Arzneimittelausgaben

USA: Mehr Spezialarzneimittel und Orphan Drugs

Remagen - 30.04.2018, 15:15 Uhr

In den USA wird immer mehr Geld für Spezialarzneimitte und Orphan Drugs ausgegeben. (Foto: Imago)

In den USA wird immer mehr Geld für Spezialarzneimitte und Orphan Drugs ausgegeben. (Foto: Imago)


In den USA verlagert sich der Fokus bei den Arzneimittelausgaben mehr und mehr von traditionellen Behandlungen auf innovative Spezialarzneimittel und Präparate zur Anwendung bei seltenen Krankheiten. Teilweise müssen die Patienten für ihre Therapien tief in die Tasche greifen. Diese und weitere Erkenntnisse liefert ein aktueller Marktbericht von IQVIA.

Ein neuer Bericht des Marktforschungsunternehmens IQVIA gibt einen Einblick in die Struktur der Netto-Ausgaben für Arzneimittel in den Vereinigten Staaten im Jahr 2017, zusammen mit einer Prognose bis 2022. Außerdem untersucht er die Ausgaben der Patienten in Apotheken und wirft einen Blick auf das Gesamtvolumen der Arzneimittelverwendung unter besonderer Berücksichtigung von Opioiden und neu auf den Markt gekommenen, innovativen Arzneimitteln.

Wachstum vor allem durch Spezialmedikamente und Orphan Drugs getrieben

Nach dem Report sind die Ausgaben für Arzneimittel für stationäre und ambulante Patienten in den USA im Jahr 2017 nach Abzug von Rabatten und Rechnungsnachlässen um 0,6 Prozent gestiegen. Bezogen auf den Einzel- und Versandhandel sind die Netto Ausgaben um 2,1 Prozent zurückgegangen.

Bis 2022 wird eine 2 bis 5prozentige Steigerung der Gesamt-Nettoausgaben erwartet, während das Ausgaben-Wachstum im Einzel-und Versandhandel auf Netto-Basis mit 1 bis 4 Prozent veranschlagt wird. Laut IQVIA wird der Anstieg in erster Linie durch die große Zahl neuer Medikamente, darunter vieler Spezialmedikamente und Orphan Drugs befördert. Der größte Treiber bei den Nettoausgaben waren im Jahr 2017 die Brands mit einer Marktpräsenz von weniger als zwei Jahren. Auf diese entfielen 12 Milliarden US-Dollar an zusätzlichen Ausgaben auf Nettobasis, ein deutlicher Rückgang gegenüber den historisch hohen Niveaus in den letzten drei Jahren. Generika waren von 2013 bis 2015 ebenfalls ein positiver Wachstumsmotor, was IQVIA auf die geringere Zahl an Patentabläufen und Preiserhöhungen zurückführt. In 2016 soll sich dieses Wachstum jedoch verlangsamt haben. Außerdem soll die Dynamik des Marktes auch in Zukunft durch die zunehmenden Rabatte, wie zum Beispiel „Preis-Schutzverträge“ und gesetzliche Rabatte an das Gesundheitsfürsorgeprogramm Medicaid geprägt werden, die weiterhin für einen großen Teil des Marktes gelten werden.

Verschreibungsvolumen für Opioide geht drastisch zurück

Die amerikanischen Patienten nehmen immer mehr Arzneimittel. So wurde in 2017 eine deutliche Zunahme an so-genannten „90-Tage Rezepten“ für chronische Therapien verzeichnet. Demgegenüber scheinen die Maßnahmen zur Eindämmung der Fehlanwendung von Opioiden, die seit geraumer Zeit propagiert und auch umgesetzt werden, langsam anzuschlagen. Der Einsatz rezeptpflichtiger Opioide ist in den Vereinigten Staaten ab Mitte der 1990er Jahre beträchtlich angestiegen und erreichte 2011 den Höhepunkt. Im Jahr 1992 kamen auf jeden Erwachsenen etwa 22 Einzeldosen (Pillen) von Opioiden, im Jahr 2011 waren es 72 pro Person. Inzwischen ist die Nutzung auf 52 „Pillen“ pro Erwachsener gesunken. Im letzten Jahr wurde für die Opioide im Vergleich mit anderen Arzneimittelgruppen der stärkste Rückgang des Verschreibungsvolumens verzeichnet. Bei den höchstdosierten hat sich das Volumen in den letzten zwei Jahren um mehr als 33 Prozent verringert.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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