Neue Studie zum Großhandel

Eindringliche Werbung für Vollversorger

Köln - 13.12.2018, 13:45 Uhr

Zahlreiche Veränderungen in den Rahmenbedingungen sollen sich negativ auf das Geschäftsmodell der Vollversorger auswirken. (m / Foto: imago)

Zahlreiche Veränderungen in den Rahmenbedingungen sollen sich negativ auf das Geschäftsmodell der Vollversorger auswirken. (m / Foto: imago)


Steigende Kosten

Auf der Kostenseite werden die Auswirkungen neuer regulatorischer Bedingungen betont. Fälschungsschutz und GDP-Leitlinien haben demnach Investitionen von 77,3 Millionen Euro erforderlich gemacht und führen voraussichtlich jährlich zu zusätzlichen 72,3 Millionen Euro Betriebskosten. Ebenso wie den Apotheken würden dem Großhandel immer wieder zusätzliche Aufgaben zugeteilt, aber die höheren Kosten würden nicht kompensiert. Beim Großhandel betrifft das besonders die Rabattverträge, die zu einem größeren und komplexeren Sortiment und einem zusätzlichen Absatzrisiko führen. Dies habe die Betriebskosten im Jahr 2017 geschätzt um 45 Millionen Euro erhöht. 

Auch die Zunahme von handlingsintensiven Arzneimitteln erhöhe die Kosten. Von 2009 bis 2017 seien die Absätze von Betäubungsmitteln um 34,5 Prozent, von Kühlkettenartikeln um 27,2 Prozent und von sonstigen Kühlprodukten um 14,0 Prozent gestiegen. Der steigende Hochpreiseranteil belaste den Großhandel besonders, weil der prozentuale Zuschlag des Großhandels gedeckelt ist. Dies alles beeinflusse die Mischkalkulation des Großhandels erheblich, zumal die Gesamtzahl aller Packungen im Großhandel gesunken sei.

Direktgeschäft und weitere Belastungen

Als weiteres Problem wird das Direktgeschäft beschrieben. Diese „Rosinenpickerei“ vieler Apotheken belaste die Mischkalkulation des Großhandels. Gemäß der Studie beziehen Apotheken 19,22 Prozent der dort abgegebenen Packungen direkt vom Hersteller. Der Umsatzanteil beträgt 15,52 Prozent. Teilweise folge dies aus Kontingentierungen, durch die Apotheken zu Direktbestellungen „gezwungen“ würden. 

Weitere Belastungen für den vollversorgenden Großhandel seien die sinkende Apothekenzahl, der preisaggressive Marktauftritt von Herstellern und nicht vollversorgenden Großhändlern, die wachsende Zahl der Beschaffungskooperationen und der zunehmende europaweite Arzneimittelversand. So würden sich zahlreiche Veränderungen in den Rahmenbedingungen negativ auf das Geschäftsmodell der Vollversorger auswirken.

Effektives Geschäftsmodell

Doch in einem Systemvergleich seien die Vollversorger gegenüber den Alternativen überlegen. Nur die Vollversorger würden den freien Marktzugang aller in Deutschland verkehrsfähigen Arzneimittel sichern. Dazu gehöre auch das nachfrageorientierte Ergänzungssortiment. Außerdem könnten nur die Vollversorger mit ihrem flächendeckenden Vertriebsstellennetz die Apotheken in angemessener Zeit versorgen. Nur die Vollversorger könnten den akuten Bedarf von Apotheken vollständig decken. Dies sei effektiv und zudem effizient, weil es auch die Transaktionskosten für Anbieter und Abnehmer senke. Als Prozesskosten der Apotheke für eine einzelne Großhandelsbestellung mit Ermittlung des Bestellbedarfs, Bestellübermittlung, Empfang und Einlagerung der Ware, Prüfen der Lieferscheine und Bezahlung werden 9,15 Euro ermittelt, für eine einzelne Direktbelieferung 13,04 Euro. Für eine Großhandelslieferung mit Waren von durchschnittlich 14,04 Herstellern wären demnach 183,08 Euro anzusetzen.  

Als Fazit wird festgestellt, dass andere Geschäftsmodelle die Vollversorger nicht ersetzen könnten. Die Vollversorgung sei das effektivere und effizientere Modell. Darum sollten die Vollversorger nicht weniger, sondern mehr genutzt werden. Außerdem sollten die zunehmenden Belastungen bei der Honorierung berücksichtigt werden.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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