Gleichpreisigkeit/Apothekenhonorar

Schmidt: Darüber reden wir mit dem Minister

München - 20.11.2018, 17:00 Uhr

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und ABDA-Präsident Friedemann Schmidt führen weiterhin Gespräche zur Auflösung des Versandhandelskonfliktes. Laut Schmidt geht es dabei um drei Themenkomplexe. (Foto: Schelbert)

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und ABDA-Präsident Friedemann Schmidt führen weiterhin Gespräche zur Auflösung des Versandhandelskonfliktes. Laut Schmidt geht es dabei um drei Themenkomplexe. (Foto: Schelbert)


Wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den sogenannten Versandhandelskonflikt auflösen will, ist weiterhin unbekannt. Nach Informationen von DAZ.online sollen noch in dieser Woche weitere Gespräche zwischen ABDA-Vertretern und dem Ministerium stattfinden. Auf der Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) gab ABDA-Präsident Friedemann Schmidt allerdings einen Einblick in den Zwischenstand der Gedankenspiele des Ministeriums.

ABDA-Präsident Schmidt war auf der Delegiertenversammlung der BLAK eigentlich geladen, um über das Thema Digitalisierung zu sprechen. Im Anschluss an seine Rede stellte er sich dann aber noch den Fragen der Delegierten. Schmidt erklärte, dass die politischen Voraussetzungen zur Durchsetzung des Rx-Versandverbots derzeit schlecht seien. Die Ausgangsituation sei, dass Spahn die Umsetzung nicht wolle. Seine Ideen, die er beim DAT präsentiert hatte, seien vage gewesen. Sie umfassten aber im Prinzip drei Komplexe, so Schmidt.

  • Andere Mittel, um die Gleichpreisigkeit zu erreichen: Die Frage, ob es einen anderen rechtssicheren und gleichzeitig mehrheitsfähigen Weg gibt, dieses Ziel zu erreichen, habe man bisher mit „nein“ beantwortet, so Schmidt. Man habe aber auch immer betont, dass man offen für neue Ideen sei, die dasselbe Ziel erreichen. Schmidt betonte aber, dass die Gleichpreisigkeit die Basis für alles andere sei.
  • Wenn der Versandhandel bleibt, aber reguliert wird, werde er sich weiterentwickeln. Inwiefern könne man nicht vorhersagen, so Schmidt. Dann müsse man aber Mechanismen schaffen, um die Kostenvorteile des Versandhandels für die Apotheken vor Ort auszugleichen. Diese Kompensation ist nach Ansicht von Schmidt der am wenigsten bedeutsame Komplex. Allerdings ist es seiner Aussage nach der, über den am meisten spekuliert wird. Spekulationen, die nach Ansicht von Schmidt enorm schadeten.
  • In Schmidts Augen müsse es gelingen, sich weniger abhängig von den „Regularien“ zu machen. Die Apotheker seien jederzeit erpressbar von der Politik. Davon will Schmidt weg. Dazu müsse man seiner Ansicht nach das stärken, was Apotheker unverzichtbar macht – die Arbeit mit den Patienten. Und das sei der Einstieg in die Dienstleistungsvergütung. Dafür lohnt es sich nach Schmidts Ansicht vor allem, in die Gespräche mit Spahn zu gehen.

Ist die ABDA nicht transparent genug?

Schmidt sah sich außerdem mit dem Vorwurf der mangelnden Transparenz der ABDA-Arbeit konfrontiert. Dazu sagte er, dass er zwar in den aktuellen Gesprächen mit dem Minister die Basis nicht mitnehmen könne. Das sei ein demokratischer Prozess, da müssten die Apotheker Vertrauen  in ihre Vertreter in Berlin haben. Die Entscheidung, welche Strategie die ABDA am Ende aber vertrete, würde mit maximaler Gremienbeteiligung getroffen, nämlich von der Mitgliederversammlung im Dezember.

Schmidt betonte, wie froh er sei, dass der Minister zugestimmt hatte, diesen Weg zu gehen. Und wenn die Mitgliederversammlung entscheide, sich weiter kompromisslos für ein Verbot einzusetzen, werde man das weiterhin tun. Auch wenn er dann persönlich die Gefahr sieht, dass man Ende ohne alles dasteht.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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3 Kommentare

Falsche Priorität

von Reinhard Rodiger am 21.11.2018 um 0:34 Uhr

Es ist fast so als ob hier jemand seine Quelle verkaufen will, um die Hoffnung zu ernten, mit Respekt behandelt zu werden.

Es ist besonders auffällig, dass die VORHANDENE Leistung überhaupt nicht für Wert befunden wird deutlich genug erwähnt zu werden.Stattdessen wird ein Klima verbreitet, das erst in der Zukunft Kompetenzerwerb verspricht.Das fördert doch eine politische Strategie, die laufende Qualitätsarbeit kontinuierlich unterbewertet zu lassen.Wer offenkundig nicht dafür steht, die Grundlage zu sichern macht es anderen leicht, mit Hoffnungsschaum zu ködern.Es gibt nirgends den Nachweis, dass zusätzliche Dienstleistungen zur wirtschaftlichen Sicherung sichtbar beigetragen haben.Das liegt am Unwillen der KK, angemessen ohne Hin-und-Her zu zahlen und an den Patienten, die das häufig nicht in der notwendigen Häufigkeit wollen.Die Zeit ist nicht reif dafür, aus Imagegründen die Grundlage preis zu geben.Dies ist besonders deswegen von Bedeutung, weil die Gefahr besteht, nur zukünftige Leistungen zu Lasten laufender Aufgaben zu bewerten bzw zu fördern.Das ist gleichbedeutend mit einer breitflächigen Entwertung.Ein bisschen scheint FS zu ahnen, um was es geht, als er vor kurzem hier sinngemäss sagte, die Kleinen vergessen zu haben.Das sind die, die Flächendeckung bringen und nicht die Kapazität haben, für Sonderleistungen Personal vorzuhalten (wenn es überhaupt welches gibt) Das können nur wenige. Sozusagen die zu Einschreiberitualen Übriggebliebenen. Die anderen sind Kollateralschaden.

