Antihypertensiva: empfehlenswert

Warentest checkt Blutdrucksenker

Stuttgart - 25.04.2018, 14:20 Uhr

Verbraucherschützer propagieren Arzneimittel gegen Hypertonie. (Foto: redaktion93 / Stock.adobe.com)

Verbraucherschützer propagieren Arzneimittel gegen Hypertonie. (Foto: redaktion93 / Stock.adobe.com)


Stolperfalle bei Hypertonie und Herzinsuffizienz

Lediglich eine kleine gedankliche Stolperfalle bauen die Verbraucherschützer ein. Sie nennen in ihren Empfehlungen zur Hypertoniebehandlung „bei zusätzlichen Herz-Kreislauf- oder Nierenleiden“ die Gruppe der Diuretika als „Mittel der Wahl bei Herzschwäche“. Das kann man leicht falsch verstehen – denn natürlich stellen Diuretika bei Herzinsuffizienz auch beim Vorliegen einer gleichzeitigen Hypertonie nach wie vor nicht die First-Line-Therapie.

ACE-Hemmer und Betablocker verbessern Mortalität bei Herzinsuffizienz

Sind bei Monotherapie einer isolierten Hypertonie alle fünf Substanzklassen – ACE-Hemmer, Sartane, Calciumantagonisten, Betablocker und Diuretika – als gleichwertig einzustufen, wirken diese Arzneimittelgruppen bei einer Herzinsuffizienz nicht äquipotent. Mortalitätsverbessernde Arzneimittel bei einer Herzinsuffizienz, die auch in der Behandlung der Hypertonie zugelassen sind, sind lediglich ACE-Hemmer und Betablocker. ACE-Hemmer gelten als erste Wahl in jedem Stadium der Herzinsuffizienz (NYHA 1 bis 4) und Sartane bei Nichtverträglichkeit von ACE-Hemmern. Betablocker kommen grundsätzlich ab NYHA 2 zum Einsatz. Patienten mit Myokardinfarkt oder Hypertonie können laut Leitlinie auch bereits im ersten Stadium der Herzinsuffizienz mit Betablockern behandelt werden. Diuretika sind ab NYHA 2 bei Flüssigkeitsretention indiziert.

Dass beide Erkrankungen parallel vorliegen, kommt in der Praxis nicht so selten vor: Immerhin knapp 60 Prozent der Herzinsuffizienzpatienten leiden zusätzlich an Hypertonie. Eine gute Einstellung der Hypertonie zählt zu den kausalen Ansatzpunkten einer Herzinsuffizienz. Will man also medikamentös zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und Hypertonie und Herzinsuffizienz mortalitätsverbessernd gleichzeitig therapieren, sollte man primär eher zu ACE-Hemmern und Betablockern greifen – so keine absoluten Kontraindikationen vorliegen.

Hypertoniker sollten Warentest lesen – oder den Apotheker fragen

Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass etwa die Hälfte der Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck nicht adhärent ist und ihre Arzneimittel wie ärztlich verordnet einnimmt. Grund für eine mangelnde Adhärenz kann bei Hypertonie auch eine häufig erforderliche Kombinationstherapie mit unterschiedlichen Wirkstoffen sein – denn je mehr Tabletten ein Patient einnehmen muss, desto schlechter ist in der Regel seine Therapietreue. Bleibt also zu hoffen, dass möglichst viele Hypertoniker das Warentest-Urteil lesen – oder einfach auch mal zur Wirksamkeit und Verträglichkeit ihrer Arzneimittel in der Apotheke nachfragen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Warentest Blutdrucksenker

von Gregor Huesmann am 29.04.2018 um 13:46 Uhr

Warum stammt der Artikel nicht von der Bundesapothekerkammer? Haben wir nichts zu den Antihypertonika zu sagen?

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Warentest Blutdrucksenker

von Gregor Huesmann am 29.04.2018 um 12:38 Uhr

Warum stammt der Artikel von der Stiftung Warentest und nicht von der Bundesapothekerkammer? Sind wir auf dem Gebiet inkompetent?

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Ich werd noch gaga

von Karl Friedrich Müller am 25.04.2018 um 15:16 Uhr

„Sie können erhöhten Blutdruck wirkungsvoll senken, der Nutzen überwiegt das Risiko“, lautet das Fazit von Stiftung Warentest.
Ein Hammer Ergebnis, geradezu spektakulär!
Erforscht, in tausend Leitlinien empfohlen und seit Jahrzehnten verwendet.
Da braucht es echt noch eine Untersuchung von Stiftung Warentest.
Ich bin fassungslos.

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