TV-Reportage im Mittagsmagazin

Schmidt beschwert sich bei der ARD über DocMorris-Werbung

Berlin - 02.05.2018, 07:00 Uhr

Kein Verständnis hat ABDA-Präsident Friedemann Schmidt für die Beiträge des ARD-Mittagsmagazins zum Apothekenmarkt. (Foto: Imago)

Kein Verständnis hat ABDA-Präsident Friedemann Schmidt für die Beiträge des ARD-Mittagsmagazins zum Apothekenmarkt. (Foto: Imago)


Schmidt: Beitrag hat Befremden ausgelöst

Schließlich sprechen einzelne Apotheker Einladungen für die ARD-Redakteure aus, damit diese sich vor Ort ein Bild über die Leistungen der Pharmazeuten machen. An dieser Stelle mischt sich auch DocMorris in die Diskussion ein. „Selbstverständlich laden wir Sie auch jederzeit nach Heerlen zur Apotheke DocMorris ein. Auch hier können Sie sich ein umfassendes Bild über Arbeitsplätze, Arzneimitteltherapiesicherheit, Rezeptur und pharmazeutische Beratung sowie die Digitalisierung in der Apotheke machen“, heißt es in dem Post des EU-Versenders.

Am Freitag hat dann auch die ABDA auf die Diskussion reagiert. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat der ARD-Redaktion einen Brief geschickt. In dem Schreiben, das DAZ.online vorliegt, erklärt er, dass die Berichterstattung in der Apothekerschaft „Befremden ausgelöst“ habe, da im Hinblick auf eine ausgewogene Berichterstattung wichtige Fakten unerwähnt geblieben seien. Schmidt stört sich zum Beispiel an der Darstellung des Marktanteils von Versandapotheken: „Es wird auf den kleinen Markanteil der Versandapotheken von ca. 1 Prozent bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verwiesen. Unerwähnt dabei bleibt, dass der Marktanteil ausländischer Anbieter rasant wächst, seit die Preisbindung für sie nicht mehr gilt.“

Schmidt: Gesundheitswesen profitiert nicht von Rx-Boni

Außerdem beschwert sich Schmidt über die Aussage der ARD-Redaktion, dass das gesamte Gesundheitswesen profitieren könnte, wenn alle Apotheker Rx-Boni gewähren dürften. Der ABDA-Präsident dazu: „Das ist nicht zutreffend. Boni beeinflussen die Ausgaben für die gesetzliche Krankenversicherung nicht. Sie gehen an den einzelnen Patienten, auch dann, wenn dieser, beispielsweise als chronisch Kranker, ohnehin von Zuzahlungen befreit ist und von der Versichertengemeinschaft kostenfrei gestellt wird.“

Der ABDA-Präsident weist in dem Schreiben auch darauf hin, dass „die beiden größten Anbieter nach eigenem Bekunden einen Marktanteil von bis zu 25 Prozent in den nächsten Jahren anvisieren würden“. Auf welche Aussage sich die ABDA und Schmidt hier beziehen, wird allerdings nicht weiter erklärt. In jedem Fall stört sich Schmidt auch an der recht einseitigen Darstellung der beiden Beiträge: „Diskutabel ist aus unserer Sicht darüber hinaus, dass in dem Beitrag auf die positive, beinahe werbliche Darstellung eines bestimmten Unternehmens rekurriert wird, anstatt generisch und neutral über die Versandhandelsbranche als Ganzes zu berichten“, so Schmidt.

ABDA: Kein Convenience-Faktor im Versandhandel

Aus Sicht der ABDA wird der Versandhandel in dem Beitrag außerdem zu empathisch dargestellt. Schmidt schreibt: „Der Fernsehbeitrag stellt auf einen besonderen Convenience-Faktor im Versandhandel ab. Dabei wird nicht erwähnt, dass der Kunde bei verordnungspflichtigen Arzneimitteln das Rezept per Post einschicken und mehrere Tage auf den Erhalt der Arzneimittel warten muss, während die Apotheken vor Ort Medikamente in der Regel unmittelbar abgeben können.“

Aber auch über die faktisch unsauberen Darstellungen beschwert sich die ABDA: Denn die oben beschriebene Darstellung der Apothekendichte ist auch aus Sicht der ABDA nicht ganz sauber. Dies sei nicht zutreffend, schreibt Schmidt. Die Apothekendichte in Deutschland liege mit 24 Apotheken pro 100.000 Einwohnern deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 31.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Mittagsmagazin auch schon "gepimpt"?

von Heiko Barz am 02.05.2018 um 16:47 Uhr

"Lügenpresse" mit gefährlichen, da überaus verantwortungslos recherchierten Fakten. Aber diese Art des "neuen" Journalismus ist uns berufsbedingten Analysen-Junkies keineswegs fremd.
"Hart aber Fair" wäre mal ein Weg, nur wir Apotheker sind bundesweit politisch zu unwichtig.
Wir machen unsere Arbeit, die von allen Seiten als soziale Komponente als selbstverständlich angesehen wird. Keiner, auch die" Mediaten" selber, können sich eine apothekenlose Zukunft auch in Abstraktion nicht vorstellen.
Wie aber funktioniert solch ein Journalistenhirn?
Es müssen Schlagzeilen her und nichts wäre schöner für die Presse als eine Aussage wie: ....Endlich, die Apothekerlobby ist eingebrochen....und dann freut man sich, die vielen Ju Hu rufenden Facebook-Kommentare zu lesen, meist geschrieben von vollkommen desinformierten Nerds, denen beim Begriff Apotheke nur noch das in den Medien breitgetretene Wort DocMorris einfällt. Leider, und das ist der medialen Kunst dieser Holland-Piraten zu verdanken, wird bei jeder öffentlichen Diskussionen um Arzneimittel mehr über diese "Firma" debattiert als über die tatsächliche und wohnortnahe Apotheke vor Ort.
"Wohnortnahe Arzneimittelversorgung" ist der Begriff, der den Hölländern (?) wie ein Balken im Auge steht. Wenn es denen und den KKassen gelingt, gegen das Wohl ihrer Beitragszahler dieses Alleinstellungsmerkmal der Deutschen Apotheke zu beseitigen, dann könnten wir uns abmelden.

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ARD-Mittagsmagazin

von Wolfgang Steffan am 02.05.2018 um 8:56 Uhr

Nun, wen wundert´s ? DocMorris verfügt halt über PR-Profis
und "unsere" ABDA über PR-Stümper. In Berlin steckt man
unsere Beitrags-Millionen lieber in teuere Paläste anstatt in
die Öffentlichkeitsarbeit !

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gezielte Aktion

von Dr Schweikert-Wehner am 02.05.2018 um 8:51 Uhr

eigentlich hat ja nur der Regierungssender dass offizielle Aus für das RX-Versandverbot verkündet.

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