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Martin Litsch
AOK-Chef erklärt elektronische Gesundheitskarte für gescheitert
Seit 20 Jahren werde in die elektronische Gesundheitskarte investiert, ohne dass es einen Nutzen gebe. Das sagt Martin Litsch, Chef des AOK-Bundesverbandes, im Interview mit der „Rheinischen Post“ am heutigen Donnerstag. Daher fordert er einen Neustart bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens.
Der Chef des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, hat die elektronische Gesundheitskarte für gescheitert erklärt und einen Neustart bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens gefordert. „Die elektronische Gesundheitskarte ist gescheitert“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Donnerstag). Seit fast 20 Jahren werde in dieses System investiert, bislang gebe es keinen Nutzen. „Bis Ende 2018 werden wir zwei Milliarden Euro dafür aufgewendet haben. Das ist eine Technologie aus den 90er Jahren, die zu Monopolpreisen aufrechterhalten wird“, monierte Litsch. „Ich hoffe, dass der neue Gesundheitsminister die Zeichen der Zeit erkennt und die Digitalisierung im Gesundheitswesen auf neue Füße stellt.“
Nach Ansicht von Litsch muss die Gematik in eine „Regulierungsagentur“ umstrukturiert werden, die dann die Rahmenbedingungen Sicherheit, Transparenz und Anschlussfähigkeit schafft. „Es ist nicht sinnvoll, jedes Umsetzungsdetail auf einer Gesundheitskarte vorzuschreiben“. Schon früher hatte Litsch gefordert, die Gematik nach Vorbild der Bundesnetzagentur umzuwandeln. Der Digitalverband Bitkom schloss sich dieser Forderung an. Nach den Vorstellungen des Bitkom sollte die heute von Verbänden der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen getragene Gesellschaft zu einer Behörde umgebaut werden. Die Selbstverwaltung solle weiterhin über „Fachgremien“ eingebunden werden. Die neu zu schaffende Bundesagentur soll sich nach den Vorstellungen des Verbandes auf die Zulassung von Anwendungen fokussieren, jedoch weder eigene Spezifikationen entwickeln noch selbst Erprobungen durchführen.
Spahn will Einführung der elektronischen Gesundheitskarte beschleunigen
Im Interview fordert Litsch weiter, dass Patienten nicht nur in Arztpraxen, sondern zum Beispiel auch von Zuhause oder mobil jederzeit ihre Daten einsehen können. Probleme mit der Sicherheit sieht er dabei nicht. „Die Daten bleiben dort, wo sie heute auch liegen, bei Ärzten und Krankenhäusern in sicheren Systemen. Und der Versicherte bekommt die Möglichkeit, die Informationen einzusehen und für andere Ärzte freizugeben.“
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte kurz nach seiner Ernennung angekündigt, er wolle die stockende Einführung einer voll funktionierenden elektronischen Gesundheitskarte beschleunigen: „Ich möchte, dass wir die nächsten dreieinhalb Jahre das Ding endlich so kriegen, dass Patienten, Ärzte, Pflegekräfte einen Mehrwert spüren, weil es Versorgung besser macht.“ Die Karte sollte bereits vor Jahren viel mehr können als sie heute kann, etwa Doppeluntersuchungen und Fehlmedikation vermeiden. Bis heute dient sie aber nicht wie geplant als Instrument zu einem sicheren Austausch von Patientendaten etwa zwischen Ärzten.
1 Kommentar
Klingt bekannt
von sechsauge am 03.04.2018 um 10:27 Uhr
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