Immer mehr Finanzinvestoren 

Zahnärzte-Verband warnt vor„Ausverkauf der Versorgung an Spekulanten“

Frankfurt am Main - 05.11.2018, 11:30 Uhr

Geregelte Arbeitszeiten statt 60-Stunden-Woche: Viele junge Zahnärzte scheuen den Sprung in die Selbstständigkeit und bevorzugen eine Anstellung in einem MVZ. (s/Foto: M.Jenkins/stock.adobe.com)

Geregelte Arbeitszeiten statt 60-Stunden-Woche: Viele junge Zahnärzte scheuen den Sprung in die Selbstständigkeit und bevorzugen eine Anstellung in einem MVZ. (s/Foto: M.Jenkins/stock.adobe.com)


Sind MVZ unter Kammerführung die Lösung?

Die KZBV kritisiert, dass sich die Versorgungszentren auf Städte konzentrierten. Es drohe damit ein Ärztemangel auf dem Land. Der Bundesverband nachhaltiger Zahnheilkunde, der sich als Interessensvertreter der Versorgungszentren sieht, weist das zurück. Investoren seien als Teil der Versorgung unverzichtbar. Ebenso wie Apotheker und Hausärzte haben Zahnärzte das Problem, keine Nachfolger mehr zu finden, so wie zum Beispiel Rolf Hofmann (61), Zahnarzt in Breuberg im Odenwald. Er sucht seit fünf Jahren einen Entlastungs- oder Ausbildungsassistenten, auch mit der Maßgabe, dass die Praxis dann übernommen wird. In der Zahnmedizin seien 85 bis 90 Prozent der Studienabgänger Frauen, sagt er gegenüber der dpa. „Die hängen sich natürlich eine Versorgerpraxis mit gut 60 Wochenstunden nicht an den Hals“. In den MVZ fänden die Studienabgänger alles, was sie sich erhofften: freie Arbeitszeitgestaltung, keine Nacht- und Notdienste.

Doch ebenso wie seine Standesvertretung sieht Hofmann die externen Geldgeber kritisch. „Dann läuft das nicht als Versorgerpraxis, sondern die müssten nach Kosten und Nutzen arbeiten, das heißt, es gibt eine gewisse Rosinenpickerei“. Dann werde am Zahn keine Wurzelbehandlung mehr über zweieinhalb oder drei Stunden gemacht, sondern der Zahn entfernt und ein Implantat gesetzt, befürchtet er.

Sieben aktive Finanzinvestoren in der Branche

Hofmann hat sich nun mit seiner Zanhärztekammer überlegt, selbst ein MVZ aufzubauen, finanziert von der Apotheker- und Ärztebank. Die Praxen im Umkreis, deren Inhaber demnächst aufhören wollen, sollen sich einbringen. Das Ganze soll unter Führung der Landeszahnärztekammer laufen. „Damit haben wir die Möglichkeit, junge Zahnärzte auch zu beschäftigen, sie in das ganze ‚Geschäft‘ einzuführen und sie haben das, was sie sich unter Work-Life-Balance vorstellen, sie können stundenweise arbeiten, sie können in Schichten arbeiten, Kinder kriegen und auch mal zwischendurch krank werden“, so Hofmann.

In einer Analyse, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, zählt die KZBV sieben aktive Finanzinvestoren hierzulande. Darunter sind der Fonds Nordic Capital, der die Kölner Praxis-Gruppe „Zahnstation“ kaufte und die Frankfurter Quadriga Capital, Besitzer der „Zahnärztliche Tageskliniken Dr. Eichenseer“. Auch die Kaffee-Dynastie Jacobs mischt über ihre Investment-Holding mit – unter der Marke „Colosseum Dental Group“.

Die Zahnärzte-Vereinigung würde Investoren gern gesetzlich verboten sehen. Davon ist in einem aktuellen Gesetzentwurf im Bundesrat aber keine Rede. Die KZBV fordert nun, dass nur jene Kollegen Versorgungszentren gründen dürfen, die schon zahnärztliche Erfahrung haben, und dass die Zentren regional beschränkt bleiben.




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