Pharmacon Meran

Kinderwunsch unter MS-Therapie

Meran - 30.05.2018, 07:00 Uhr

Dass weibliche MS-Patienten im Durchschnitt weniger Kinder zur Welt bringen, liegt nicht unbedingt an einer gestörten Fruchtbarkeit. Oft sind Paare verunsichert und entscheiden sich gegen Kinder. (Foto: ondrooo / stock.adobe.com)

Dass weibliche MS-Patienten im Durchschnitt weniger Kinder zur Welt bringen, liegt nicht unbedingt an einer gestörten Fruchtbarkeit. Oft sind Paare verunsichert und entscheiden sich gegen Kinder. (Foto: ondrooo / stock.adobe.com)


Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die häufig schubförmig verläuft und Menschen zwischen dem 15. und 45. Lebensjahr betrifft. Immer älter zu werden sei daher – im Fall von MS –ein Vorteil, weil das Neuauftreten der Krankheit immer unwahrscheinlicher werde. Prof. Sebastian Rauer vom Universitätsklinikum Freiburg macht aber auch deutlich, dass gerade dieser Lebensabschnitt eine Herausforderung für MS-Patienten darstellt.

Der heutige 30. Mai ist der Welt-MS-Tag. Jährlich kommt es in Europa pro 100.000 Einwohner zu rund 80 Neuerkrankungen mit Multipler Sklerose (MS). Der Erkrankungsgipfel liegt um das 30. Lebensjahr und Frauen sind 2-3 mal häufiger betroffen als Männer. Zu den Frühsymptomen zählen Sensibilitätsstörungen, Entzündungen des Sehnervs sowie chronische Erschöpfung. Man geht neben der genetischen Prädisposition davon aus, dass Viren vom Typ Varizella-Zoster oder Epstein-Barr sowie ein Vitamin-D-Mangel, Rauchen und vermehrter Kochsalzkonsum für MS verantwortlich sind.

Einschränkungen der Sinne und der Koordination können einem in der „Rushhour des Lebens“ schnell die Pläne durchkreuzen. So müssten die Betroffenen ihre berufliche Karriere und Familienplanung mit der Diagnose und der anschließenden Behandlung in Einklang bringen, sagt Prof. Sebastian Rauer von der Uniklinik Freiburg am gestrigen Dienstag beim Pharmacon-Fortbildungskongress in Meran. Bei der MS-Therapie gehe es um Prophylaxe - mit dem Ziel, das Auftreten jeglicher Krankheitsaktivitäten zu vermeiden.

Welche Immuntherapeutika gibt es für milde MS-Verläufe?

Während der akute Schub meistens mit hochdosierten Steroiden behandelt wird, soll die langfristige Immunprophylaxe den neuronalen Schaden verlangsamen oder sogar stoppen. Regenerative Ansätze sind bisher noch nicht marktreif. Zur Behandlung milder bzw. moderater MS-Verläufe zählen die folgenden Immuntherapeutika: Interferon-Beta, Glatirameracetat (Copaxone®, Clift®), Dimethylfumarat (Tecfidera®) und Teriflunomid (Aubagio®). Für die Behandlung hochaktiver MS-Formen stehen die folgenden Immuntherapeutika zur Verfügung: Fingolimod (Gilenya®), Natalizumab (Tysabri®), Alemtuzumab (Lemtrada®) und Ocrelizumab (Ocrevus®). Rauer sieht vor allem in Ocrelizumab eine wichtige und fortschrittliche Therapieoption, da mit dem monoklonalen Antikörper auch seltene, dafür schwerere, nicht-schubförmige MS-Erkrankungen behandelt werden können.

Für Frauen mit einer MS-Erkrankung ist eine Schwangerschaft medizinisch nicht ausgeschlossen. Früher wurde den Betroffenen dagegen abgeraten und mit allen Mitteln versucht, eine Schwangerschaft zu verhindern oder eben nach Eintritt abzubrechen. Mittlerweile weiß man, dass die Schwangerschaft keinen negativen Einfluss auf das Ungeborene oder den Krankheitsverlauf der Mutter hat. Im Gegenteil – Autoimmunerkrankungen wie MS könnten sich während einer Schwangerschaft sogar signifikant verbessern.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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