Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Die Thomapyrin-Familie: Was wann für wen?

Stuttgart - 04.12.2018, 07:00 Uhr

Demnächst sind drei verschiedene Thomapyrinpräparate in den Apotheken verfügbar. (j/Foto: Sanofi; Montage DAZ.online)

Demnächst sind drei verschiedene Thomapyrinpräparate in den Apotheken verfügbar. (j/Foto: Sanofi; Montage DAZ.online)


Die Thomapyrin®-Familie hat ein neues Mitglied – „Tension Duo“. Laut Hersteller Sanofi hat die Auslieferung nun begonnen. Im Unterschied zu den bekannten Vertretern Intensiv und Classic setzt die neue Kombination nicht mehr auf ASS und Paracetamol, sondern auf Ibuprofen. Und es gibt weitere Unterschiede.

Mit Tension Duo, Classic und Intensiv werden demnächst drei verschiedene Varianten des Kombinationsschmerzmittelklassikers Thomapyrin® in der Apotheke zur Verfügung stehen. Wir haben uns Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Präparate einmal angesehen.

Wirkstoffe: Darin liegt der Hauptunterschied zwischen dem alten und dem neuen Thompayrin®. Statt der klassischen Kombination ASS plus Paracetamol wird bei Tension Duo auf Ibuprofen gesetzt. Koanalgetikum ist einheitlich Coffein, allerdings hat Sanofi hier die Einzeldosis aufgestockt. Tension Duo enthält die doppelte Menge, also 100mg statt 50mg. Bezogen auf die Tageshöchstdosis gibt es keinen Unterschied: 300mg Coffein sind das Maximum, das entspricht drei Tension Duo oder dreimal zwei Classic beziehungsweise Intensiv.

Classic Intensiv Tension Duo
250 mg ASS/ 200 mg Paracetamol / 50 mg Coffein 250 mg ASS/ 250 mg Paracetamol / 50 mg Coffein 400 mg Ibuprofen/ 100 mg Coffein


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Nur für Erwachsene?

Anwendungsgebiete: Tension Duo und Classic eignen sich laut Beipackzettel bei akuten mäßig starken und bei leichten bis mäßig starken Schmerzen. Das Anwendungsgebiet von Intensiv ist enger gefasst. Hier heißt es: akute Kopfschmerzen und Migräneanfälle.

Ab welchem Alter? Der „Neuling“ ist nur für Erwachsene zugelassen  –  bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist Tension Duo kontraindiziert. Intensiv und Classic können ab einem Alter von 12 Jahren eingesetzt werden. Ausgenommen sind laut Beipackzettel Jugendliche, die unter Varizellen (Windpocken) oder Grippe-ähnlichen Erkrankungen leiden. Hintergrund ist die immer wieder im Zusammenhang mit ASS thematisierte Gefahr eines Reye-Syndroms.

Einzeldosis, Tagesdosis und Dosierungsintervall: Bei Tension Duo wird bei Bedarf eine Tablette eingenommen, nach sechs bis acht Stunden kann man nachlegen bis maximal drei Tabletten am Tag – entsprechend der Höchstdosis von Ibuprofen in der Selbstmedikation von 1.200 mg. Bei den paracetamolhaltigen Kombis ist die Einzeldosis eine oder zwei Tabletten, insgesamt bis zu dreimal täglich. Der Abstand zwischen zwei Gaben sollte jeweils vier bis sechs Stunden betragen.

Viel Überschneidung bei den Kontraindikationen

Kontraindikationen: Hier gibt es einige Überschneidungen. Wie bei jedem Arzneimittel wird die Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe angeführt, außerdem Überempfindlichkeitsreaktionen in der der Anamnese, die im Zusammenhang mit NSAR stehen. Magen-Darm-Ulzera sind eine Gegenanzeige. Bei Leber- und Nierenversagen sowie schwerer Herzinsuffizienz sollte die Anwendung auch unterbleiben. Auch das dritte Trimenon einer Schwangerschaft ist eine gemeinsame Kontraindikation aufgrund der enthaltenen NSAR.

