Leipziger Startup-Unternehmen

Gutscheine für die Altarzneimittel-Abgabe in Apotheken

Berlin - 06.04.2018, 07:00 Uhr

In Leipzig testet das Startup Binee derzeit Sammelboxen in Apotheken zur Abgabe von Altarzneimitteln - die Kunden werden dafür mit einem Gutschein belohnt. (Foto: Martin Jaehnert, binee©)

In Leipzig testet das Startup Binee derzeit Sammelboxen in Apotheken zur Abgabe von Altarzneimitteln - die Kunden werden dafür mit einem Gutschein belohnt. (Foto: Martin Jaehnert, binee©)


Leipzig: Entsorgung von Arzneimitteln über Hausmüll verboten

Leipzig sei der ideale Ausgangspunkt für das Projekt, denn in Leipzig sei die Entsorgung von Altmedikamenten über den Hausmüll nicht gestattet, beschreibt Martin Jaehnert die Ausgangssituation. Laut Angaben der Stadtreinigung Leipzig können abgelaufene oder nicht mehr benötigte Arzneimittel bei einer stationären Schadstoffsammelstelle oder den Schadstoffmobilen abgeben werden. Außerdem bestehe die Möglichkeit der Abgabe bei am freiwilligen Rücknahmesystem beteiligten Apotheken. 

Im Falle der Aufstellung der medibinee-Boxen komme die Stadtreinigung nach Erreichen eines Volumens von 240 Litern zur kostenlosen Abholung in die Apotheken, beschreibt Jaehnert das weitere Vorgehen. Einzig müsse in der Apotheke eine Zwischenlagermöglichkeit vorhanden sein, da die Boxen für dieses Volumen zu klein seien, gibt er zu Bedenken. Die Stadt führe die Arzneimittel im Anschluss einer Sondermüllverbrennung zu. Eine mögliche höhere Kundenbindung durch Sichtbarmachen der Serviceleistung Arzneimüllentsorgung, könne der Anreiz für Apotheker sein, Sammelboxen aufzustellen. Die Resonanz angefragter Apotheken sei dementsprechend positiv – so das Resümee von Jaehnert zum aktuellen Stand des Projektes. 

Kommentar zum Thema

Problematiken der Altarzneimittelentsorgung

Die Entsorgung von Altarzneimitteln ist in Deutschland von Bundesland zu Bundesland und Kommune zu Kommune unterschiedlich geregelt. Mal soll der Arzneimüll im Hausmüll entsorgt werden, mal zum Apotheker gebracht oder alternativ bei den Sammelstellen der Recyclinghöfe abgegeben werden. Entsprechend unterschiedlich fallen die offiziellen Empfehlungen aus. Sicher aber ist: In den Abguss oder die Toilette gehören Medikamente nicht. Das Problem: Auch moderne Kläranlagen können die im Abwasser vorhandenen Arzneimittelreste nicht restlos beseitigen. So kommt es zu einer Belastung der Gewässer, die das empfindliche Ökosystem Wasser gefährden kann. Eine korrekte Entsorgung alter Medikamente ist umso wichtiger.

Allerdings sind viele Bürger laut Umfragen nicht ausreichend über die korrekte Entsorgung von Arzneimitteln informiert. Eine Umfrage aus dem Jahre 2013 ergab laut Umweltbundesamt (UBA), dass 47 Prozent der Befragten zumindest flüssige Arzneimittel gelegentlich über das Abwasser entsorgen. Zu einem ähnlichem Ergebnis kam auch eine repräsentative Umfrage der Hamburger Umweltbehörde von 2017: Mehr als 40 Prozent der befragten Hamburger entsorgen mindestens ein Medikament pro Jahr über die Toilette oder den Abguss. Zudem gaben nur knapp 22 Prozent der Befragten an, dass sie sich ausreichend über korrekte Entsorgungsmöglichkeiten von Arzneimüll informiert fühlen. 



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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