Großbritannien

Paar wegen illegaler Online-Apotheke verurteilt

Remagen - 02.05.2018, 11:00 Uhr

Der Mann wurde zu 18 Monaten Freiheitsentzug ohne Bewährung verurteilt. Die Frau bekam acht Monate mit einer zweijährigen Bewährungsfrist plus 180 Stunden unbezahlte Arbeit. (Foto: denissimonov / Stock.adobe.com)

Der Mann wurde zu 18 Monaten Freiheitsentzug ohne Bewährung verurteilt. Die Frau bekam acht Monate mit einer zweijährigen Bewährungsfrist plus 180 Stunden unbezahlte Arbeit. (Foto: denissimonov / Stock.adobe.com)


Die als durchschlagsfähig bekannten Fahnder der britischen Arzneimittelbehörde Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) haben mal wieder „zugeschlagen“. Auf ihre Ermittlungen hin konnte ein Paar überführt werden, das eine illegale Online-Apotheke betrieb. Beide mussten sich jetzt vor Gericht verantworten.

Wie die britische Arzneimittelbehörde MHRA mitteilt, wurde in der letzten Woche ein polnisches Paar aus Wellingborough, Northamptonshire, vom Northampton Crown Court verurteilt. Ihnen war zur Last gelegt worden, nicht zugelassene Medikamente und bestimmte kontrollierte Arzneimittel (Klasse C) zu besitzen und zu vermarkten. Während einer Razzia hatten Vollzugsbeamte der Arzneimittelbehörde große Mengen von nicht registrierten und verschreibungspflichtigen Präparaten, zum Beispiel gegen erektile Dysfunktion, Steroide und illegale Schlankheitstabletten mit einem Gesamtwert von mehr als 25.500 Pfund beschlagnahmt. Der Wert der Schlankheitspillen allein wurde mit 7.900 Pfund veranschlagt. Bei einer Follow-up-Durchsuchung im Haus des Mannes stellte sich heraus, dass die illegalen Aktivitäten auch nach der ersten Razzia fortgesetzt worden waren. Außerdem wurden weitere Steroide im Wert von rund 10.750 Pfund sichergestellt.

Medikamente für 87.500 Pfund illegal vertrieben

Obwohl keiner von beiden als Arzt oder Apotheker registriert war, betrieb das Paar eine illegale Online-Apotheke für Kunden in ganz Großbritannien. Dabei hatten sie die Segmente unter sich aufgeteilt. Während Izabela Wojceichowska (37) sich um den Vertrieb der Schlankheitspillen kümmerte, war ihr 36-jähriger Partner Jakub Woźniak für alle anderen Arzneimittel zuständig. Die MHRA-Fahnder konnten finanzielle Transaktionen für den Verkauf von nicht zugelassenen Medikamenten in Höhe von mehr als 87.500 Pfund aufdecken.

18 Monate Haft

Beide waren laut MHRA geständig. Woźniak wurde zu 18 Monaten Freiheitsentzug ohne Bewährung verurteilt. Wojceichowska bekam acht Monate mit einer zweijährigen Bewährungsfrist und muss zusätzlich 180 Stunden unbezahlte Arbeit leisten. Außerdem muss das Paar 3.000 Pfund an verbundenen Kosten bezahlen. 

„Die Verbrecher wollen nur Ihr Geld“

„Potente nicht lizenzierte oder verschreibungspflichtige Medikamente zu verkaufen ist eine schwere Straftat“, sagt Alastair Jeffrey, Chef der MHRA-Vollzugseinheit. „Wenn sie ohne ärztliche Aufsicht genommen werden, können sie sehr gefährlich sein.“ Wie Jeffrey berichtet, arbeiten die MHRA-Fahnder unermüdlich mit den Kollegen von regulatorischen und staatlichen Vollzugsstellen zusammen, um alle an entsprechenden Verstößen Beteiligten aufzuspüren und zu verfolgen. „Die Verbrecher wollen nur Ihr Geld und haben nicht das geringste Interesse an Ihrer Gesundheit“, mahnt Jeffrey.

Die MHRA fährt derzeit eine #FakeMeds-Kampagne, um die Menschen davor zu warnen, potenziell gefährliche oder nutzlose nicht zugelassene Medikamente von illegalen Online-Anbietern zu kaufen. Dort können die Verbraucher auch Meldungen übermitteln, wenn ihnen irgendetwas verdächtig vorkommt.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Unverständnis

von Emma am 24.05.2018 um 11:18 Uhr

Ich verstehe nicht wie Menschen sich irgendetwas im Internet bestellen bei dem sie nicht mal wirklich wissen was drinnen ist. Gut, ich kann verstehen, dass man in solchen Situationen sicher zu einigem bereit ist, aber wieso macht man das zuerst? Da gibt es doch noch zig verschiedene Möglichkeiten bevor man zu dieser Vorgangsweise übergeht. Bei einigen Menschen reicht ja schon ein Gespräch aus, sei es mit der Partnerin oder mit einem Therapeuten, wenn man das nicht will bekommt man auch bei uns rezeptfreie Mittel. Und wenn man sich ein Mittel wie Coitosan im Internet bestellt, weiß man, dass da alles passt, das kann man ja so auch rezeptfrei in der Apotheke kaufen. Da muss es ja gar nicht gleich Viagra sein, zuerst mal natürliche Mittel ausprobieren. Man will anscheinend auch seinen Lebensstil in solchen Situationen nicht ändern. Einigen Lebensmittel wird ja auch nachgesagt, dass sie in solchen Situationen helfen können. Sich darüber zu informieren ist ja nicht wirklich schwer bei den ganzen Magazinen. Einmal im Monat wird da so und so darüber berichtet, samt Tipps was da helfen soll. Das wären für mich mal alles Schritte, die man vor solch einem dubiosen Geschäft machen sollte.

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Gibt es leider hier so nicht !

von Ratatosk am 03.05.2018 um 12:29 Uhr

Leider haben in Deutschland die Behörden kein besonderes Interesse so was zu verfolgen, aber so was würde ja nur für die Patienten und die bösen Apotheken von Nutzen sein !
Habe selbst erlebt, daß die Polizei meinte, ja eine Anzeige könne man schon immer stellen, die Bezirksregierung winkte mündlich höflich ab, dieselben, die aber aber bei Präsentationsarzneimiteln etc. mit aller Härte und unglaublichem Aufwand vorgehen. Man sieht ja auch, daß Mißstände in Indien oder China fast immer von englischen oder französischen Kontrollen aufgedeckt werden, deutsche Engagement ist hier kaum feststellbar.
Würde wohl die Aktivitäten jeglicher Versender zu sehr verunsichern.

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