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... „Zukunft auf der Kippe: Eine Bestandsaufnahme zum 25-jährigen Berufsjubiläum der PKA“ finden Sie in DAZ 29 auf Seite 58 oder hier auf DAZ.online.
Heute vor 25 Jahren, am 1. August 1993, trat – als Weiterentwicklung der bis dahin üblichen Ausbildung zur Apothekenhelferin – die dreijährige Ausbildungsordnung für PKA in Kraft mit der neu geschaffenen Berufsbezeichnung „Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte“. Ihr Arbeitsplatz liegt im Backoffice der Apotheke, und sie steht selten im Rampenlicht. Zum 25. Jahrestag gibt es leider nicht nur Grund zum Feiern – eine Bestandsaufnahme des PKA-Berufes von Reinhild Berger.
Happy birthday, PKA, möchte man spontan jubeln. Doch wenn die ersten Jubelrufe verhallt sind, stellt man ein bisschen enttäuscht fest: Es gibt zum 25. Jahrestag nicht nur Grund zum Feiern. Die Rückschau auf die Zeit seit dem Neustart und erst recht der Blick in die Zukunft offenbaren eine Krise, die sich nicht einfach schönreden lässt.
Die Bundesapothekerkammer fasste im Jahr 1988 einen Beschluss: Die Ausbildung zur Apothekenhelferin sollte gründlich reformiert und auf drei Jahre verlängert werden. Im Frühjahr 1993 stand fest: Das „Neugeborene“ erhielt den Namen „Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte“. Die neue Ausbildungsverordnung trat am 1. August 1993 in Kraft. In jeder begleitenden Veröffentlichung der Fachpresse wird betont: Die PKA-Ausbildung ist kein völlig neuer Ausbildungsberuf. Vielmehr handelt es sich um eine Neugestaltung des bisherigen Ausbildungsberufs Apothekenhelferin – allerdings mit einer neuen Berufsbezeichnung. Ebenfalls neu waren die Schwerpunkte der Ausbildungsinhalte und die jetzt dreijährige Ausbildungszeit. Der Anteil der pharmazeutischen Warenkunde – für die „alte“ Helferin noch die Basis der Ausbildung – war in der neuen PKA-Ausbildung geschrumpft: Er betrug nur noch ein Viertel. Das Schwergewicht lag ab jetzt deutlich auf den kaufmännischen Fächern wie Betriebswirtschaft, Rechnungswesen, Warenbewirtschaftung, Informationsverarbeitung, Bürowirtschaft, Statistik und Marketing.
Trotz des Wortes „pharmazeutisch“ in der Berufsbezeichnung gehört die PKA – wie zuvor schon die Apothekenhelferin – laut Apothekenbetriebsordnung zum „nicht-pharmazeutischen Personal“ in der Apotheke und darf keine pharmazeutischen Tätigkeiten ausüben.
Die Erwartungen an die PKA als gut ausgebildete kaufmännische Kraft waren groß, vor allem bei denjenigen, die die Reform des Berufsbildes energisch vorangetrieben hatten. In der Tat war die Apotheke Ende der 1990er-, Anfang der 2000er-Jahre ein wahrer „Job-Motor“. Die kontinuierlich steigende Zahl der Apotheken erreichte ihren Höhepunkt. Doch trotz zunehmender kaufmännischer Arbeiten und Marketing-Maßnahmen war es gerade nicht die PKA, die vom Arbeitsplatz-Boom profitierte. Gefragt waren in erster Linie Apotheker und PTA. Der erhoffte Imagegewinn des PKA-Berufs durch die neuen Inhalte und den als attraktiv empfundenen Namen war ausgeblieben. Die Zahl der Auszubildenden dümpelte regelrecht dahin. Im Jahr 2003 war mit bundesweit nur noch 1859 neuen Ausbildungsverträgen ein Tiefpunkt erreicht, der die Verantwortlichen aufrüttelte.
