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Medikationsmanagement in Apotheken
ARMIN-Initiatoren schicken Forderungskatalog an Spahn
Seit 2014 betreiben die AOK Plus sowie die Apotheker und Ärzte in Sachsen und Thüringen die Arzneimittelinitiative ARMIN. Insbesondere für die Apotheker ist es ein Prestigeprojekt – schließlich bieten nur hier die Pharmazeuten flächendeckend ein mit den Ärzten abgestimmtes, digitales Medikationsmanagement an. Um das Projekt in die Regelversorgung überführen zu können, sehen die Initiatoren aber noch an einigen Stellen politischen Handlungsbedarf.
Im ARMIN-Projekt stecken viele Hoffnungen der Apotheker: Nur hier haben es Apotheker, Ärzte und eine Krankenkasse geschafft, eine gemeinsame, digitale Kommunikationsplattform zu schaffen, auf der Ärzte und Apotheker sich auf Augenhöhe über die Medikation der Patienten austauschen können. Und nur hier können die Apotheker beweisen, dass das Medikationsmanagement in der Apotheke Vorteile für den Patienten und die Kassenfinanzen hat. ARMIN ist sogar gesetzlich vorgeschrieben: Der Gesetzgeber hatte es Ärzten und Apothekern 2012 ermöglicht, ein regionales Modellprojekt zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit ins Leben zu rufen, dies zu evaluieren und – falls ein Nutzen erkennbar ist – in die Regelversorgung zu überführen.
Seit Juli vergangenen Jahres sind alle drei Module in dem Arzneimittel-Projekt ausgerollt: Wirkstoffverordnung, Medikationskatalog und das Medikationsmanagement. Aber schon im vergangenen Jahr wurde klar, dass es bei ARMIN noch hakt. In einer gemeinsamen Pressekonferenz teilten die Projektpartner damals mit, dass es mehrere Probleme gebe: Die Beteiligung der Ärzte sei grundsätzlich nicht so rege wie bei den Apothekern, auch von den ca. 300.000 multimorbiden Patienten, die in Frage kommen, beteiligen sich demnach nicht genug. Es gab auch technische Probleme mit den neuen Komponenten der Arztpraxis-Software. Und auch die für die AOK so wichtigen Module, der Wirkstoffkatalog und die Wirkstoffverordnungen, liefen nur schleppend an – im vergangenen Jahr konnten die Mediziner nur 171 Monosubstanzen und 17 Wirkstoffkombinationen ohne Markennamen verschreiben.
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Trotzdem meinen die ARMIN-Initiatoren nun, erste Erkenntnisse aus dem Projekt gezogen zu haben. Anhand dieser Erkenntnisse haben sie nun einen Forderungskatalog formuliert. ARMIN habe eine „konzeptionelle Vorarbeit“ geliefert – nun müssten aber die Politik, die Selbstverwaltung und die Industrie tätig werden, um „technische Hürden“ und „normative Einschränkungen“ zu beseitigen, heißt es dort. Darum geht es den Apothekern, Ärzten und der AOK:
- Die Pläne zum bundeseinheitlichen Medikationsplan müssen aus Sicht der ARMIN-Projektpartner überarbeitet werden. Der Plan müsse „praktikabel, sektorenübergreifend und elektronisch nutzbar“ sein. Schon im DAZ.online-Interview hatte Ulf Maywald von der AOK Plus, die Pläne des E-Medikationsplanes kritisiert: Die IT-Lösung sei nicht sektorenübergreifend, auch der Datenträger, also die eGK sei problematisch, weil die Patienten die eGK nicht immer bei sich haben. Zur Erklärung: Im ARMIN-Modell werden die Medikationspläne zentral auf einem Server gespeichert, auf den die Ärzte und Apotheker gesichert zugreifen können. Die ARMIN-Pläne haben auch mehr Funktionen, beispielsweise eine Spalte für abgesetzte Medikamente oder ein Kommentarfeld. Im Übrigen fordern die ARMIN-Partner, dass alle kommenden E-Medikationspläne so gestaltet werden, dass sie interoperabel sind.
Bislang keine Daten zur Wirksamkeit von ARMIN vorgelegt
- Immer noch dürfen Apotheker nicht flächendeckend an Beratungs-Modellen beteiligt werden. Denn im SGB V sind pharmazeutische Dienstleistungen nicht vorgesehen, die Kassen dürfen dafür eigentlich kein Geld ausgeben. Das gemeinsame Medikationsmanagement müsse daher gesetzlich etabliert werden, fordern die ARMIN-Partner.
- Um die Wirkstoffverordnungen anzukurbeln, fordern Apotheker, Ärzte und die AOK, dass die Abgaberegeln im Rahmenvertrag so geändert werden, dass es in Abweichung vom Rahmenvertrag unter Beachtung der jeweils gültigen Rabattverträge möglichst selten zu Wechseln der Fertigarzneimittel kommt.
- Senkung der bürokratischen Hürden für Modellprojekte. Die Projektpartner nennen das Beispiel, dass die Patienten ein „4-teiliges Teilnahmeformular“ ausfüllen müssen, um überhaupt an ARMIN teilnehmen zu können.
- So wie sich auch schon der Deutsche Ärztetag kürzlich dafür ausgesprochen hat, fordern nun auch die ARMIN-Projektpartner die Vereinheitlichung der Arzneimittel-Datenbanken. Für die Apotheker heißt es im entsprechenden Absatz des Forderungskataloges: „Dazu gehört auch die Bereitstellung eines einheitlichen qualitätsgesicherten, codierten und standardisierten Datensatzes zur Etablierung einer bundesweiten Wirkstoffverordnung, der in die Softwaresysteme der Ärzte und Apotheker integriert ist und regelmäßig aktualisiert wird.“
- Nach wie vor bereitet die Software-Industrie den Projektpartnern Sorge. Es gebe noch „viele Hürden“ in diesem Bereich. So funktionierten die Medikationspläne in den einzelnen Praxissystemen der Anbieter nicht gleich, es gebe „abweichende Funktionalitäten und Bedienungsphilosophien“.
3 Millionen Verordnungen, 3500 Patienten im Medikationsmanagement
Die ARMIN-Partner haben ihr Papier unter anderem an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, die Mitglieder des Gesundheitsausschusses, den GKV-Spitzenverband und die Gesundheitsministerien in Sachsen und Thüringen geschickt. Inwiefern sich die Versorgung mit ARMIN auch faktisch verbessert hat, also etwa durch weniger Klinikeinweisungen oder weniger Neben- und Wechselwirkungen, teilten die Projektbeteiligten nicht mit. Bislang seien rund 3 Millionen Wirkstoffverordnungen ausgestellt und etwa 3500 Patienten via Medikationsmanagement beraten worden. Zahlen zur „Wirksamkeit“ des Projektes legten die Partner aber nicht vor.
In einer Mitteilung erklärte Thomas Dittrich, Chef des Sächsischen Apothekerverbandes, dazu lediglich: „Wie erwartet, konnten wir falsche Medikamenteneinnahmen, das betrifft sowohl die Tageszeit wie auch die Art der Einnahme, bei vorrangig älteren Patienten aufklären oder unerwünschte Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt ausschließen.“ Die ARMIN-Beteiligten hatten im vergangenen Jahr auch dafür geworben, dass sich andere Kassen an dem Modell beteiligen, was bislang allerdings nicht geschehen ist. Das ARMIN-Projekt soll noch bis 2022 laufen.
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