Embryotox-Serie (4)

AMTS gehört nicht nur in die Geriatrie

Stuttgart / Berlin - 26.10.2018, 17:45 Uhr

Fehler in der Arzneimitteltherapie während der Schwangerschaft wirken sich ein Leben lang aus – auf das Kind und teilweise auch auf seine Familie. (m / Foto: JenkoAtaman / stock.adobe.com)

Fehler in der Arzneimitteltherapie während der Schwangerschaft wirken sich ein Leben lang aus – auf das Kind und teilweise auch auf seine Familie. (m / Foto: JenkoAtaman / stock.adobe.com)


„Der Fokus auf die Arzneimittelsicherheit in der Schwangerschaft muss deutlich verstärkt werden“, findet Professor Christof Schaefer. Jedoch hört und liest man beim Thema AMTS vorwiegend über Engagement in der Geriatrie. Warum AMTS bei Schwangeren mindestens genauso wichtig ist wie bei geriatrischen Patienten, erklärt der Leiter von Embryotox im vierten und letzten Teil der Embryotox-Serie von DAZ.online.

Zu Arzneimitteltherapiesicherheit in der Schwangerschaft hört man vergleichsweise wenig: Stürzen sich seit einigen Jahren Engagierte im Auftrag der Patientensicherheit auf geriatrische Patienten – Polymedikation, Multimorbidität, Deprescribing – so bleibt es um die Pharmakovigilanz bei Schwangeren eher ruhig. Zu Recht? Eine Schwangerschaft betrifft nur einen relativ kleinen Teil der Bevölkerung, gerade einmal eine Million schwangere Frauen gibt es jährlich in der Bundesrepublik, während Alten- und Pflegeheime vor Patienten aus allen Nähten platzen. Schaefer sieht das verständlicherweise differenzierter, denn: „Fehler bei der Arzneimitteltherapie in der Schwangerschaft haben lebenslange Konsequenzen – auf das Kind und seine Familie. Sie sind, wenn sie die Organentwicklung betreffen, unter Umständen irreparabel.“ 

Gerade in dieser sensibelsten Phase der Schwangerschaft können schwerste Anomalien auftreten. Klar, auch Nebenwirkungen bei betagten Menschen können lebensbedrohlich sein, jedoch könne man hier in der Regel beim Auftreten von Nebenwirkungen korrigierend eingreifen, das Arzneimittel beispielsweise umstellen. Anders bei Schwangeren: Hier kommen intrauterine Schädigungen erst dann zutage, wenn es zu spät ist, man sie im Ultraschall sehe oder bei der Geburt.

An alle Frauen im gebärfähigen Alter denken

Vor allem sieht Schaefer auch die Klientel der Schwangeren mit einer Million nicht tatsächlich vollständig repräsentiert, gar unter „präventiven Aspekten grotesk unterschätzt“. Letztendlich müssten alle Frauen im gebärfähigen Alter hier berücksichtigt werden, alle, die unter einer potenziell inadäquaten Medikation schwanger werden könnten – und das ist etwa ein Viertel der Bevölkerung.

„Das wird häufig vergessen, wir müssen ja vor einer Schwangerschaft daran denken, was können wir verwenden?“, erklärt der Leiter von Embryotox. Und abschließend: „Der Fokus auf Arzneimitteltherapiesicherheit in der Schwangerschaft muss deutlich verstärkt werden.“


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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