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Beim Deutschen Apothekertag 2004 sollte die ABDA aufgefordert werden, zu prüfen, inwieweit das Berufsbild der PTA mit wesentlichen Teilen des Berufsbildes der PKA zu einem neuen Beruf zusammengeführt werden könnte. Der Antrag wurde zwar mehrheitlich abgelehnt, doch die Krisenstimmung war nicht zu übersehen. Es wird berichtet, dass die ABDA Mitglieder der Berufsbildungsausschüsse aus zwölf Bundesländern eingeladen hatte, um über die Situation der PKA zu diskutieren und Perspektiven zu entwickeln. Das Gremium war sich einig, man müsse unter den Apothekern „mehr für die PKA werben“. Gleichzeitig gab es Vorschläge für eine erneute Ausbildungsreform und weitere inhaltliche Verschiebungen zugunsten Kommunikation, Marketing, Management, dem Erwerb sozialer Kompetenzen.
Wieder einmal wurde um neue Inhalte für die PKA-Ausbildung gerungen. Die neuzeitlichen pädagogischen Vorgaben zum Erwerb von Handlungskompetenzen verlangten das Ausformulieren sogenannter Lernfelder, die in allgemeinbildenden Schulen bereits vor einigen Jahren ihren Platz fanden. Lernfelder ersetzen die klassische Schulfächerstruktur.
Die neue Ausbildungsordnung für PKA trat am 1. August 2012 in Kraft und löste die alte Verordnung von 1993 ab. Die neu verordneten Lernfelder lesen sich anspruchsvoll, der aktualisierte Ausbildungsrahmenplan gibt dem Berufsbild Schärfe und Profil. Erklärtes Ziel der neuen Ausbildung ist es, die PKA als Spezialistin im kaufmännisch-organisatorischen Bereich der Apotheke zu positionieren. In der Warenwirtschaft und Beschaffung soll sie ebenso wie in der Büroorganisation eigenständig arbeiten können. Außerdem soll sie über apothekenübliche Waren beraten und Dienstleistungen anbieten können.
Neu aufgenommen wurde in die Ausbildungsordnung die „Mitwirkung bei apothekenspezifischen qualitätssichernden Maßnahmen“ sowie die Berufsbildposition „Kommunikation“ (Lernfeld: „Schwierige und komplexe Gesprächssituationen bewältigen“). Ausgeweitet wurden die Lerninhalte im Bereich Marketing und Kaufmännische Steuerung (Lernfelder unter anderem „Ein Marketingprojekt durchführen“, „Geschäftsprozesse erfassen und kontrollieren“). Die Pflanzenschutzsachkunde wurde komplett gestrichen, auch pharmazeutische Inhalte wurden auf ein Minimum gekürzt, Hilfsarbeiten wie das „Fertigrühren einer Salbe“ wurden bewusst eliminiert, um Hierarchien in der Apotheke abzubauen.
Die Apothekenleiter nehmen die Neuerungen nur verhalten auf, die Zahl der Auszubildenden sinkt weiter. Schon zwei Jahre später schlägt ADEXA Alarm: „Die PKA-Ausbildung ist in Gefahr“, heißt es in einem Bericht in der AZ Nr. 28 vom Juli 2014. Eine APOkix-Umfrage des Kölner Marktforschungsinstituts IFH hatte gezeigt: Nur jeder vierte befragte Apotheker bot seit 2012 noch Ausbildungsplätze für PKA an. 60 Prozent der befragten Apotheker glaubten, dass man PKA zukünftig nicht mehr brauche. Nur 10 Prozent sahen einen wachsenden PKA-Bedarf. ADEXA äußert sich gegenüber der AZ besorgt: Manche PKA-Schulklassen haben nur noch sechs Schüler. Arbeitsagenturen raten vom PKA-Beruf ab, Apotheker erkennen keinen Zusatznutzen für die Apotheke durch eine PKA: „PKA machen nur Lagerhaltung, das können PTA auch“, so beschreibt es der Beitrag in der AZ.
