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Pharmacon Meran
Kiefer: „Die Große Koalition wird alles fürs Rx-Versandverbot tun“
Der diesjährige Pharmacon-Kongress in Meran startete mit
berufspolitischem Optimismus. Der Präsident der Bundesapothekerkammer Andreas Kiefer ist überzeugt, dass sich die Regierung nach
wie vor für das Rx-Versandverbot einsetzt. Es folgte eine Rede vom ehemaligen Verfassungsrichter Udo di Fabio, der sagte, er hätte kein Problem damit, den Rx-Versand zu verbieten.
Mit der James Bond Titelmelodie eröffnete das Tiroler Blasmusikorchester den 56. Pharmacon Kongress in Meran. Ebenso kraftvoll lauteten am gestrigen Sonntag die Ansprachen von Dr. Andreas Kiefer und Professor Udo di Fabio. Beide Redner sprachen aus ihren berufseigenen Perspektiven ein klares Plädoyer dafür aus, die öffentliche Apotheke durch ein Rx-Versandverbot zu schützen.
Apotheker an die Front
Der Präsident der Bundesapothekerkammer Kiefer erklärte, dass sich Arzneimittel immer mehr in einem Spannungsfeld zwischen Marktwachstum und Gesundheitsschutz befänden. Dazu wies er auf eine Sendung im Hessischen Rundfunk (HR) hin, bei der sich eine Testkäuferin als 80-jährige Dame ausgab und bei fünf Versendern drei verschiedene Schmerz- sowie ein Schlafmittel bestellte. Mit „andere kauften auch“ wurde die Testkundin aufgefordert, weitere Medikamente wie etwa Wick Medinait zu bestellen. Keiner der Internetanbieter wies auf Wechselwirkungen hin. Ein Versender warnte die 80-jährige vor Nebenwirkungen in der Schwangerschaft.
Für Kiefer ist die Sendung ein Beispiel, wie online-Marketingstrategien Arzneimittelfehlgebrauch fördern. Dagegen gehöre es zum gesetzlichen Auftrag der Apotheker, Arzneimittelmissbrauch zu verhindern. Zudem haben die Pharmazeuten die Kompetenz, um Arzneimittelrisiken abzuwenden. „Apotheker gehören an die Front der Arzneimittelversorgung“, betonte Kiefer.
Jeder Fünfte versteht seinen Arzt nicht
Kiefer wies auch auf eine Studie der Uni Bielefeld hin, die zeige, dass die wohnortnahe Apotheke noch aus einem weiteren Grund unverzichtbar sei: Sie hilft Kunden mit eingeschränkter Gesundheitskompetenz, ihre Arzneimittel richtig anzuwenden. Laut der von Kiefer zitierten Studie findet es jeder Fünfte schwierig zu verstehen, was der Arzt ihm erklärt. Und im Internet sei es für Patienten schwer, zwischen unabhängigen und werblichen Informationen zu unterschieden.
Eine mangelnde Gesundheitskompetenz kann beim Internetshoppen gefährlich werden. Denn viele online-Käufer überschätzen ihr Arzneimittelwissen und bestellen sorglos Medikamente oder Kombinationen, die ihnen schaden. Deshalb ist es aus Sicht von Kiefer richtig, dass Arzneimittel gewissen Schutzvorschriften unterliegen, auch wenn Verbraucher diese manchmal als lästig empfinden. „Die Rezeptplicht ist keine Schikane, sondern dient der Verringerung von Arzneimittelrisiken“, findet der Apotheker.
Verbotskritik nur „Startschwierigkeiten“
Nach der Wahrnehmung von Kiefer ist inzwischen auch in der Politik das Bewusstsein gewachsen, dass Arzneimittel etwas Besonderes seien. „Die Große Koalition wird alles dafür tun, das Rx-Versandverbot umzusetzen“, ist sich der BAK-Präsident sicher. Anderslautende Äußerungen von Regierungspolitikern stuft er als „Startschwierigkeiten“ ein. „Ich bin nach wie vor der Meinung, wir setzen uns mit unseren Argumenten durch“, erklärte Kiefer.
Apotheke dient höherem Ziel
„Als Verfassungsrechtler hätte ich damit kein Problem, den Rx-Versandhandel zu verbieten“, sagte der ehemalige Verfassungsrichter Udo Di Fabio. Die Apotheke als Institution diene dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung und verdiene daher ihrerseits rechtlichen Schutz. Außerdem sei die organisierte Beratung von zunehmender Bedeutung, weil die Menschen immer älter werden.
Aus seiner Sicht erhalten Institutionen wie die Apotheke zu wenig Wertschätzung. Dies hänge unter anderem mit der aktuellen Europapolitik zusammen, die von westlichen Zielvorstellungen geprägt sei. „Die lokale und inhabergeführte Apotheke wird als Hindernis eines totalen Binnenmarktes wahrgenommen“, schlussfolgerte Di Fabio. Aus seiner Sicht habe die Europäische Union an der einen oder anderen Stelle die Schraube der Supranationalität überdreht. „Es geht um eine Politik der Balance“, sagte di Fabio. Dies bedeute, auch mal einen Schritt bei der Liberalisierung zurückzurudern.
7 Kommentare
Antwort an Heiko Barz
von Christian Redmann am 28.05.2018 um 23:29 Uhr
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Startschwierigkeiten ?
von gariela aures am 28.05.2018 um 22:05 Uhr
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. . . Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
von Uwe Hansmann am 28.05.2018 um 18:49 Uhr
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fies
von Karl Friedrich Müller am 28.05.2018 um 12:15 Uhr
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... ich glaub das nicht.
von Christian Redmann am 28.05.2018 um 12:14 Uhr
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AW: ... ich glaub das nicht
von Heiko Barz am 28.05.2018 um 20:05 Uhr
Ran an die Front oder Wer springt zuerst
von Bernd Jas am 28.05.2018 um 9:35 Uhr
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