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DAV-Wirtschaftsforum
Apotheker attackieren Hennrich für Versand-Vorschlag
Die Abkehr von CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich vom Rx-Versandverbot war das dominierende Thema bei der heutigen politischen Diskussionsrunde des DAV-Wirtschaftsforums. Hennrich hatte vorgeschlagen, die Einsparungen aus Verträgen zwischen Kassen und EU-Versendern an die Apotheken abzuleiten. Apotheker aus dem Publikum sowie DAV-Chef Fritz Becker und BAK-Präsident Andreas Kiefer warfen Hennrich vor, seine Versprechen zu brechen, und betonten die Gefahr seines Vorschlags für die Apotheken vor Ort.
„Hat Michael Hennrich kalte Füße bekommen oder hat er nur
den Mut des Löwen?“, mit dieser Frage eröffnete Moderator Ralph Erdenberger die
politische Diskussionsrunde beim DAV-Wirtschaftsforum. Erdenberger erklärte,
dass er den Fahrplan für die Diskussion aufgrund des Interviews von Hennrich
auf DAZ.online angepasst habe und mit seinen Gästen zunächst über die
Auswirkungen von Hennrichs Vorschlag sprechen wolle. Neben Becker, Kiefer und
Hennrich nahmen die Grünen-Arzneimittelexpertin Kordula Schulz-Asche sowie der
FDP-Gesundheitspolitiker Wieland Schinnenburg an der Diskussion teil. Die eingeladenen Vertreter von SPD, AfD und Linke erschienen nicht.
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CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich
„Wir müssen beim Rx-Versandverbot umdenken und neue Wege finden“
Wie verteidigt Hennrich seinen Vorschlag?
Am gestrigen Dienstag hatte der CDU-Politiker Hennrich im DAZ.online-Interview verkündet, dass er nicht länger am Rx-Versandverbot festhalte. Vielmehr müsse der Stillstand beendet werden. Er schlägt vertragliche Lösungen zwischen Kassen und EU-Versendern vor – die Einsparungen aus diesen Verträgen sollen den Apotheken zugutekommen. Am heutigen Mittwoch verteidigte Hennrich seinen Kurswechsel folgendermaßen: „Wir haben uns jetzt anderthalb Jahre abgekämpft. Und mit großem Respekt vor Herrn Gröhe muss ich sagen, dass auch ich sehr froh war über das Verbot im Koalitionsvertrag. Aber aufgrund der neuen Personalkonstellation in der GroKo besteht nun die berechtigte Sorge, dass dieses Verbot politisch nicht machbar ist. Noch größer ist die Sorge, dass andere Projekte im Apothekenbereich, also die pharmazeutischen Dienstleistungen oder der Medikationsplan, immer weiter nach hinten rücken. Ich hätte heute mit Ihnen sehr gerne die Umsetzung des Verbotes gefeiert, aber wir müssen vermeiden, dass Sie in zwei Jahren nach erneutem Stillstand die Nachricht bekommen, dass es nicht geklappt hat.“
Apotheker verärgert über Versand-Idee
In der ersten Stunde der Diskussionsrunde musste Hennrich daraufhin herbe Kritik einstecken. Moderator Ralph Erdenberger wollte zunächst herausfinden, wie die Standesvertreter Becker und Kiefer auf das DAZ.online-Interview reagiert hätten. Becker, der auch in seiner Heimat Baden-Württemberg viel mit Hennrich zu tun hat, erklärte: „Ich habe meinen Augen nicht getraut und habe mir vorgenommen, Michael Hennrich heute den Kopf zu waschen.“ Kiefer sagte, er sei „schockiert“ gewesen und halte Hennrichs Alternativ-Vorschlag für „keine machbare Lösung“. Die Grünen-Politikerin Schulz-Asche berichtete, sie habe freudig reagiert, weil sie nun nicht mehr die „Hauptfeindin“ der Apotheker sei. Sie warf Hennrich aber auch vor, nicht zu seinen Aussagen im Wahlkampf zu stehen – was bei den Apothekern für großen Applaus sorgte.
Auch inhaltlich wurde Hennrichs Vorschlag sowohl von den Diskussionsteilnehmern als auch vom Publikum kritisiert. FDP-Politiker Schinnenburg sagte, er habe den Eindruck, dass der Vorschlag nicht ordentlich „juristisch durchdacht“ sei. Schulz-Asche warnte davor, dass eine „doppelte Gewinnsituation“ bestehe, wenn EU-Versender und Kassen Verträge abschließen würden – schließlich hätten die holländischen Versender ganz andere Werbemöglichkeiten als die Apotheke vor Ort. Aus dem Publikum hieß es, dass die Union sich nicht wundern müsse, dass Wähler zur AfD abwandern, wenn man „Sozialgelder gezielt nach Holland“ verschiebe.
