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NDMA-Kontamination
Grüne: Kassen sollen Patienten über Valsartan-Probleme informieren
Die Arzneimittelexpertin der Grünen im Bundestag, Kordula Schulz-Asche, lässt in Sachen Valsartan nicht locker: Nachdem sie die Bundesregierung bereits danach fragte, wie viele Patienten von den Verunreinigungen betroffen sein könnten, geht es nun um die Aufklärung der Betroffenen. Die Grünen-Expertin verlangt, dass die Krankenkassen alle Valsartan-Patienten schriftlich über das weitere Vorgehen informieren.
Die Grünen-Bundestagsfraktion interessiert sich nach wie vor für die Ursachen und Folgen der Valsartan-Verunreinigungen mit dem wahrscheinlich krebserregenden Stoff NDMA. Kurz nach Bekanntwerden der Kontaminationen in vielen Generika stellte Kordula Schulz-Asche, Arzneimittelexpertin bei den Grünen, eine schriftliche Anfrage an die Bundesregierung. Die Politikerin wollte etwas zum Ausmaß des Skandals wissen: Die Bundesregierung schrieb, dass etwa 900.000 Patienten betroffen sein könnten. Schulz-Asche verlangte daraufhin auch vom Bundesgesundheitsministerium eine lückenlose Aufklärung gegenüber den Patienten: „Da sehe ich auch das Gesundheitsministerium und Herrn Minister Spahn in der Pflicht, diese Aufklärung schonungslos zu betreiben und die Öffentlichkeit umfassend zu informieren“, so die Politikerin.
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Verunreinigtes Valsartan
Kordula Schulz-Asche fordert „schonungslose Aufklärung“
Nun legt Schulz-Asche nach. In einer neuen kurzen schriftlichen Anfrage an die Bundesregierung geht es der Grünen-Abgeordneten darum, wie die Patienten von dem Skandal erfahren. Ganz konkret lautet die Frage, ob die Bundesregierung jetzt Maßnahmen ergreift, um die Patienten direkt über die NDMA-Kontamination zu informieren. Auf Nachfrage von DAZ.online erklärte Schulz-Asche, dass aus ihrer Sicht die Krankenkassen ihre Versicherten in Briefen darauf hinweisen müssten. Welche Ziele verfolgen die Grünen in dieser Angelegenheit? Und was müsste aus Sicht der Oppositionsfraktion besser laufen?
DAZ.online: Frau Schulz-Asche, Sie scheinen weiterhin unzufrieden zu sein mit der Aufklärung und der Informationspolitik bei den Valsartan-Verunreinigungen. Woran liegt das?
Schulz-Asche: Die Antwort auf unsere schriftliche Frage offenbarte, dass allein im vergangenen Jahr bis zu 900.000 Patienten von den verunreinigten Medikamenten betroffen waren. Für diese Patienten ist es jetzt natürlich enorm wichtig, Klarheit darüber zu erhalten, wie schwerwiegend die Verunreinigung war, der sie mitunter über Jahre ausgesetzt waren. Die EMA hat dafür ein Verfahren gestartet, welches frühestens in 60 Tagen Antworten liefern soll. Die inzwischen bekannt gewordenen Untersuchungen des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker sind höchst besorgniserregend. Umso wichtiger ist es, dass es auch von offizieller Seite aus schnellstens belastbare Aussagen zur gesundheitlichen Gefährdung der vielen betroffenen Patientinnen und Patienten gibt.
Schulz-Asche: Minister Spahn muss schonungslos aufklären
DAZ.online: Nun müssten aus Ihrer Sicht die Krankenkassen bei der Aufklärung mithelfen. Warum könnte das den Patienten aus Ihrer Sicht helfen?
Schulz-Asche: Die Patienten müssen direkt über die Rückrufaktion und mögliche Gefährdungen informiert werden. Berichte in den Medien reichen dafür nicht aus. Nach unseren Informationen müsste eine solche direkte Benachrichtigung der Betroffenen den Krankenkassen zumindest technisch möglich sein. Ob die Bundesregierung dies auch beabsichtigt, haben wir sie daher in einer weiteren schriftlichen Frage gefragt.
DAZ.online: Was die Verunreinigungen selbst betrifft, ist die Ursache ja immer noch nicht bis ins letzte Detail aufgeklärt. Welche Konsequenzen fordern Sie, damit so etwas nicht noch einmal passiert?
Schulz-Asche: Es muss geklärt werden, wie die Verunreinigungen über so lange Zeit unentdeckt bleiben konnten. Die Prüfungs- und Sicherheitsmaßnahmen auf europäischer und nationaler Ebene konnten die Verunreinigungen anscheinend nicht aufdecken. Wie konnte das passieren? Ist unsere Arzneimittelversorgung sicher? Sollte es Lücken in den Kontrollen von Wirkstoffen geben – und dem scheint so – müssen diese gefunden und schnellstens geschlossen werden. Da sehe ich auch das Gesundheitsministerium und Herrn Minister Spahn in der Pflicht, diese Aufklärung, auch auf europäischer Ebene, schonungslos voranzutreiben.
DAZ.online: Erneut stehen nun auch wieder die Rabattverträge und die Generika-Preise in der Kritik. Immer wieder wird auch verlangt, die Arzneimittelproduktion wieder stärker nach Europa zurückzuholen. Wie sehen Sie das?
Schulz-Asche: Alle, die als Konsequenz aus diesem Skandal fordern, die Arzneimittelproduktion verstärkt zurück nach Europa zu verlagern, sollten sich im laufenden europäischen Gesetzgebungsverfahren zur SPC-Waiver-Verordnung dafür einsetzen, dass generische Arzneimittelhersteller schon vor Patentablauf auf Vorrat innerhalb von Europa produzieren dürfen. Da eine Produktion auf Vorrat bisher nicht möglich ist, verlagern generische Hersteller ihre Produktion ins außer-europäische Ausland und verschicken diese dann nach Europa, um hier ab dem ersten Tag des Patentablaufs lieferfähig zu sein.
6 Kommentare
Geringes Risiko?
von Ole S. Galen am 17.08.2018 um 8:51 Uhr
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Erst Verursacher und dann „schonungslose“ Aufklärung?
von Heiko Barz am 03.08.2018 um 11:21 Uhr
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Datenschutzverordnung - mal andersrum
von Ratatosk am 02.08.2018 um 18:20 Uhr
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Entweder - Oder, liebe Grüne und DAZ
von Wolfgang Müller am 02.08.2018 um 17:52 Uhr
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Datenschutz schleifen?
von Reinhard Rodiger am 02.08.2018 um 16:07 Uhr
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AW: Datenschutz
von Bernd Küsgens am 02.08.2018 um 19:49 Uhr
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