Kammerversammlung Bayern

„Zurück auf Los“ bei der Münchener KliPha-Professur

München - 21.11.2018, 15:45 Uhr

Die Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) hat einen Antrag zur Nicht-Besetzung einer Professur für Klinische Pharmazie an der LMU München (hier der Eingangsbereich) vorerst auf Eis gelegt. (c / Foto: imago)

Die Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) hat einen Antrag zur Nicht-Besetzung einer Professur für Klinische Pharmazie an der LMU München (hier der Eingangsbereich) vorerst auf Eis gelegt. (c / Foto: imago)


Bei der Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) am gestrigen Dienstag ging es um die Nicht-Besetzung einer W3-Professur für Klinische Pharmazie in München. In einem im Vorfeld bekannt gewordenen Antrag hatten Kammerdelegierte umfassende Aufklärung zu dem Berufungsverfahren gefordert. In der Kammerversammlung sollte über dieses abgestimmt werden. Nun ist er aber erst einmal auf Eis gelegt.

Ein Punkt auf der Tagesordnung der gestrigen Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) war die nicht besetzte W3-Professur für klinische Pharmazie an der LMU München. Delegierte hatten einen Antrag vorbereitet, in dem sie Einblicke in Details des Berufungsverfahrens forderten, zum Beispiel, ob Gutachter herangezogen wurden, um die Qualifikation der Bewerber zu beurteilen. DAZ.online hatte darüber berichtet. Über diesen Antrag sollte ursprünglich in der gestrigen Kammerversammlung in München abgestimmt werden.

Antragsteller Markus Zieglmeier räumte nun ein, dass der Antrag zum Teil auf Annahmen beruhte, die sich mittlerweile als nicht richtig herausgestellt hatten. Zum Beispiel, dass die Professur, wie im Antrag beschrieben, in einen anderen Bereich verschoben wurde, entspricht wohl nicht der Wahrheit. Fakt sei aber, dass die Professur nach wie vor nicht besetzt sei. Der Antrag habe aber insofern sein Ziel erreicht, dass die „Mauer des Schweigens seitens der LMU bröckele“, so Zieglmeier.

Denn auf eine zuvor erfolgte Anfrage des Kammerpräsidenten an die Universitätsleitung hatte diese nur erklärt, keine Informationen zu dem Verfahren herauszugeben. Nachdem die Geschichte durch die Berichterstattung auf DAZ.online öffentlich wurde, hatte ein Fakultätsmitglied, der Organische Chemiker Thomas Carell, diesbezüglich Gesprächsbereitschaft signalisiert. Von Carell stammt auch die Information, dass die Professur nach wie vor am Department Pharmazie sei und nicht in die Chemie verschoben wurde.

Dörje: Warum wurde die Approbationsordnung noch nicht umgesetzt?

Der Pharmazeutische Chemiker Professor Franz Bracher, der auch Delegierter der Kammerversammlung ist und daher anwesend war, kritisierte in diesem Zusammenhang, dass man seitens der Kammer im Vorfeld nicht die Fakultät, sondern nur die Universität kontaktiert hatte, um den Sachverhalt um die Nicht-Besetzung der Stelle aufzuklären. Das sei nicht besonders kollegial, so Bracher. Professor Frank Dörje, ebenfalls Kammerdelegierter, erklärte, dass es beschämend sei, dass an zehn Hochschulstandorten, darunter München, die Approbationsordnung aus dem Jahr 2001, mit der die Klinische Pharmazie eingeführt wurde, noch nicht umgesetzt wurde.

Zieglmeier berichtete weiter, dass in Kürze ein Sechs-Augen-Gespräch zwischen ihm und den Professoren Carell und Bracher dazu stattfinden werde, wie es nun weitergeht – nur zum Austausch, denn weder er noch die Professoren verfügten über ein Mandat, eine Entscheidung zu treffen. Um die Gespräche nicht zu stören, werde der Antrag nun erst einmal auf Eis gelegt. Oder wie Kammerpräsident Benkert es formulierte, man gehe „zurück auf Los“.

Münchener Pharmazie ist ein Sorgenkind

Die Münchener Pharmazie gehört, was die Klinische Pharmazie angeht, mit zu den Sorgenkindern der Republik. Es gibt nach wie vor keinen (besetzten) Lehrstuhl. Die Lehre in diesem Fach ist auf mehrere andere Lehrstühle (Pharmazeutische Chemie, Biologie, Technologie sowie Pharmakologie) aufgeteilt. Apotheker aus der öffentlichen Apotheke und der Klinik versuchen mit großem Engagement, die Defizite auszugleichen. Was, wie es auch in dem Antrag formuliert war, anscheinend nicht gelingt. Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, dass Kammerdelegierte ob der Nichtbesetzung des Lehrstuhls alarmiert waren.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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