Engpass bei allen Herstellern

Zweiter Adrenalinpen – aber woher?

Stuttgart - 28.06.2018, 07:00 Uhr

Adrenalin-Pens sind derzeit schlecht lieferbar. (Foto: C.Redmann)

Adrenalin-Pens sind derzeit schlecht lieferbar. (Foto: C.Redmann)


Für Benutzer von Emerade®-Adrenalinpens ist es derzeit zwingend erforderlich, einen Reservepen mit sich zu tragen. Das hat der Hersteller am gestrigen Dienstag mitgeteilt. Hintergrund ist eine mögliche Blockade bei der Anwendung. Die große Frage ist allerdings: Woher den Reservepen nehmen? Denn alle Hersteller haben Lieferschwierigkeiten.

Allergiker, die einen Emerade®-Pen verwenden und sich an die seit einigen Jahren bestehende Empfehlung aus der Packungsbeilage halten, einen zweiten mitzuführen, haben alles richtig gemacht. Denn seit dem gestrigen Dienstag empfiehlt das der Hersteller dieses Pentyps nicht nur, sondern erachtet es als zwingend notwendig, einen Reservepen dabeizuhaben. Hintergrund ist, dass bei Stabilitätsuntersuchungen in sehr seltenen Fällen eine Blockade beim Entleeren des Pens beobachtet wurde. Doch ein weiterer Pen ist derzeit schwer zu bekommen. Da alle Hersteller Lieferprobleme haben, kann sich derjenige glücklich schätzen, der bereits einen zweiten Pen hat. Apothekern zufolge sind lediglich einzelne Exemplare zu bekommen, vor allem wohl in der Kinderdosierung.  

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Warum kann keiner liefern?

Doch woran liegt es, dass keiner liefern kann? In Deutschland sind derzeit folgende Adrenalinpens zur notfallmäßigen Eigenbehandlung von Anaphylaxie auf dem Markt Emerade®, Fastjekt®, Jext®. Fastjekt-Importe werden unter dem Namen Epipen® vertrieben.

Bei Emerade® liegt der Engpass am geschilderten Problem – es besteht die Gefahr, dass Pens beim Entleeren blockieren. Man hoffe aber auf Freigabe neuer Ware in der kommenden Woche, heißt es auf Nachfrage. Jext®-Hersteller ALK erklärt auf Nachfrage von DAZ.online, man sei eigentlich normal bestückt und liefere auch aus. Aber die Nachfrage sei extrem hoch. Eine Sprecherin führt das auf einen Engpass beim Marktführer, Fastjekt-Hersteller Meda, im April zurück. Der Notfallpen wird von Pfizer hergestellt und Pfizer habe aufgrund von Problemen mit Zulieferern nicht liefern können, hieß es damals. Zudem sei durch Änderungen beim Prozess die Kapazität temporär niedriger. Zwar habe ALK die Produktion angepasst, sagt die Sprecherin weiter. Aber einen Pen herzustellen, dauere zwei Monate. ALK geht davon aus, im Juli die erhöhten Kapazitäten ausliefern zu können.

Von Mylan-Tochter Meda, die den Pen in Deutschland unter dem Namen Fastjekt vertreibt, liegt noch keine Stellungnahme vor, warum man derzeit nicht liefern kann. Daher ist unklar, ob das noch die Auswirkungen des alten Engpasses sind oder ob ein neues Problem besteht. Damals hieß es, man werde ab KW 19 wieder liefern können. 

Wozu einen zweiten Pen?

Die Empfehlung, dass Allergiker einen zweiten Adrenalinpen mit sich führen sollen, gibt es schon eine Weile. Hintergrund war ein Durchführungsbeschluss der EU-Kommission. Zuvor hatte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) überprüft, ob die verfügbaren Autoinjektoren zu der gewünschten Wirksamkeit führen. Sie kam zu dem Schluss, dass die Wirkung von vielen Faktoren abhängt: die Länge der Nadel, die Dicke der subkutanen Fettschicht, aber vor allem die korrekte Anwendung. Neben der Bereitstellung von Schulungsmaterialien (Übungsgeräte, audiovisuelle Materialien) wurden die Hersteller daher verpflichtet, in Fach- und Gebrauchsinformationen den Hinweis aufzunehmen, dass gegebenenfalls eine zweite Dosis verabreicht werden kann, falls die erste nicht ausreicht. Entsprechend findet sich in Fach- und Gebrauchsinformationen die unverbindliche Empfehlung, immer zwei Pens dabeizuhaben, falls eben diese zweite Dosis notwendig ist.

AMK-PHAGRO-Schnellinformation zu Emerade

Dass für Anwender des Emerade®-Pens in den Stärken 150, 300 oder 500 Mikrogramm das Mitführen eines zweiten Pens nun zwingend erforderlich ist, teilte die AMK am gestrigen Dienstag mit. Sie bat zudem die  Apotheker, betroffene Patienten zu informieren und sie ausdrücklich darauf hinzuweisen, immer einen zweiten Pen dabei zu haben. Gegebenenfalls müssen sich die Betroffenen einen solchen verordnen lassen. Auch die verordnenden Ärzte sollen, soweit sie bekannt sind, informiert werden. Ein entsprechender Rote-Hand-Brief wird nach Information der AMK durch den pharmazeutischen Unternehmer in Kürze versendet.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Wespenstichallergie

von Volker Schindler am 03.09.2018 um 15:34 Uhr

Kaum zu glauben, aber wahr.
Ich als Allergiker befinde mich in ständiger Lebensgefahr.
Hochtechnisiertes Land und keine Adrenalininjektoren erhältlich.
Armes Deutschland.

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