Deutscher Apothekertag

Das sind die wichtigsten DAT-Beschlüsse zur Digitalisierung

München - 12.10.2018, 13:05 Uhr

Die Hauptversammlung der Apotheker beschloss eine ganze Reihe von Anträgen rund um das Zukunftsthema Digitalisierung. (s/Foto: Schelbert)

Die Hauptversammlung der Apotheker beschloss eine ganze Reihe von Anträgen rund um das Zukunftsthema Digitalisierung. (s/Foto: Schelbert)


Dem Thema Digitalisierung war im Antragsbuch des diesjährigen Deutschen Apothekertages (DAT) ein ganzes Kapitel gewidmet. Gesprochen wurde über die Telepharmazie, den Ausbau der Telematikinfrastruktur und die Anbindung der Apotheker daran, das E-Rezept und künstliche Intelligenz. Die ABDA-Wirtschaftsexpertin Claudia Korf überbrachte den Apothekern zudem eine frohe Botschaft.

Im Mai 2018 trafen sich die Delegierten des Deutschen Ärztetages. Der diesjährige Ärztetag war ein besonderer: Schließlich standen Digitalisierungsthemen im Vordergrund. Über die Entscheidung der Mediziner, das Fernbehandlungsverbot teilweise aufzuheben, wird man wahrscheinlich noch jahrelang reden. Nun waren die Apotheker dran: Auf dem Deutschen Apothekertag lagen der Hauptversammlung mehrere Anträge zum Thema vor. Eine bahnbrechende, den Berufsstand verändernde Entscheidung gab es zwar nicht, aber trotzdem einige wichtige Beschlüsse. Hier eine kurze Zusammenfassung:

  • Weil sich der Ausbau der Telematikinfrastruktur (TI), also der Datenautobahn der Digitalisierung im Gesundheitswesen, verzögert, brachten die Apotheker aus Hessen und Schleswig-Holstein einen Antrag ein, der fordert, dass die TI-Einführung „beschleunigt“ und mit „aller Kraft“ verfolgt werden soll. Bei der Diskussion des Antrages ergriff ABDA-Wirtschaftsexpertin Claudia Korf das Wort und überbrachte den Apothekern eine frohe Botschaft: Man habe sich mit den Krankenkassen darauf geeinigt, dass die Erstausstattung der TI, die in der Apotheke installiert werden muss, damit sich die Apotheken ans Netz anschließen können, von den Krankenkassen finanziert wird. Konkret geht es um den Konnektor, also ein Gerät, das die Verbindung herstellt, und um das Kartenlesegerät. DAV-Chef Fritz Becker fügte hinzu, dass man kurz vor einem Vertragsabschluss stehe. Der oben genannte Antrag wurde angenommen.

  • Der Apothekerverband Schleswig-Holstein, dessen Chef Peter Froese sich stark im Themenbereich Digitalisierung engagiert, beantragte, dass es schon bald einen verbindlichen Zeitplan für die Einführung des E-Rezeptes und des E-Medikationsplans geben soll. Zur Begründung führt der Verband in seinem Antrag aus, dass insbesondere in den Rechenzentren große Änderungen anstehen – ein „Systemwechsel von der kapital- und personalintensiven Scannertechnologie auf die moderne direkte Datenverarbeitung“. Der Antrag wurde angenommen. 

  • Die ABDA selbst stellte den Antrag, das E-Rezept „stufenweise“ einzuführen. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt verwies auf das bereits gestartete E-Rezept-Projekt der ABDA und das Testprojekt in Baden-Württemberg. In dem Antrag geht es unter anderem um die Kooperation mit der Ärzteschaft, den Softwareanbietern und den Rechenzentren. Vor der kompletten Einführung soll eine Erprobung stattfinden und der DAV erhebt als Gesellschafter der gematik den Anspruch, das Projekt E-Rezept federführend zu managen. Einstimmig angenommen.

Keine Provision für E-Rezepte, digitale Dienste auch für Privatversicherte, KI fürs Medikationsmanagement

  • Erneut war es der Verband aus Schleswig-Holstein, der in Person von Peter Froese vor einer Kommerzialisierung im Bereich der E-Rezepte warnte. E-Rezepte dürften nicht zu einem „beliebig handelbaren Gut“ werden. Es dürfe weder Provisionen für die Vermittlung von E-Rezepten geben noch Vergütungen an Patienten oder Dritte für die Übermittlung. Froese warnt in seinem Antrag vor „kapitalgetriebenen internationalen Handelsplattformen“, die bei einer fehlenden gesetzlichen Regelung „makeln“ könnten. Einstimmig durchgewinkt.

  • Im Fokus der Digitalisierungsbemühungen wollte der Apothekerverband Schleswig-Holstein den Gesetzgeber auffordern, die Bemühungen beim E-Rezept mit der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) zu verbinden. Eine singuläre Betrachtung des E-Rezeptes werde abgelehnt. Ebenfalls einstimmig angenommen.

  • Froeses Verband forderte in einem weiteren Antrag, dass der Gesetzgeber dafür sorgen soll, dass auch PKV-Versicherte an die digitalen Dienste und die elektronischen Verordnungen angebunden werden sollen. Eine große Mehrheit stimmte zu.

  • Noch ein Antrag aus dem hohen Norden: Der Gesetzgeber möge dafür sorgen, dass es in der digitalen Infrastruktur einen „Kommunikationskanal“ geben werde, in dem sich Apotheker und Ärzte heilberuflich austauschen können. Einstimmig beschlossen.

  • Die Apothekerkammer Nordrhein will die ABDA-Datenbank so weiterentwickeln, dass es auch „digitale Tools“ zur patientenorientierten Beratung gibt, in denen die Datenbank genutzt wird. Die digitalen Applikationen sollen dem Apotheker bei der Bearbeitung des E-Medikationsplans und der Medikationsanalyse bieten.

  •  Die Apotheker wollen evaluieren, inwiefern man die künstliche Intelligenz nutzen kann, um das Medikationsmanagement effizient zu gestalten. Digital-Experte Froese warnte davor, dass dies andere Konzerne machen könnten, wenn es nicht die Apotheker machten. Die Hauptversammlung stimmte zu.

  • Die Apothekerkammer Berlin will das Bundesgesundheitsministerium auffordern, ein Zentralregister für Apotheker aufzubauen, das von der Bundesapothekerkammer geführt wird. Der Antrag landete im Ausschuss.

  • Sollten die Apotheker eigene Projekte starten, in denen die Nutzung von Telepharmazie evaluiert wird? Darüber debattierten die Apotheker auf dem DAT sehr kontrovers. Dr. Kerstin Kemmritz aus Berlin beantragte, dass man die Installation eines solchen Projektes „zur Evaluierung der Möglichkeiten, Chancen und Risiken telepharmazeutischer Anwendungen“ starten solle. Kemmritz erklärte, dass sich die Ärzte auf dem Ärztetag schließlich der Telemedizin geöffnet haben, nun seien die Apotheker dran. Froese erklärte, dass der Antrag richtig und wichtig sei. Einzelne Gegensprecher erinnerten an das Hüffenhardt-Projekt von DocMorris. Stefan Fink aus Thüringen warnte davor, nur ein kleines „Projektchen" zu starten und wollte eine tiefgreifendere Diskussion. Der Antrag wurde knapp in den Ausschuss verwiesen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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