Unterschiede sind wie schon erwähnt das Anwendungsalter. Die Ibukombi ist zudem bei schwerer Dehydratation, Blutbildungsstörungen unbekannter Ursache und zerebrovaskulären und andern aktiven Blutungen kontraindiziert sowie nicht nur bei aktuellen peptischen Ulzera, sondern auch bei in der Vergangenheit aufgetretenen. Intensiv und Classic dürfen bei krankhaft erhöhter Blutungsneigung (z.B. Hämophilie) nicht genommen werden sowie bei gleichzeitiger Behandlung mit 15 mg oder mehr Methotrexat in der Woche. Salicylate hemmen nämlich dosisabhängig die renale Elimination von Methotrexat durch Hemmung des Anionentransporters HOAT3 und verstärken somit deren Wirkung. Toxische Wirkungen von MTX wie z.B. Schleimhautentzündungen (Stomatitis, Ösophagitis u.a.), Knochenmarksdepression, Nephro - oder Hepatotoxizität können vermehrt auftreten.

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Und in der Schwangerschaft?

Schwangerschaft: Bei allen Thomaypyrin-Varianten besteht eine Kontraindikation im dritten Trimenon, weil NSAR wie Ibuprofen und ASS die Prostglandinbiosynthese hemmen. Die Hemmung der Prostaglandinbildung kann etwa ab Schwangerschaftswoche 28 zu einer Verengung beziehungsweise einem verfrühten Verschluss des Ductus arteriosus Botalli führen.

Bei Intensiv und Classic findet sich zudem der Hinweis, dass es keine oder nur begrenzte Daten zur Anwendung des Kombinationsarzneimittels  gibt, sondern nur welche zu den Einzelwirkstoffen. Die Anwendung von Kombipräparaten wird in der Schwangerschaft grundsätzlich eher nicht empfohlen, ist aber im ersten und zweiten Trimenon bei zwingender Indikation möglich.  

Bei Tension Duo heißt es, dass die Einnahme von Ibuprofen in den ersten beiden Drittel der Schwangerschaft möglich ist, aber ebenfalls nur bei zwingender Indikation. Zudem gebe es Hinweise, dass die längere Einnahme hoher Coffeindosen zu Spontanaborten und Frühgeburten führt. In therapeutisch relevanten Dosen scheint aber laut Thomapyrin® Intensiv und Classic kein erhöhtes Risiko in Bezug auf den Verlauf der Schwangerschaft und das ungeborene Kind zu bestehen.

Gibt es da auch was ohne Lactose?

Stillzeit: Bei Tension Duo heißt es, dass es nur angewandt werden sollte, wenn das unbedingt notwendig ist, weil Coffein das Verhalten des Säuglings negativ beeinflussen könnte. Bei Intensiv und Classic findet sich die Info, dass bei kurzfristiger Anwendung in der empfohlenen Dosis Abstillen nicht notwendig ist.

Nebenwirkungen: Nebenwirkungen treten bei allen Varianten vor allem im Magen-Darm-Bereich auf: Bauchschmerzen, Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen kommen häufig vor. Eine weitere häufige UAW ist Schwindel. Schwerer gastrointestinale Nebenwirkungen, also Ulcera oder Blutungen, sind laut Beipackzettel bei der Ibukombi häufiger, sie kommen nämlich „gelegentlich“ vor, bei den herkömmlichen Varianten „selten“. Einheitlich mit „gelegentlich“ sind Überempfindlichkeitsreaktionen beziffert.

Wechselwirkungen: Bei allen drei Varianten findet sich eine mögliche Beeinflussung der Wirkung  von Gerinnungshemmern sowie von Antihypertensiva. Zudem kann Coffein die Wirkung sedierender Arzneimittel beeinflussen. Und das sind nur Beispiele von vielen.

Grundsätzlich gilt: Patienten, die andere Arzneimittel einnehmen, sind wenn möglich, mit Monosubstanzen besser beraten, weil sich das Wechselwirkungspotenzial besser abschätzen lässt. Zumal Datenbanken in vielen Fällen nur paarweise Interaktionen analysieren können. 

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Packungsgrößen und Preis: Thomapyrin® Classic in Packungen à 10 und 20 Stück erhältlich, Intensiv nur in der 20er. Tension Duo gibt es wieder zwei Varianten, nämlich 6 und 12 Stück.

Präparat Preis in Euro (Lauer Taxe Stand 3. Dezember 2018)
Classic 10 Stück 4,70
Classic 20 Stück 7,25
Intensiv  20 Stück 8,29
Tension Duo 6 Stück 3,99
Tension Duo 12 Stück 6,97


Zusammensetzung: Thomapyrin® Duo ist eine Filmtablette, Classic und Intensiv  sind nicht überzogen. Die neue Variante ist außerdem lactosefrei. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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