Iberogast N

Bayer: „Keine Veranlassung“ für schöllkrautfreie Iberogast-Variante

Berlin - 21.09.2018, 16:15 Uhr

Wissenschaftlich betrachtet funktioniert Iberogast auch ohne Schöllkraut. Doch für Bayer besteht kein Handlungsbedarf. ( r / Foto: Imago)

Wissenschaftlich betrachtet funktioniert Iberogast auch ohne Schöllkraut. Doch für Bayer besteht kein Handlungsbedarf. ( r / Foto: Imago)


Eigentlich hätte Bayer die Diskussion um mögliche Leberschäden durch Iberogast einfach abkürzen können: Denn eine klinisch getestete, schöllkrautfreie Variante steht bereits seit Jahren zur Verfügung. Doch der Pharmakonzern will von diesem Plan B keinen Gebrauch machen. Es bestehe kein Anlass, etwas bei Iberogast® zu ändern, erklärt Apotheker Dr. Christoph Theurer, Leiter der Medizinischen Abteilung, die bei Bayer für OTC-Produkte zuständig ist.  

Schon Pharmaziestudenten lernen, dass Schöllkraut gefährlich für die Leber sein kann. Doch Bayer hat sich zehn Jahre lang Zeit gelassen, in den Packmitteltexten des schöllkrauthaltigen Magenmittels Iberogast® vor Risiken für die Leber zu warnen, entsprechende Warnhinweise aufzunehmen. Der Konzern ist den Vorgaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aus dem Risikobewertungsverfahren von 2008 gerade zum aktuellen Zeitpunkt gefolgt, weil die Behörde mit Sofortvollzug gedroht hatte. Denn in diesem Jahr wurden unter Iberogast schwere hepatotoxische Nebenwirkungen gemeldet – darunter auch ein Todesfall, bei dem ein Zusammenhang mit dem Magenmittel möglich ist. Bayer verteidigte sich, die verstorbene Patientin sei bereits krank gewesen.

Iberogast N ohne Schöllkraut, Angelika und Mariendistel

Wäre es nicht für den Patientenschutz und für das Firmenimage eine gute Idee, wenn Bayer einfach eine schöllkrautfreie Iberogast-Variante auf den Markt bringen würde?  Auf Nachfrage von DAZ.online, ob der Konzern so etwas plane, erhielt unsere Redaktion vergangene Woche zur Antwort: „Bayer steht unverändert zu dem positiven Nutzen-Risiko-Verhältnis von Iberogast® in den zugelassenen Indikationen.“

Scheut Bayer etwa die Entwicklungsarbeit? Offenbar nicht, denn wie Apotheker Professor Gerd Glaeske im Interview mit DAZ.online erklärte, hat der Pharmariese bereits eine schöllkrautfreie Fall-Back Variante des Verkaufsschlagers in petto. Und zwar hatte vor einigen Jahren der vorherige Zulassungsinhaber Steigerwald eine schöllkrautfreie Pflanzenmischung mit sechs Komponenten (STW 5-II; Iberogast N) entwickelt. Die aktuell vermarktete Iberogast-Komposition enthält Extrakte aus Schleifenblume, Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Kümmelfrüchten, Süßholzwurzel, Zitronenmelisseblättern, Schöllkraut, Angelikawurzel und Mariendistel. Bei Iberogast N fehlen Schöllkraut, Angelikawurzel und Mariendistel.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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