Interpharm 2018

Die „Auflöser“ der Entzündung

Berlin - 16.03.2018, 09:30 Uhr

Gern gesehene Gäste auf der Interpharm: Dr. Ilse Zündorf und Professor Theo Dingermann sind auch in Berlin dabei. (Foto: Schelbert / DAZ.online). 

Gern gesehene Gäste auf der Interpharm: Dr. Ilse Zündorf und Professor Theo Dingermann sind auch in Berlin dabei. (Foto: Schelbert / DAZ.online). 


Nach einer Verletzung oder Infektion reagiert unser Körper spontan mit Rötung, Schwellung, Hitze und Schmerzen. Wichtig dabei ist, dass die Entzündungsreaktion genauso geregelt wieder beendet wird, wie sie beim Auftreten einer akuten  Gefahrensituation begonnen hat. Mittlerweile sind Faktoren bekannt, die sich aktiv an der Beendigung der Entzündung beteiligen. Welche das sind, erklären Dr. Ilse Zündorf und Professor Theo Dingermann in ihrem Hintergrundbericht zum Eröffnungsvortrag auf der Interpharm in Berlin. 

Kaum bemerkt und doch schnell passiert: Ein „Schnitt“ mit der Kante eines Papiers oder ein kleiner Holzsplitter, der sich in die Haut bohrt. Nach einem ersten kurzen Schmerz vergessen wir das kleine Malheur schnell wieder – bis die Stelle dann rot und dicker wird und der Körper mit einer Entzündung reagiert.

Dr. Ilse Zündorf (Foto: Schelbert / DAZ.online)

Interessanterweise läuft ein ganz ähnlicher Prozess ab, wenn wir uns nach einer Verletzung eine Infektion einfangen oder wenn unser Körper mit bestimmten, sehr spezifischen Fehlfunktionen konfrontiert wird. Das Endziel dieser Reaktionen ist immer die Wiederherstellung des gesunden Gesamtstatus. Der Weg dahin geht über die Beseitigung von Fremdkörpern und Pathogenen und die Regeneration des geschädigten Gewebes – Prozesse, die jeden Tag ganz selbstverständlich und oft genug gänzlich unbemerkt ablaufen. Wichtig dabei ist, dass die Entzündungsreaktion genauso geregelt wieder beendet wird, wie sie beim Auftreten einer akuten Gefahrensituation begonnen hat.

Hatte man lange Zeit angenommen, dass das Ende einer akuten Entzündung ein eher passiver Prozess ist, der durch das Fehlen der Induktoren und der allmählichen Elimination der Mediatoren und Effektoren abläuft, sind mittlerweile Faktoren bekannt, die sich aktiv an der Einstellung der normalen Gewebehomöostase und an der Beendigung der Entzündung beteiligen und zu den sogenannten specialized proresolving mediators (SPMs) gehören. Einige dieser Moleküle stammen von essenziellen, vielfach ungesättigten Fettsäuren (polyunsaturated fatty acids, PUFAs), omega-3-Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) ab und werden als Lipoxine, Resolvine, Maresine und Protectine bezeichnet. Interessanterweise wird deren Bildung ebenfalls durch die proinflammatorisch wirkenden Prostaglandine (PG) E2 und D2 gesteuert. 

Wie ASS zum Abklingen der Entzündung beiträgt 

Neben ihrer Rolle als Auslöser von fiebrigen/schmerzenden oder allergischen Reaktionen induzieren die Prostaglandine E2 und D2 in Neutrophilen auch die Expression von 15-Lipoxygenase, die dann den Klassenwechsel in der Eicosanoid-Produktion weg von Leukotrienen und Prostaglandinen hin zu den Lipoxinen und Resolvinen in die Wege leitet.

(Foto: Schelbert / DAZ.online)

Mittlerweile weiß man, dass Acetylsalicylsäure gegenüber anderen NSAR den Vorteil hat, dass sie ebenfalls die Bildung von Lipoxinen vermittelt und dadurch die natürliche Beendigung der Entzündungsreaktion unterstützt. Demgegenüber werden die Coxibe als „resolutionstoxisch“ bezeichnet, da sie zwar sehr effizient die Freisetzung der proinflammatorischen Prostaglandine verhindern, allerdings blockieren sie dadurch auch die Bildung der 15-Lipoxygenase. Dieses Enzym ist, wie bereits erwähnt, wichtig für den Wechsel hin zu den entzündungsauflösenden Lipoxinen. 

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SPMs verringern die vaskuläre Permeabilität und verhindern dadurch die Einwanderung polymorphkerniger Nukleophiler in das entzündete Gewebe. Gleichzeitig stimulieren SPMs die Mobilisierung der Monozyten und sorgen dafür, dass Makrophagen die apoptotischen Neutrophilen wegräumen.

Prof. Dr. Theo Dingermann (Foto: Schelbert / DAZ.online)

Weitere Moleküle, die ebenfalls an der Auflösung der Entzündung beteiligt sind, sind zum Beispiel Annexin A1, das adrenocorticotrope Hormon, Chemerin-Peptide und Galectin-1, aber auch Acetylcholin und andere Neuropeptide, Adenosin und gasförmige Mediatoren wie z. B. H2S und CO.



Dr. Ilse Zündorf, Prof. Dr. Theo Dingermann, Institut für Pharmazeutische Biologie der Goethe-Universität Frankfurt, DAZ-Autoren
redaktion@daz.online


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