PillPack-Übernahme

Amazon im US-Apothekenmarkt – die ABDA ist besorgt

Berlin - 03.07.2018, 12:25 Uhr

Obwohl der Versandkonzern Amazon nur in den USA seinen Einstieg in den Apothekenmarkt verkündet hat, zeigt sich die ABDA besorgt. (c / Foto: Imago)

Obwohl der Versandkonzern Amazon nur in den USA seinen Einstieg in den Apothekenmarkt verkündet hat, zeigt sich die ABDA besorgt. (c / Foto: Imago)


Dass Amazon in den US-Apothekenmarkt eingestiegen ist, bewegt nicht nur jenseits des Atlantiks die Gemüter im Gesundheitswesen. Auch hierzulande ahnt man, was der Versandriese noch vorhaben könnte. Nun hat sich auch die ABDA zu Wort gemeldet und zeigt sich besorgt: Die Übernahme der Versandapotheke PillPack zeige deutlich, wohin die Reise mit Amazon gehe – auch hierzulande. DocMorris gibt sich hingegen gelassen.

Als der US-Versandkonzern Amazon im vergangenen Jahr die Zusammenarbeit mit einer deutschen Apotheke startete und sie in den Wochen und Monaten danach ausbaute, ging ein Raunen durch den Apothekenmarkt: Plötzlich war der US-Konzern nicht mehr nur in den USA auf der Suche nach einem möglichen Einstieg in den Apothekenmarkt. Es war nun klar, dass sich Amazon auch für das Geschäft mit Medikamenten in Deutschland interessiert.

Nun gibt es in Deutschland immer noch das Fremdbesitzverbot, und wer Arzneimittel versenden will, muss Apotheker sein und auch eine echte Apotheke betreiben. Wer also ein OTC-Medikament bei Amazon bestellt, der bestellt es eigentlich bei einer Apotheke. Das merken und wissen aber nur die wenigsten Kunden. Und außerdem zeigt Amazon mit der Apotheker-Kooperation hierzulande klar, dass auch der deutsche Markt – trotz aller Regulierungen – ein interessanter Markt ist.

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Obwohl es diese Regulierungen in den USA nicht gibt, war der Stand bislang ähnlich: Jeder wusste, dass Amazon sich für einen Einstieg ins Arzneimittelgeschäft interessiert. Schließlich wurde über eine Gruppe von Amazon-Managern berichtet, die an diesem Einstieg im Hintergrund arbeitet. Außerdem erwarb der Konzern in mehreren US-Bundesstaaten Großhandelslizenzen. Einen wirklichen Markteinstieg hatte es aber noch nicht gegeben – bis vor wenigen Tagen bekannt wurde, dass der Konzern die auf die patientenindividuelle Verblisterung spezialisierte Versandapotheke PillPack übernimmt.

ABDA besorgt, DocMorris gelassen

Obwohl sich diese Übernahme noch nicht direkt auf den deutschen Apothekenmarkt auswirkt, hat sich nun erstmals auch die ABDA zu den Tätigkeiten des Versandkonzerns geäußert. Ein Sprecher erklärte in einem Artikel der „Welt“: „Der Kauf von PillPack ist ein weiteres Indiz dafür, in welche Richtung Amazon geht. Das erfüllt uns mit Sorge.“ Auf Nachfrage von DAZ.online, warum die Standesvertretung nach der PillPack-Übernahme alarmiert sei, präzisierte der ABDA-Sprecher:


„Die Übernahme von PillPack ist ein weiteres Indiz dafür, dass Amazon sich stärker auf dem Gesundheitsmarkt engagiert. Die Frage ist, wie weit das Unternehmen in den USA in Richtung vertikale Integration bei der Arzneimittelversorgung geht. Natürlich unterscheiden sich die Rahmenbedingungen in den USA von denen im deutschen Gesundheitswesen ganz erheblich. Man kann Entwicklungen nicht einfach von dort nach hier übertragen. Dennoch denken global player ja in der Regel nicht nur regional.“

ABDA-Sprecher zum PillPack-Deal


Heißt übersetzt: Auch die ABDA rechnet wohl damit, dass die in den USA nun ans Tageslicht gekommene Strategie von Amazon auch bald in Europa umgesetzt wird. Sollte Amazon hierzulande einen ähnlich großen Einstieg – etwa durch die Übernahme einer EU-Versandapotheke – planen, wären aber sicherlich nicht nur die Apotheker alarmiert. Auch für die großen deutschen und EU-Versandapotheken wäre das eine Kampfansage.

Doch laut „Welt“ gibt sich zumindest DocMorris derzeit „gelassen“. Eine Unternehmenssprecherin erklärt in dem Artikel, dass es müßig ist, über neue Marktteilnehmer zu spekulieren. Und: „Der Onlinehandel mit Arzneimitteln in den USA ist eine Selbstverständlichkeit und ein Beitrag zur Verbesserung der Qualität und der Effizienz.“ Die Akzeptanz sei bei Kunden und Versicherern hoch. „Insofern kommt der Einstieg von Amazon in den Medikamentenmarkt der USA nicht überraschend, zumal er bereits lange angekündigt war“, so die DocMorris-Sprecherin.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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