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Eierstock- und Leberzellkrebs
Chemoprävention: Schützt ASS und wenn ja, in welcher Dosierung?
Vor etwa 30 Jahren wurde „nebenbei" entdeckt, dass Acetylsalicylsäure (ASS) vor Krebs schützen könnte. Seitdem verdichten sich die Hinweise auf eine chemopräventive Wirkung. Zwei neue Studien zeigen, dass eine regelmäßige ASS-Einnahme das Risiko für Eierstock- und Leberkrebs senken könnte. Andere NSAR hatten keinen Einfluss auf das Krebsrisiko.
Um den 122 Jahre alten Arzneistoffklassiker wird es nie langweilig: Acetylsalicylsäure (ASS) ist immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Publikationen – sowohl positiver als auch negativer. Zu den positiven gehören die Ergebnisse von zwei umfangreichen Kohortenstudien, die vor kurzem im Journal of the American Medical Association veröffentlicht wurden. Die eine Studie ergab, dass die regelmäßige Einnahme von ASS vor Eierstockkrebs schützen kann, die andere Untersuchung zeigte einen chemopräventiven Effekt beim Leberzellkarzinom.
Bei der Studie zur chemopräventiven Wirkung beim Ovarialkarzinom griffen die Wissenschaftler auf die Daten der vielfach zitierten prospektiven Nurses Health Study (NHS) zurück, einer umfangreichen prospektiven Kohortenstudie, die in den 70er Jahren startete. Für ihre Untersuchung werteten die Forscher aus Boston die Daten zweier NHS-Kohorten aus – zusammen von insgesamt 205.798 Frauen.
Ovarialkarzinom: Nur niedrige ASS-Dosen effektiv
Im Laufe des rund 30-jährigen Beobachtungszeitraums entwickelten 1.054 Frauen ein Ovarialkarzinom. Die Wissenschaftler untersuchten den Einfluss von Niedrigdosis-ASS (höchstens 100 Milligramm pro Tag), der in USA üblichen Standarddosis (325 Milligramm), anderen Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) sowie Paracetamol.
Den Ergebnissen zufolge könnte man die Schlussfolgerung ziehen – beim ASS ist weniger mehr. Denn ein chemopräventiver Effekt zeigte sich nur für die niedrige ASS-Dosis und zwar in Form einer Risikoreduktion von 23 Prozent. Bei der Standarddosis zeigte sich kein Nutzen, die anderen NSAR erhöhten sogar das Risiko für Eierstockkrebs und zwar um 19 Prozent.
Leberzellkarzinom: positive Dosis-Wirkungsbeziehung
Eine etwas andere Dosis-Wirkungsbeziehung zeigte sich in der Studie zum Leberzellkarzinom, bei der die Daten von 133.371 Probanden ausgewertet wurden. Hier zeigte sich der Nutzen erst, wenn die Teilnehmer mindestens 1,5 Tabletten mit jeweils 325 Milligramm ASS pro Woche eingenommen hatten. Wurde diese Menge über mindestens fünf Jahre eingenommen, kam es zu einer Risikoreduktion von 51 Prozent. Geringere Dosierungen waren unwirksam.
Allerdings wurde nicht untersucht, welchen Einfluss die regelmäßige Anwendung von Niedrigdosis-ASS gehabt hätte. Andere NSAR hatten in dieser Studie keinen Effekt auf das Karzinomrisiko, weder positiv noch negativ.
Risiken abwägen
Auch wenn diese neuen Daten vielversprechend klingen, sehen die Autoren noch Forschungsbedarf, bevor eine allgemeine Empfehlung zur Chemoprävention ausgesprochen werden kann. So geht aus den beiden Analysen nicht hervor, welche Dosierung zur Krebsprophylaxe überhaupt geeignet wäre. Außerdem sei unklar, weshalb andere NSAR unwirksam sind, oder in der einen Studie das Krebsrisiko sogar steigerten.
Apotheker wissen, dass die langfristige Einnahme von ASS bekanntlich zu Blutungen, Nieren- und Magenproblemen führen kann. Insbesondere bei älteren Menschen, die andere Medikamente wie beispielsweise Gerinnungshemmer einnehmen, besteht die Gefahr von Wechselwirkungen.
Die tumorpräventive Wirkung von ASS wurde erstmals vor mehr als 30 Jahren im Rahmen einer kardiologischen Studie entdeckt. Insbesondere bei Dickdarmkrebs haben sich die Hinweise in den vergangenen Jahren verdichtet.
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