Die Statistik ist ernüchternd: Während es 2010 noch 5438 Ausbildungsplätze für PKA gab, waren es 2013 nur noch 3903. Im Jahr 2015 sank die Zahl weiter auf 3724. Die zuletzt von der ABDA veröffentlichten Zahlen nennen für 2016 wieder leicht gestiegene 3805. Die in Apotheken beschäftigten PKA nahmen ebenfalls ab: Von 38.355 im Jahr 2006 sank die Zahl kontinuierlich auf 33.193 im Jahr 2016. Das ist ein Minus von fast 14 Prozent.
Wenn alles so weiterläuft wie bisher, wird die Anzahl der für die Apotheken verfügbaren PKA kontinuierlich und drastisch sinken. Die ohnehin schon angespannte Personalsituation in Apotheken wird sich weiter verschärfen. Doch die immer wieder beschworene Qualitätsoffensive der öffentlichen Apotheken ist untrennbar verbunden mit motiviertem, gut ausgebildetem Personal. Auch wenn man von einer zunehmenden Digitalisierung des Gesundheitswesens und speziell der Apotheken ausgeht: Viele typische Apothekenarbeiten verlangen analogen, menschlichen Einsatz. Selbst klassische PKA-Tätigkeitsfelder werden sich in nächster Zeit wohl kaum an Roboter delegieren lassen. Schon eher kann man sich vorstellen, dass es im Bereich Organisation, Einkauf, Marketing zu neuen und weiter gefassten Aufgabenstellungen kommen könnte, die der bisherige Ausbildungsberuf PKA nicht unbedingt abdeckt.
Die aktuellen Konzentrationsprozesse bei den Apotheken (mehr Filialverbünde, größere Einheiten) sowie der Erfolg von Apothekenkooperationen führen schon jetzt dazu, dass immer mehr nichtpharmazeutische Aufgaben von externen Dienstleistern erbracht werden. In den Apotheken selbst erleichtern Kommissionierautomaten mit immer ausgeklügelteren Service-Elementen die Warenwirtschaft ganz erheblich (und machen manche herkömmliche PKA-Arbeit überflüssig). Größere Apotheken mit Zytostatika-Herstellung und angegliedertem Spezialgroßhandel beschäftigen ohnehin kaufmännische Fachkräfte, die nicht für ein PKA-Tarifgehalt zu haben sind. Möglicherweise führt also ein Trend in die Richtung, dass man über eine neue, kaufmännisch und betriebswirtschaftlich ausgebildete Fachkraft für größere Apothekeneinheiten nachdenken muss. Vielleicht eine Fachkraft für Arzneimittel-Logistik, die – gleichwertig an der Seite von Apotheker und PTA – alle logistischen und viele bürokratische Aufgaben wahrnimmt und dem pharmazeutischen Personal den Rücken freihält für die Information und Beratung rund um das Arzneimittel.
Aber bei aller Freude an der Innovation – eigentlich muss man keinen neuen Beruf erfinden. Die herkömmliche PKA-Ausbildung hat schon jetzt das Potenzial, hervorragende Fachkräfte auch für zukünftige Aufgaben heranzuziehen. Wer davon profitieren möchte, muss allerdings investieren: in aktive Personalpolitik, in menschlich-pädagogischen Einsatz, aber auch finanziell. Bei fehlendem Engagement in der Ausbildung und zum jetzigen Billigtarif wird die PKA weiter dahindümpeln.
Es liegt in der Hand der Apothekenleiter, ob der PKA-Beruf die nächsten 25 Jahre überlebt. Ein Spiegel der Wertschätzung wären ein attraktiveres Tarifgehalt sowie qualifizierte Fort- und Weiterbildungsangebote. Nur so ließe sich die Abwärtsspirale durchbrechen, nur so hätte die PKA die Chancen, die ihrem Berufsbild entsprechen und der Apotheke nützen.
2 Kommentare
Zusammenlegung der Berufe
von Lisa Müller am 02.08.2018 um 15:28 Uhr
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Erst mehr Kompetenzen, dann mehr Gehalt
von Hummelmann am 01.08.2018 um 18:44 Uhr
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