Keine zwei verschiedenen Preissysteme zulassen
Martin Weiser, Chef des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH) und Apotheker, ergriff das Wort und warnte davor, die Rx-Preisbindung aufzugeben. „Mittelfristig würden zwei verschiedene Preise dazu führen, dass Krankenkassen selektieren und lenken. So ein Feldversuch ist schon nicht erlaubt!“, erklärte Weiser, der dafür großen Applaus von den Apothekern erhielt. Auch DAV-Chef Fritz Becker erklärte, es sei gefährlich, „die Tür auch nur einen Spalt weit“ zu öffnen. Außerdem kritisierte er Hennrichs Kurswechsel: „Bis jetzt habe ich die CDU immer als treu wahrgenommen, was den Koalitionsvertrag betrifft.“
Hennrich: Rx-Boni und Versand-Werbung vermeiden
Aber Hennrich verteidigte seinen Vorschlag. Man müsse gesetzgeberisch festlegen, dass solche Verträge nicht beworben werden dürfen, und dass ein „Run“ auf die EU-Versender verhindert werden muss. „Die Idee ist, dass die Packungen, die über den EU-Versand abgegeben werden, gezählt werden. Wenn DocMorris beispielsweise 3 Euro Rabatt gewährt und pro Jahr 10 Millionen Packungen abgibt, müssten die Kassen 30 Millionen Euro in den Apothekenmarkt ableiten.“ Er gab zu, seinen Vorschlag nicht „in allen Facetten“ juristisch geprüft zu haben. Letztlich sei es ihm aber auch darum gegangen, den „Druck im Kessel zu erhöhen“.
Denn eines stellte der CDU-Politiker klar: Auch aus seiner Sicht könne es nicht sein, dass Chroniker, die ohnehin schon sehr von der Solidargemeinschaft profitierten, sich auch noch persönlich in Form von Rx-Boni bereicherten. Und auch das Rx-Versandverbot ließ der Arzneimittelexperte der Union nicht ganz aus dem Auge: „Wenn mein Vorschlag scheitert, ist ja der Druck vielleicht noch etwas höher, das Verbot umzusetzen. Ich bin jedenfalls nach wie vor davon überzeugt, dass das Verbot juristisch machbar wäre.“ Auf die Frage, wie er nun mit der heftigen Kritik-Welle umgehe, die seitens der Apotheker in seine Richtung schwappe, erklärte der CDU-Politiker gelassen: „Diesmal waren es doch nur 26 unfreundliche Kommentare auf DAZ.online. Da habe ich schon Schlimmeres erlebt.“
Grüne: Umverteilen!
Wie soll es aber weitergehen, wenn sich weder Hennrichs Vorschlag noch das Rx-Versandverbot durchsetzen? Die Grünen-Politikerin Schulz-Asche warb erneut dafür, die Aussagen aus dem Honorar-Gutachten des Bundeswirtschaftsministeriums zu beachten. „Laut Gutachten sind etwa 50 Prozent der Apotheken ohnehin schon gefährdet. Wir müssen aber rausfinden, welche dieser Apotheken wirklich versorgungsrelevant sind und diese gezielt unterstützen. Wir müssen es vermeiden, dass es in einem 250-Kilometer-Umkreis nur eine Apotheke gibt“, so Schulz-Asche. Erneut forderte sie auch einen Umverteilungsmechanismus bei Apothekenhonorar, mit dessen Hilfe Apotheken mit hohem Umsatz „kleinere“ Apotheken unterstützen.
BAK-Präsident Kiefer hielt dagegen: „Das geht alles in Richtung Bedarfsplanung. Und genau das wollen wir nicht und es ist auch höchstrichterlich verboten.“ Auch Becker will solche Lösungen nicht zulassen: „Jede Apotheke braucht Planungssicherheit und eine gesunde wirtschaftliche Basis! Wir hängen beim Honorar schon wieder vier Jahre zurück.“ Der DAV-Chef forderte, dass nicht nur das Fixhonorar überprüft werde, sondern auch die Beratungsleistungen der Apotheker zusätzlich vergütet werden.
Der FDP-Politiker Schinnenburg machte sich in der Diskussion mehrfach für eine beratungsorientierte Vergütung der Pharmazeuten stark. Er finde es wichtig und wertvoll, dass Apotheker auch mal von einem Arzneimittel abraten. Auch von diesem „Abraten“ sollten Apotheker wirtschaftlich profitieren. Schinnenburg sprach sich zudem dafür aus, dass Apotheker und Ärzte sich besser vernetzen.
10 Kommentare
An Herrn Hennrich
von Christian Giese am 26.04.2018 um 14:23 Uhr
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Aktuelle Diskussion RX-Versandverbot
von Uwe Hansmann am 26.04.2018 um 12:49 Uhr
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CDU Gewinde
von Dr.Diefenbach am 25.04.2018 um 20:32 Uhr
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Tür zu
von Christiane Patzelt am 25.04.2018 um 20:22 Uhr
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Alles klar !
von Ulrich Ströh am 25.04.2018 um 19:26 Uhr
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Die Idden-Olympiade....
von gabriela aures am 25.04.2018 um 19:02 Uhr
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Hennrich
von Conny am 25.04.2018 um 18:43 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Hennrich
von Michael Hennrich am 26.04.2018 um 11:22 Uhr
AW: @ M.Hennrich
von gabriela aures am 26.04.2018 um 16:18 Uhr
RX-Versand
von Dr. Radman am 25.04.2018 um 18:17 Uhr
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