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Rund 2,8 Millionen Menschen sind derzeit in Deutschland pflegebedürftig, etwa ein Drittel davon vollstationär in 13.500 Pflegeeinrichtungen, Tendenz stark steigend. Nahezu alle Pflegebedürftigen benötigen in irgendeiner Form Arzneimittel. Die Versorgung von stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen bietet nach Ansicht der genossenschaftlichen Pharmagroßhandlung Noweda große Chancen zur Akquirierung wichtiger Ertragsfelder für die Apotheke. Sie veranstaltete daher ihren ersten Gesundheitskongress zum Thema „Zukunftsmarkt Pflege“.
Apotheke und Pflege – ein Thema, das sich nur selten als Kongress- und Fortbildungsthema findet. Die Noweda sah darin eine Notwendigkeit, ihren ersten Gesundheitskongress zu diesem wichtigen Thema anzubieten. Über 200 Apothekerinnen und Apotheker waren der Einladung zu diesem Kongress am 14. März in das neue Verwaltungsgebäude in Essen gefolgt.
Prof. Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe, sieht große Zukunftschancen für die Apotheke vor Ort, insbesondere auch für die ambulante Pflege. Um diese Chancen zu nutzen, sollten Apotheken verstärkt Beratungswissen zu Pflegethemen aufbauen, Infomaterial bereithalten und sich Spezialwissen beispielsweise über unerwünschte Nebenwirkungen von Arzneimitteln bezüglich Sturzprävention aneignen. Apotheker sollten Kontakte zu Lieferdiensten aufbauen (zum Beispiel Essen auf Rädern) und sich mit Pflegediensten vernetzen.
Auch Kenntnisse über ergänzende Angebote (Fußpfleger, Friseure etc.) seien von Vorteil. Sie appellierte an die Apothekerinnen und Apotheker darauf zu achten, ob sie Kinder in der Apotheke sehen, die schon in die häusliche Pflege von Angehörigen eingebunden sind. Diese Kinder hätten dadurch oft Nachteile wie schlechtere Schulnoten und somit ungünstige Chancen für ihre persönliche Zukunft. Apotheken könnten hier mit Angehörigen sprechen und nach Lösungen suchen.
Streitpunkt Verblistern
Vorstellungen und Wünsche, die die Pflegebranche von den Apotheken erwartet, überbrachte Ulrich Christofczik, Vorstand des Evangelischen Christophoruswerks, Duisburgs größtem Anbieter im Bereich Altenpflege. Auch er sieht starke Ertragsfelder für die Apotheke, sie lägen in den Serviceleistungen der Apotheke, das bedeute nicht nur in der Belieferung mit Arzneimitteln, sondern vor allem auch in den Beratungsaufgaben der Apotheke, in der professionellen Überwachung der Arzneimittel in der Einrichtung – und im Verblistern, ein Punkt der erwartungsgemäß Diskussionsbedarf hervorruf.
Pro Patient und Woche bezahle seine Einrichtung 1,45 Euro, so Christofczik – dafür könne man keine Verblisterung kostendeckend leisten, konterten die Apotheker im Saal. Vier bis fünf Euro müssten es sein, machte ein Apotheker deutlich. Christofczik rief die Apothekerinnen und Apotheker dazu auf, ihre Verbände aufzufordern dafür zu kämpfen, dass eine Honorierung der Verblisterung in der Arzneimittelpreisverordnung verankert werde. Christofczik machte aber auch deutlich, dass es außer dem Verblistern weitere Wege gebe, um die Qualität in der Heimversorgung zu verbessern.
Der Nachmittag des Kongresses „Zukunftsmarkt Pflege“ beschäftigte sich mit einem Praxisvortrag „Die Apotheke als Mittelpunkt örtlicher Versorgungsnetzwerke“ (Apotheker Dr. Rüdiger Meyer, Frankfurt/Oder), mit der neuesten Rechtsprechung in der Heimversorgung (Dr. Valentin Saalfrank, Köln) und einem Blick in die Zukunft, zu den Macro- und Microtrends in der Pflege im digitalen Zeitalter (Sven Tollmien, Trendone, Hamburg). Ein Kongressbericht erscheint in der Print-DAZ von nächster Woche.
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