Erpressbarkeit durch die Politik zu vermeiden ist ehrenwert, doch wie soll das gehen, wenn die Abhängigkeit vom heutigen Haupterpresser den KK bewusst steigt. Ist nicht der Machtmissbrauch der KK die Ursache für fulminanten Ressourcenverschleiß? Wo wird das geltend gemacht? Die politische Antwort ist: das regelt mal selbst.Das funktioniert bekanntlich nicht und braucht deshalb politische Unterstützung.

Kurz gesagt, die vorhandenen umfangreichen Leistungen müssen in den Vordergrund und ANERKANNT werden und danach kann anderes dazukommen. Die gegenwärtige Positionierung muss also vom Kopf auf die Füsse gestellt werden.Mit der falschen Priorität werden verheerende Signale für die Mehrheit gesetzt:Entwertung pur.

Auch die Verhandlungsführung und der Verzicht auf argumentative Besetzung des Schlachtfelds machen es Herrn Spahn leicht.

Falsche Prioritätensetzung kann als Strategie zum Abhängen aufgefasst werden.Bei mir kommt das so an.











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Inzwischen richtig gefährlich, das

von Wolfgang Müller am 20.11.2018 um 22:26 Uhr

Lieber Kollege Schmidt, ich kann es nicht glauben, aber: Sie vertreten offenbar weiter unbeirrt die Ansicht, dass wir zur Rettung der höchst attraktiven, herkömmlichen Öffentlichen Apotheke etwas "stärken" müssen, um uns "unverzichtbar" zu machen, was praktisch kein Außenstehender als TATSÄCHLICHE, aktuelle Kern-Kompetenz genau dieser ÖFFENTLICHEN Apotheke nennen würde: "Die Arbeit AM Patienten".

Sondern was lediglich ein perspektivisches Mantra ist. Mit hoher Akzeptanz bzgl. der "Öffentlichen" fast nur in entsprechend begeisterten Berufs-internen Kreisen (zu denen ich ja - was die IDEE betrifft - durchaus gehöre, schon gut). Und außerdem in eher eng definierten Grenzen im Krankenhaus ("Stationsapotheker" z. B.).

Und das, so meinen Sie, wenn man dem Artikel glauben kann, erzwinge nun zu unserer wenigstens perspektivischen Erlösung den dringend notwendigen "Einstieg in die Dienstleistungsvergütung"? Wofür man ausgerechnet unsere aktuelle, existentielle Diskussion um unsere Rx-Gleichpreisigkeit mit Minister Spahn nutzen müsste?

"Dienstleistungsvergütung", soso. Koillege Siemsen redet beängstigenderweise andernorts auch schon wieder voreilig oder auch nur pflichtschuldig von Einschreibepatienten, inmitten ansonsten hervorragender Äußerungen.

Was halten Sie denn davon, anstatt uns mit eventuellen zukünftigen "Dienstleistungen" unentbehrlich machen hoffen zu wollen eventuell dann doch nicht zu können, die gemeinhin ehrlicherweise leider sowieso immer noch vor Allem von Ärzten erwartet werden (Arbeit "am" Patienten, eben):

Einfach mal die Unentbehrlichkeit unserer jetzt schon erbrachten heilberuflichen und logistischen Leistungen herauszustellen? Anstatt sie ständig direkt ("zehn Jahre zurück") oder indirekt, wie gerade hier, zu marginalisieren?

Nur mal so, ins Unreine gefragt: Halten SIE PERSÖNLICH uns alle denn im offensichtlichen Umkehrschluss wirklich für verzichtbar, wenn - was ich vermute - man uns eine auskömmliche paramedizinische Perspektive im Bereich der Verschreibungs-Arzneitherapie in der Öffentlichen Apotheke NIE in dem Ausmaß zugestehen wird, das Sie und einige Ihrer Kolleg/innen, in den Kammern, vor Allem, erträumen?

Sorry, Sie merken es wohl nicht, aber DAS ist gefühlt nicht weniger als "verraten und verkauft". Wohl nicht bewusst, was ich Ihnen nicht zu unterstellen wage, aber auf leider immer noch viel zu sympathische Weise grob fahrlässig.

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Schuldfrage

von Dr Schweikert-Wehner am 20.11.2018 um 19:01 Uhr

...Spekulationen die enorm Schäden....
Wir dürfen ja nicht wissen über was die Grossen reden. So ein Vorgang wäre bei den Ärzten undenkbar.
Aber F.S. hat schon mal schon mal vorgebeugt: Sollte der ABDA der Laden um die Ohren fliegen und unsere Buden nur noch Ramsch seien, dann sind die Kritiker der ABDA Strategie, also wir schuld.

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