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Vorbereitungen auf harten Brexit
Briten planen Notvorräte von Arzneimitteln
In
Großbritannien macht sich langsam die Sorge breit, dass es durch einen
eventuellen „No-Deal-Brexit“ zu Versorgungsengpässen bei Arzneimitteln kommen
könnte. Der Gesundheitsminister plant eine Not-Bevorratung. Was eventuell
fehlen könnte, weiß derzeit allerdings niemand. Die Apotheker haben in dieser Angelegenheit nun ein eigenes Brexit-Forum gegründet.
Im britischen Gesundheitssektor mehren sich die Befürchtungen, dass im Falle eines harten Brexits ohne besondere Vereinbarungen bestimmte Arzneimittel entweder knapp werden oder gar nicht mehr zur Verfügung stehen könnten. Der stellvertretende Vorsitzende der Brexit Health Alliance, in der sich der staatliche Gesundheitsdienst NHS, die medizinische Forschung, die Pharmaindustrie sowie Organisationen für die öffentliche Gesundheit und von Patienten zusammen getan haben, drängt zur Eile: „Die Minister bemühen sich zwar nach Kräften darum, dass der worst case nicht eintritt, tun aber gut daran, sich trotzdem darauf vorzubereiten“, sagt Niall Dickson. „Es ist jetzt aber an der Zeit, die Art und den Umfang der Herausforderung beim Namen zu nennen, damit der NHS und andere sich darauf vorbereiten können.“
Zur Not soll auch eingeflogen werden
Laut Aussage des neuen Gesundheitsministers Matt Hancock gegenüber einer Gruppe von Abgeordneten des Unterhauses plant sein Ministerium den Aufbau von Notfall-Lagerbeständen für Arzneimittel, um sicherzustellen, dass die Gesundheit der Menschen bei einem harten Brexit geschützt wird. Er stehe mit Vertretern der Pharmaindustrie im Austausch, die für die Bevorratung verantwortlich sein sollen, mit Input seitens der Regierung. Gedacht wird dabei laut Hancock zunächst vor allem an die kontinuierliche Versorgung mit Präparaten mit einer kurzen Haltbarkeitsdauer, wobei einige Arzneimittel gegebenenfalls eingeflogen werden könnten, wenn es an den britischen Häfen infolge eines „No-Deal-Brexits“ zu einem Kollaps komme. Details hinsichtlich der Zeiträume, für die die Vorräte reichen sollen, konnte der Minister noch nicht nennen.
Diabetikerin Theresa May ohne Insulin?
Der Vorsitzende der britischen Arzneimittelbehörde MHRA Sir Michael Rawlins warnte in einem Interview mit dem „Pharmaceutical Journal“ speziell davor, dass im Falle eines „No-Deal-Brexits“ die Insulinversorgung im Land unterbrochen werden könnte, da Großbritannien „jeden Tropfen davon“ importiere. Viele Patienten, darunter die Premierministerin selbst, könnten durch eine Störung der Versorgungskette „ernsthaft benachteiligt“ werden. Premierministerin Theresa May hat Typ-1-Diabetes und ist deshalb insulinpflichtig.
Was fehlen wird, weiß scheinbar niemand
Auch die Arzneimitteldistributeure zeigen sich besorgt über die Aufrechterhaltung der Versorgung und planen ihrerseits Massnahmen. Aller Voraussicht nach würden die Großhandelsunternehmen im ersten Quartal 2019 zusätzliche Bestände von ihren Vor-Lieferanten abfragen, so die Prognose des Geschäftsführers der Healthcare Distribution Association (HDA), Martin Sawer. Es gehe jetzt darum, die Kapazität des britischen Arzneimittelmarktes zu erfassen und Puffer-Vorräte aufzubauen, um ein etwaiges „No-Deal“-Szenarios gerüstet zu sein. Er sieht sich jedoch außerstande, den Bedarf dafür abzuschätzen und verweist auf das Gesundheits-und Sozialministerium, das darüber entscheiden soll.
Apotheker gründen Brexit-Forum
Die öffentlichen Apotheker wollen sich ebenfalls in die Vorbereitung auf und die Begleitung des Austritts aus der EU einbringen, und zwar mit der Gründung eines Brexit-Forums. Dieses wurde kürzlich von den Verhandlungsführern der Offizinpharmazie, dem Pharmaceutical Services Negotiating Committee (PSNC) eingerichtet.
Gründungsmitglieder sind die Apothekenleiter der unabhängigen Apotheken, die in der National Pharmacy Association organisiert sind, die Association of Independent Multiple Pharmacies, die Royal Pharmaceutical Society, sowie die Verbände der dispensierenden Ärzte und der Arzneimitteldistributeure.
Die Apotheker wollen im Rahmen des Forums Informationen über die Auswirkungen des Brexits auf die Apotheke und die Lieferkette austauschen und ihre bestmögliche Beratung für den Übergang anbieten. Dabei wird auch der Schulterschluss mit dem Ministerium für Gesundheit und Soziales (DHSC) gesucht. Gordon Hockey, Direktor für Operations und Support beim PSNC, sagte gegenüber dem Pharmaceutical Journal, er hoffe, dass das neue Forum dazu beitragen wird, Probleme mit der Lieferkette durch einen „No-Deal-Brexit“ zu verhindern. Für welche Medikamente es Versorgungsprobleme geben könnte, weiß allerdings auch er nicht.
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