Blasenbildung und Schmerzen

Sonnenbrand: Ärzte sehen in diesem Sommer besonders schwere Fälle

Stuttgart - 07.08.2018, 09:00 Uhr

Eine Verbrennung zweiten Grades muss von einem Arzt behandelt werden. (b / Foto: koldunova_anna / stock.adobe.com)

Eine Verbrennung zweiten Grades muss von einem Arzt behandelt werden. (b / Foto: koldunova_anna / stock.adobe.com)


Ärzte des Berliner Unfallkrankenhauses Marzahn müssen aufgrund des heißen Sommers zurzeit gehäuft schwere Sonnenbrände behandeln. Dabei geht es um Verbrennungen zweiten Grades, die die Ärzte sonst nur von Solarienbesuchern kennen. Bei einer Blasenbildung der Haut sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden.  

Das Berliner Unfallkrankenhaus Marzahn ist auf Brandverletzungen spezialisiert. Dort zeigt sich laut einer Meldung der Deutschen Presseagentur (dpa), dass der heiße Sommer aktuell verstärkt für schwere Sonnenbrände sorgt: „Da geht es nicht mehr um Hautrötungen. Das sind Verbrennungen zweiten Grades samt Blasenbildung“, sagte Angela Kijewski, Sprecherin des Berliner Unfallkrankenhauses Marzahn, gegenüber der dpa. Normalerweise kennen Ärzte diese Form der Hautverbrennungen nur von Solarienbesuchern, die sich ohne Schutzcremes zu lange auf eine Sonnenbank legten, heißt es. In diesem heißen Sommer kämen die Verletzungen durch die echte Sonne jedoch häufiger vor als früher.

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Betroffen seien alle Altersgruppen: Ob Kinder ohne ausreichenden Sonnenschutz oder Senioren, die manchmal erschöpft in der Sonne eingeschlafen sind. Viele unterschätzten zudem die stärkere Lichtreflexion am oder im Wasser – die Sonnenbrandgefahr ist dann noch größer.

Wenn die Bettdecke in der Nacht Schmerzen bereitet

„Die Patienten kommen oft nachts, weil sie die Schmerzen nicht mehr aushalten“, sagte Kijewski der dpa. Jede Berührung mit den verletzten Hautpartien verursache große Schmerzen – egal ob Kleidung oder Bettdecke. Manchmal komme Fieber hinzu. Bei einer Blasenbildung der Haut nach einem Tag in der Sonne sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden, rät die Medizinerin. Eine Behandlung beugt neben der Schmerzlinderung auch Entzündungen vor. Bei sehr schweren Verbrennungen müssen Patienten in der Klinik bleiben. Das sei aber der Ausnahmefall. Ambulant bekämen sie oft eine Infusion mit Analgetika zur Linderung.

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Diabetiker sind besonders gefährdet, weil sie zum Beispiel an den Füßen weniger Schmerzempfinden haben und einen Sonnenbrand beim Entstehen nicht rechtzeitig bemerken. 

Sonnenbrand ist eine Verbrennung

Eine aktuelle Leitlinie zum Thema Verbrennung und Verbrühung „zur Behandlung thermischer Verletzungen im Kindesalter“ wurde unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin erstellt. Verbrennungen werden dort so definiert: „Unter Verbrennung versteht man im Allgemeinen thermische Verletzungen durch Temperaturen, welche die Regulationsfähigkeit der Haut überfordern und zu Gewebeschädigungen führen. Dies kann durch heiße Flüssigkeiten (Verbrühung), Dämpfe oder Gase, heiße Stoffe oder Kontaktflächen, Flammeneinwirkung und Explosionen, starke Sonneneinstrahlung, elektrischen Strom oder Reibung entstehen. Auch chemische Noxen (Säuren oder Laugen) können ähnliche Schädigungen verursachen.“ Eine Verbrennung, die ein bestimmtes Maß überschreitet, hat für den betroffenen Organismus nicht nur örtlich begrenzte Konsequenzen (Fieber, Kreislaufschock). 

Die ersten Symptome eines Sonnenbrands, also einer Verbrennung durch die Sonne, treten meist drei bis sechs Stunden nach der Exposition auf. Zwölf bis 36 Stunden nach Expositon wird meist der Höhepunkt erreicht und innerhalb von vier bis sieben Tagen heilt der Sonnebrand wieder. Dabei sind jedoch natürlich auch die Dauerschäden zu bedenken, die die Sonnenstrahlung auch ohne sichtbaren Sonnenbrand hinterlässt (Hautkrebsrisiko). 

Selbsthilfe bei leichtem Sonnenbrand

Bei einem leichten Sonnebrand (Grad 1) sollte der Schatten aufgesucht werden. Der Betroffene sollte sich mit leichter, lichtdichter Kleidung bedecken, sich kühlen und ruhen. Leichte Hautrötungen ohne Blasenbildung können zwar durch Kühlung behandelt werden – gerade bei Kindern sollte aber an eine mögliche Unterkühlung gedacht werden (duschen mit 8-25 °C warmen Wasser, Auflegen kalter Kompressen, Auftragen feuchtigkeitsspendender Lotionen). Von der Anwendung von Salben oder lipophilen Cremes ist abzuraten, weil sie die Wärmeabgabe der Haut behindern.

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Haut kühlen – nur womit?

Eine Verbrennung ersten Grades wird laut Leitlinie mit entsprechenden Gelen konservativ behandelt. Symptomatisch können in der Selbstmedikation topische Glucocorticoide, Oberflächenanästhetika oder H1-Antihistaminika angewendet werden. Bei den beiden letzteren kann jedoch eine Photosensibilisierung auftreten. Der Nutzen einer solchen symptomatischen Therapie scheint eher gering zu sein. Analgetika/Antipyretika können ebenso gegeben werden, jedoch sollte bei Fieber ein Arzt aufgesucht werden. Eine Verbrennung zweiten Grades muss von einem Arzt behandelt werden.

Was ist eine Verbrennung zweiten Grades?

Wenn wie im aktuellen Fall von „Verbrennungen zweiten Grades“ die Rede ist, zeigt sich die Verbrennung nicht mehr nur als Rötung und Schwellung mit starkem Schmerz, aber einem intakten Epithel (Grad 1), sondern mit Blasenbildung und feuchtem hyperämischem Wundgrund. Schmerzt die Verbrennung zweiten Grades stark, Hautanhangsgebilde sind aber intakt und und es zeigt sich eine prompte Rekapillarisierung, spricht man vom Grad 2 a (oberflächlich dermal). Kommt zur Blasenbildung eine fetzenförmige Epidermolyse hinzu, spricht man vom Grad 2b (tief dermal). Die Haarfollikel und Schweißdrüsenausführgänge sind dann mitbetroffen und teilweise zerstört, der feuchte Wundgrund ist weißlich, die Rekapillarisierung ist gestört und der Schmerz „mäßig“. Ein Verbrennung dritten Grades (komplett dermal) ist hingegen trocken und zeigt eine weiße elfenbeinfarbige Hautnekrose (bis hin zur Verkohlung, Grad 4), der Patient hat keine Schmerzen.

Häufig treten mehrere Stadien parallel mit fließenden Übergängen bei einem Patienten auf. Schmerzen alleine sind zur Unterscheidung der Verletzungstiefe bei Verbrennungen deshalb nur bedingt geeignet.



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