Kommentar zum E-Rezept-Start

Apotheker 0:1 Zur Rose

Berlin - 31.01.2019, 17:55 Uhr

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt (hier beim DAT 2018) dürfte dieser Tage verärgert nach Hamburg schauen. Denn dort testen zwar Ärzte und eine Vor-Ort-Apotheke das erste E-Rezept, beteiligt ist aber auch der Klassenfeind Nummer eins der Apotheker. (Foto: Schelbert)

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt (hier beim DAT 2018) dürfte dieser Tage verärgert nach Hamburg schauen. Denn dort testen zwar Ärzte und eine Vor-Ort-Apotheke das erste E-Rezept, beteiligt ist aber auch der Klassenfeind Nummer eins der Apotheker. (Foto: Schelbert)


Daten-Unternehmen, E-Rezept, Promofarma

Jüngstes Beispiel für die Ausbreitung des Schweizer Konzerns ist die Mitwirkung am ersten E-Rezept in Deutschland. Natürlich hat der Versand-Konzern in dem Projekt keinen direkten Einfluss auf das Projekt, schließlich steuert die Zur Rose-Tochter König nur die Technik bei. Aber dem EU-Versender dürfte es um etwas anderes gehen: Denn wenn das Projekt gelingt, kann der Konzern bei der Politik vorsprechen und sagen: Wenn die Apotheker das nicht rechtzeitig schaffen, dann haben wir eine fertige Lösung, die funktioniert. Und die Politik könnte dann sagen: Ja, dann nehmen wir doch das.

Das alles bedeutet natürlich nicht, dass das Versandgeschäft für Zur Rose unwichtig geworden ist. Ganz im Gegenteil: Mit der Übernahme diverser anderer Versender haben sie diesen Geschäftszweig sogar noch gestärkt. Aber der Konzern hat nun eben auch weitere, zukunftsträchtige Geschäftsfelder erschlossen. Lange Zeit zeichnete sich ein Rx-Versandverbot ab – die Entscheidung, die Geschäftsbereiche zu erweitern, ist aus rein unternehmerischer Sicht also verständlich.

Apotheker jetzt unter Druck

Für die Apotheker ist das Vorgehen des Konzerns aber wahnsinnig gefährlich. Gerade beim E-Rezept-Projekt zeigt sich jetzt, dass die Standesvertretung in den vergangenen Jahres vieles verschlafen hat: Während die ABDA ihre Kraft in das Rx-Versandverbot investierte, suchten sich Zur Rose und DocMorris schon neue Möglichkeiten, die Apotheker in anderen Bereichen zu überholen. