Influenzasaison 2018/19

Reichen die Grippeimpfstoffe wirklich nicht?

Stuttgart - 06.11.2018, 16:45 Uhr

Droht tatsächlich ein Engpass bei der Grippeimpfstoffversorgung in Deutschland? (m / Foto: picture alliance/dpa)

Droht tatsächlich ein Engpass bei der Grippeimpfstoffversorgung in Deutschland? (m / Foto: picture alliance/dpa)


Gibt es wirklich keine Grippeimpfstoffe mehr? Glaubt man bestimmten Medienberichten, so scheinen Grippeimpfstoffe für die gerade begonne Influenzasaison 2018/19 „ausverkauft" zu sein. DAZ.online war skeptisch – und hat mit dem Grippeimpfstoffhersteller Sanofi-Pasteur (Vaxigrip Tetra) und den Experten des Paul-Ehrlich-Instituts gesprochen. Und: Welche Grippeimpfstoffe können noch bestellt werden?

Pünktlich zum Startschuss der neuen Grippesaison 2018 – traditionell ab Kalenderwoche 40 – kamen die ersten Meldungen, dass es Probleme mit der Beschaffung von Grippeimpfstoffen gibt. DAZ.online ist diesem Mysterium damals nachgegangen. Herauskam, dass der Hase bei den Apotheken und Praxen im Pfeffer liegt, die keine Grippeimpfstoffe vorbestellt hatten: „Die geplanten Lieferungen von Vaxigrip® Tetra sind ausreichend, um unsere Kunden auf der Basis der Vorbestellungen und der daraus hochgerechneten Nachbestellungen (inklusive einer Wachstumsrate) zu versorgen“, erklärte Sanofi-Pasteur, der Hersteller hinter Vaxigrip® Tetra, damals. Auch bei GSK lief es auf die „Vorbestellungen“ raus: „GSK beliefert derzeit zunächst Vorreservierungen und Vorbestellungen. Alle entgegengenommenen Aufträge können beliefert werden“, erklärt eine Sprecherin des Unternehmens. GSK priorisiere die Belieferung der Kunden mit Vorbestellung, ab Oktober liefere man die restliche Ware an den Großhandel.

Keine bundesweite Knappheit bei Grippeimpfstoffen

Seit dem vergangenen Mittwoch ruft das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) über seine Internetseite Angehörige der Heilberufe aber auch Verbraucher dazu auf, vermutete Engpässe bei Grippeimpfstoffen zu melden. Jedoch: „Das PEI nimmt keine (bundesweite) Knappheit an“, erklärt eine Sprecherin des PEI, auf Nachfrage von DAZ.online. Zwar erreichten die Bundesbehörde in der Tat viele Anfragen per Telefon und Email, dass es keine Grippeimpfstoffe gibt, doch: „Wir haben den Eindruck, dass es ein regionales Problem ist“. Das sei der Grund des Aufrufs zur Meldung vermuteter Engpässe, man wolle dies untersuchen. Die Sprecherin erklärt weiter, dass auch eine brancheninterne OTS-Meldung mit der Überschrift „Grippeimpfstoff ausverkauft“ erschwerend hinzugekommen sei.

Aktuell hat das PEI 15,7 Millionen Impfdosen freigegeben (Kalenderwoche 44 / Stand 2.11.2018). Sind damit alle Impfdosen bereits freigegeben? „Definitiv der allergrößte Teil“, erklärt die PEI-Sprecherin. Sie meint jedoch, dass es in den kommenden Tagen noch eine Aktualisierung geben müsste. In der vergangenen Grippesaison 2017/18 waren in Kalenderwoche 44 rund zwei Millionen Impfdosen mehr freigegeben worden: 17,8 Millionen.
DAZ.online hat bei Sanofi nachgefragt. Geht Deutschland tatsächlich auf dem Zahnfleisch bei Grippeimpfstoffen?



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


6 Kommentare

Grippeimpfstoff

von Horn am 04.12.2018 um 10:17 Uhr

Heute beim HA angerufen wegen Termin zum Grippeimpfen.
Derzeit leider ein Engpass in Deutschland, in Österreich wären wohl schon wieder erste Lieferungen raus gegangen. Das muss bei eigentlich gleicher Zahl zu Impfender eigentlich planbar sein. Ich glaube kaum das dass jedes Jahr um Millionen Dosen schwankt.

Grüße aus Ffm Horn

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Engpass für Privatpatienten

von Elizabeth Valentine-Thon am 23.11.2018 um 22:53 Uhr

Als 70 jährige-Privatpatientin hatte ich am 22.Nov mit einem Rezept vom Arzt versucht eine Grippeimpfung-Einzelpackung von Apotheken in Bremen zu bekommen, erstmal ohne Erfolg: alles ausverkauft! Erst am Ende des Tages meldete eine Apotheke, dass durch eine Stornierung einer Reservierung er mir eine Packung verkaufen konnte. ich habe also Glück gehabt, aber was ist mit den vielen anderen Menschen? Die Situation ist beängstigend.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Grippeimpfstoff nicht erhältlich

von Günter Volk am 19.11.2018 um 13:21 Uhr

In Stuttgart, Leonberg und Umgebung habe ich bei 8 Apotheken nach einem Grippeimpfstoff (4fach) nachgefragt, den man dem Arzt als Privatpatient liefern muss, weil er den für Kassenpatienten nicht verrechnen kann/darf. Alle sagten das Gleiche: nicht mehr lieferbar, nicht mehr bestellbar!
Armes Deutschland, aber "wir schaffen das".

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Engpass = Nachfrage temporär größer als Angebot

von Olaf Rose am 08.11.2018 um 11:41 Uhr

Die Info aus dem Artikel bedeutet, dass es keinen Engpass gibt, weil in einigen Praxen anscheinend zu viel Impfstoff lagert, während andere Praxen dringend Impfstoff benötigen. Wir warten jedenfalls dringend für einige Praxen auf Ware und bekommen nichts, weder über GHs noch über Hersteller. Das nenne ich nicht nur Engpass sondern 'nicht lieferbar'. Wenn jemand noch Kanäle kennt wäre ich für eine Information an dieser Stelle dankbar.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Engpass = Nachfrage temporär größer

von Birgit Möllenkamp am 12.11.2018 um 14:22 Uhr

Wir haben unsere Dispositionen teilweise doppelt ausgeliefert bekommen. Einen Großteil davon konnten wir schon an den Mann bzw. diverse Arztpraxen bringen, aber ich verfüge mit Stand von heute noch über 11 10er Packungen Vaxigrip tetra und 20 10er Packungen Influvac tetra.

Kein Lieferengpass bei Grippeimpfstoffen

von Rita Längert am 06.11.2018 um 19:37 Uhr

aber seit 3 Wochen keine 1er Packungen mehr zu bekommen.
Vaxigrip war am 17.10. beim Großhandel schon aV gemeldet,
Nachlieferungen für alle Einzelpackungen wurden durch den Großhandel abgesagt und Direktbestellungen bei Sanofi und GSK waren nicht möglich. Lediglich Mylan hat noch Überweisungsaufträge angenommen ("solange der Vorrat reicht"), da warte ich aber auch schon 2 Wochen auf die Lieferung und ein Termin ist nicht in Sicht . Natürlich sind Vorbestellungen im März schön für die Hersteller, aber wenn Mitte Oktober keine Einzelpackungen für Privatpatienten mehr zu bekommen sind, stimmt meiner Meinung nach etwas nicht.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.