Verhütungsringe

Konkurrenz für Nuva: Ginoring, Cyclelle und Co. erobern den Markt

Stuttgart - 30.04.2018, 11:00 Uhr

Die generischen Verhütungsringe konnten in kurzer Zeit dem Original Nuvaring einige Marktanteile abnehmen (Foto: imago)

Die generischen Verhütungsringe konnten in kurzer Zeit dem Original Nuvaring einige Marktanteile abnehmen (Foto: imago)


„Der Wunsch nach ungekühlten Verhütungsringen ist groß“ – erklärte jüngst Ginoring®-Hersteller Exeltis gegenüber DAZ.online. Das sei der Grund für den bestehenden Lieferengpass. Sind intravaginale Verhütungsringe tatsächlich so beliebt? Wie viele Marktanteile konnten sie in der Welt der hormonellen Kontrazeptiva seit ihrer Einführung im vergangenen Jahr gewinnen?

Wie häufig geben Sie einen Nuvaring® ab? Oder auch die ungekühlten generischen Alternativen Cyclelle®, Ginoring®, Setlona® und Veri-Aristo®, die seit August des vergangenen Jahres den Verhütungsringmarkt ein wenig bunter und günstiger machen? Wenn sie denn lieferbar sind. Aktuell berichten Apotheker über einen kollektiven Engpass bei den „Neuen“. Doch rein vom Gefühl scheinen Nuvaring® & Co. auch sonst nicht in rauen Mengen über den HV-Tisch zu gehen.

Eine Auswertung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) stützt dieses Gefühl: Mit weniger als 2,5 Prozent der Verhütungsmittelverordnungen nehmen vaginal anzuwendende kombinierte hormonelle Kontrazeptiva mit Abstand den geringsten Teil ein. Für die Auswertung bezog das BfArM lediglich rezeptbezogene Daten der gesetzlichen Krankenkassen ein – diese berücksichtigen jedoch nur Frauen bis zum Alter von 20 Jahren. Danach ist Kontrazeption keine GKV-Leistung mehr. Allerdings liefern diese Zahlen zumindest einen Anhaltspunkt.

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Verhütungsringe jetzt auch ungekühlt

Wie sieht die Marktverteilung innerhalb der Verhütungsringe aus? „Der Wunsch nach ungekühlten Verhütungsringen ist groß“, begründet die Exeltis Germany GmbH den bestehenden Lieferengpass – das Unternehmen, das mit eine generische Alternative zum Verhütungssystem Nuvaring® entwickelt hat. Seit 2017 bietet Exeltis mit Ginoring® eine ungekühlte Variante des intravaginalen Kontrazeptionsrings an. Der Hersteller vergibt Produktionslizenzen an die übrigen generischen Verhütungsring-Vertreiber, Hexal, Aristo Pharma und Mylan Dura. Stimmt das – ist die Nachfrage tatsächlich so groß? DAZ.online hat sich die Entwicklung des Absatzes bei intravaginalen Verhütungssystemen genauer angeschaut.

Immer weniger Verhütungsringe seit 2015

In den Jahren 2015 und 2016 beherrschte MSD als Erstanbieter mit Nuvaring® den intravaginalen Verhütungsringmarkt allein: Der Absatz lag bei 1,192 Millionen Packungen (2015) und war leicht rückläufig auf 1,108 Millionen Packungen im darauffolgenden Jahr (2016). Nuvaring® bescherte MSD Umsätze – gemessen am Abgabepreis des pharmazeutischen Unternehmers – im Wert von 34,1 Millionen Euro 2015 und durch entsprechend sinkende Abgabezahlen 31,8 Millionen Euro 2016.

Apothekenmarkt für Vaginalringe 2015-2017
 

Umsatz zum ApU* in Tsd. Euro

Umsatzveränderung ggü. VJ in %

  2015 2016 2017 MAT** Apr 2017 bis Mrz 2018 Jan bis Mrz 2018 2015 2016 2017 MAT** Apr 2017 bis Mrz 2018 Jan bis Mrz 2018
G03A9  SONST.HORM.KONTRAZ.SYST.                    
  02_ETHINYLESTRADIOL/ETONOGESTREL 34.119 31.803 30.573 29.975 7.142 -3,3 -6,8 -3,9 -5,4 -7,7
     Original/Zweitanbieter inkl. Importe 34.119 31.803 27.728 25.419 5.430 -3,3 -6,8 -12,8 -19,7 -29,8
     Generika 0 0 2.845 4.556 1.711 0,0 0,0 ---  ---  --- 
 
 

Absatz in Tsd. Packungen

Absatzveränderung ggü. VJ in %

  2015 2016 2017 MAT**
Apr 2017
bis Mrz 2018
Jan bis Mrz. 2018 2015 2016 2017 MAT**
Apr 2017
bis Mrz 2018
Jan bis Mrz 2018
G03A9  SONST.HORM.KONTRAZ.SYST.                    
  02_ETHINYLESTRADIOL/ETONOGESTREL 1.192 1.108 1.081 1.077 264 -4,8 -7,0 -2,5 -2,4 -1,6
     Original/Zweitanbieter inkl. Importe 1.192 1.108 969 895 195 -4,8 -7,0 -12,6 -18,9 -27,5
     Generika 0 0 112 182 70 0,0 0,0 ---  ---  --- 

* ApU = Abgabepreis des pharmazeutischen Unternehmers; ohne Berücksichtigung von Rabatten jeglicher Art
** MAT = Moving Annual Total = 12-Monatswert
Quelle: IMS PharmaScope
®

Cyclelle®, Ginoring®, Setlona® und Veri-Aristo® gewinnen Anwenderinnen

Der Absatz an Verhütungsringen sinkt  – ebenso wie der Absatz an hormonalen Verhütungsmitteln überhaupt. Dieser Trend setzt sich auch 2017 fort: 30,573 Millionen Euro Umsatz bei 1,081 Millionen Packungen. Hinzu kommt für MSD: Seit August 2017 muss sich der bisherige Verhütunggsring-Platzhirsch diesen Markt mit Cyclelle®, Ginoring®, Setlona® und Veri-Aristo® teilen – das bekommt MSD kräftig zu spüren. Eine Auswertung der letzten zwölf Monate – wobei Generika erst ab August 2017 mitmischen – zeigt einen generischen Marktanteil von 16,9 Prozent: Nuvaring 895.000 Packungen und Generika 182.000 Packungen.Für das aktuelle Jahr liegt der Marktanteil der generischen Verhütungsringe bei 26,5 Prozent – und das obwohl die Lieferfähigkeit derzeit nicht gewährleistet ist. Daher stimmt die Einschätzung des Ginoring-Vertreibers durchaus mit den aktuellen Marktdaten überein.

Wie verhüten die Deutschen – mit Pille oder Kondom?

Die Pille zählt gemeinsam mit Kondomen zu den beliebtesten Verhütungsmethoden der Deutschen. Das hat eine repräsentative Untersuchung zum Kontrazeptionsverhalten Erwachsener im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergeben. Befragt wurden 1750 Frauen und Männer im Alter von 18 bis 49 Jahren. Die weitere Bedingung: Sie mussten in den vergangenen zwölf Monaten Geschlechtsverkehr gehabt haben. Das Ergebnis: Drei Viertel der sexuell aktiven Bevölkerung verhütet, die meisten – 53 Prozent – bevorzugen ein hormonelles Kontrazeptivum. 37 Prozent verhüten mit Kondom.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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