VDE-Institut warnt

Alte Faxgeräte – ein Einfallstor für Hacker

Stuttgart - 24.08.2018, 13:15 Uhr

Laut dem Prüfinstitut des Verbands der Elektrotechnik bergen alte Faxgeräte potentielles Risiko für Cyberattacken. ( r / Foto: chatchaiphoto / Stock.adobe.com)                                          

Laut dem Prüfinstitut des Verbands der Elektrotechnik bergen alte Faxgeräte potentielles Risiko für Cyberattacken. ( r / Foto: chatchaiphoto / Stock.adobe.com)                                          


In Apotheken und Arztpraxen erfreuen sich Faxe großer Beliebtheit. Allerdings stellen alte Faxgeräte und All-in-One-Drucker mit integrierter Faxfunktion offenbar ein potenzielles Risiko für Cyberattacken dar. Davor warnt jetzt das Prüfinstitut des Verbands der Elektrotechnik. Anders als Datenleitungen seien Telefonleitungen nämlich nicht durch spezielle Schutzmechanismen geschützt, heißt es.

Laut einer Umfrage des Branchenverbandes Bitcom verschicken fast zwei Drittel der Unternehmen noch immer regelmäßig Faxe. Besonders viel gefaxt wird in kleinen Betrieben mit 20 bis 49 Mitarbeitern. Zu den Faxnutzern gehören auch Apotheken. Sie informieren Ärzte und schicken Kostenvoranschläge an Kassen sowie Bestellungen an Firmen. Zudem erhalten sie Rezepte und viele Infos noch auf dem Faxweg, zum Beispiel die AMK-Phagro-Schnellinfo oder Rundschreiben der Verbände.

Ärzte nutzen die 1979 eingeführte Technologie ebenfalls, sie tauschen beispielsweise sensible Patientenbefunde mit Laboren aus – aus Datenschutzgründen. Und auch außerhalb des Gesundheitswesen erfreuen sich Faxe großer Beliebtheit. So soll laut einem Bericht der Wirtschaftswoche über einen erfolgreichen Faxdienstleister Edeka per Fax die Filialen über Rückrufe informieren und Bayer jeden Morgen 30.000 Landwirte über das Wetter. Hotelketten nutzne das Fax für Reservierungen und der Essenslieferdienst Lieferheld faxe Bestellungen an die angeschlossenen Restaurants, heißt es. 

Überhaupt verzichteten demnach viele Imbissläden auf Tablet und Smartphone, sondern hefteten die Bestellung an die Wand und werfen sie nach der Zubereitung weg. Laut Schätzungen des Marktforschungsunternehmen GfK sind 2017 etwa 2 Millionen Multifunktionsgeräte, die drucken, kopieren, scannen und faxen können, verkauft worden, so die Wirtschaftswoche. Dazu kämen noch 37.000 reine Faxgeräte, deren Absatz aber zugunsten der All-in-One-geräte zurückgehe. 

Experte: Schädliche Faxe sind nicht unbedingt erkennbar

Doch nun warnt das Prüfinstitut des Verbands der Elektrotechnik (VDE) vor alten Faxgeräten und All-in-One-Druckern als potenziellem Einfallstor für Hacker. Sie stellen ein mögliches Risiko für Cyberattacken dar, schreibt das Institut in einer Mitteilung. Hacker schickten Faxe mit schädlichem Code, beispielsweise als Bilddatei getarnt, an einen All-in-One-Drucker mit Faxfunktion. Der Code bringe das Gerät „aus dem Takt“ und provoziere einen Speicherüberlauf, erklären die Prüfingenieure des VDE-Instituts. Dadurch könne die angebrachte Schadsoftware ausgeführt werden und öffne Kriminellen ungehinderten Zugriff auf das gesamte Netzwerk. Diese Art des Angriffs sei für sehr viele Faxgeräte anwendbar, da die Telefonleitungen, anders als die anderen Datenleitungen, nicht durch spezielle Schutzmechanismen geschützt oder überwacht werden. Alexander Matheus, Senior Expert im Bereich Smarte Technologien im VDE-Institut, erklärt: „Das Tückische an den Angriffen ist, dass am Gerät das ‚Empfangen‘ des schädlichen Faxes nicht unbedingt erkennbar ist. Auch Warntöne werden nicht abgegeben.“

Man kann sich schützen

Wie kann man sich schützen? Zu allererst sollte man nicht genutzte Faxgeräte oder die Faxfunktion bei All-in-one-Geräten deaktivieren, empfiehlt das VDE-Institut. Das funktioniere, indem man die Telefonverbindung trennt. Falls es nicht möglich ist, das Gerät vom übrigen Netz zu trennen, sollte so bald wie möglich ein Update des Herstellers eingespielt werden.

Zudem lassen sich Faxe heutzutage auch ganz ohne Telefonleitung übers Internet versenden und empfangen. Ähnlich wie beim E-Mail-Verkehr werden sie in einem Postfach gesammelt. Dafür benutzt man seinen PC, den Laptop oder das Smartphone. Zahlreiche Dienstleister bieten einen entsprechenden Service an, auch auf eine Faxnummer muss man dabei nicht verzichten. Die Kosten variieren. Das hängt vom gewünschten Qualitätsstandard ab. Auch ein Faxempfang und -versand mit Voice over IP, das heutzutage von vielen zum Telefonieren genutzt wird, ist möglich. Wie gut das funktioniert, hängt jedoch vom Provider und der verwendeten Hardware ab.

„Kommunikationswege permanent betrachten und bewerten“ 

„Am Beispiel der Faxgeräte ist gut erkennbar, dass Unternehmen, Organisationen und Behörden aber auch Verbraucher permanent alle möglichen Kommunikationswege betrachten und bewerten müssen. Unternehmen und Behörden müssen ein Sicherheitskonzept erstellen, dass sie regelmäßig überprüfen und überarbeiten müssen, da sich die Angriffsszenarien ständig ändern. Ebenso müssen veraltete Geräte und verwendete Kommunikations-Protokolle, immer wieder bewertet werden, ob sie noch den Anforderungen entsprechen“, erklärt VDE-Experte Alexander Matheus.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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3 Kommentare

Fax an VoIP

von Christoph Stackmann am 04.09.2018 um 15:05 Uhr

Das Fax hängt an einem VoIP Anschluss. Der müsste dann genauso anfällig sein?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Fax per USB?

von Stackmann am 24.08.2018 um 14:53 Uhr

Frage: gilt das für Faxgeräte, die per Netzwerkschnittstelle angeschlossen sind oder auch bei per USB angeschlossenen Geräten?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Fax per USB

von Norbert Veicht am 04.09.2018 um 9:17 Uhr

Das hängt ganz klar nur davon ab, ob der Anschluss noch eine klassische Telefonleitung ist (dann ist das System leicht angreifbar, USB oder Netzwerkanschluss spielen dabei keine Rolle). Sobald das System an einem modernen DSL-Anschluss hängt ist dieses Einfallstor nicht so leicht nutzbar.

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