10:15 Uhr

Auch er wird sich an den Koalitionsvertrag halten müssen! Es geht ja nicht nur um einen Minister. Der Koalitionsvertrag ist Regierungsprogramm und da sprechen auch andere mit.

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Gestern starb zuletzt die Hoffnung

von Christiane Patzelt am 25.02.2018 um 10:13 Uhr

Wieviel schwarze Tage kann ein Mensch in seiner Berufslaufbahn ertragen? Jens Spahn als Gesundheitsminister-echt jetzt? Warum nicht gleich Max Müller? Oder Lauterbach? Der war schon immer strange, aber mit Jens Spahn zieht jetzt der neoliberale Digitalisierungswahn durch unsere Apotheken (wer mag, kann ihm auf facebook ja noch mal den Unterschied zwischen Versandhaus und Digitalisierung erklären, haben aber auch so Leuchten wie Dittmar,Schulz-Asche und wie sie alle heißen auch schon nicht verstanden).

Die zurRose Group ist schön durch unsere Politikergarde durchdiffundiert und wir? Wir haben die Kaspertruppe der ABDA,das Schicksal hat einen gewissen Humor...

Ich möche noch kurz ein „Danke“ an Herrmann Gröhe sagen! Nach all den Röslers,Bahrs,Schmidts,Fischers war er ein Pflaster für meine Apothekerseele. Gerissen hat er am Ende nicht viel für uns, ließ uns aber wenigstens halbwegs am Leben.

Dass Frau Merkel Herrn Spahn in das Amt setzt, in dem die Politiker am meisten geschliffen werden, ist zwar nachvollziehbar aus ihrer Sicht, für uns hätte es nicht beschissener laufen können — Oberhänsli, übernehmen Sie, jetzt brauchen Sie auch nicht mehr neu denken, jetzt können Sie einfach ernten, das tun Sie ja auch schon ne Weile....

Was bleibt uns? Wir folgen dem wirtschaftlichen Druck und verpissen uns aus der Nahversorgung, die Apothekerseele darf bei der Charade ja doch auch heile bleiben! Ich möchte jedenfalls nicht im apoplektischen Zustand verharren und mir mit sehendem Auge die Butter vom Brot ( nicht den Kaviar, den gabs vor meiner Zeit) klauen lassen. Landapotheken wie meine werden dann ersetzt durch hotlines und Paketboten, ein Träumchen...back to the eighties...

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Uaahhh....

von Bernd Jas am 25.02.2018 um 10:12 Uhr

Lieber Herr Ditzel,
erst mal einen schönen guten Morgen!

Wissen Sie noch, wie sich Herr Spahn auf den vorletzten drei oder vier Zukunftskongressen in Bonn bei Apothekers "beliebt" gemacht hat. Der hat sich auch noch nie für sein ersprochenes geschämt. Aber das passt ja in´s merkelsche Schema und zu den, bis zur Selbstaufgabe wabernden "GroKo-Verhandlung"-sversuchen der CDU.

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Gröhe Schnee von gestern!

von Ulrich Ströh am 25.02.2018 um 8:56 Uhr

Sollte Jens Spahn heute als Gesundheitsminister nominiert werden,dann wird der ABDA Pressesprecher zum ersten Mal zur Presse sprechen müssen!

Alles von Herrn Gröhe ist dann Schnee von gestern!

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Jens Spahn

von Frank ebert am 25.02.2018 um 8:19 Uhr

Jens Spahn hätte man ja noch irgendwie aktuell einflechten können . Mit diesem Gesundheitsminister sind alle schönen Überlegungen hinfällig. Mit seinem Kiumpel Max Müller und seiner Nähe zu Doc Morris ist ein letzter Brandbeschleuniger für die deutschen Vorortapotheken gesetzt. Das Schleppnetzt Teil 2 wird alle „normalen‘ Apotheken überrollen.


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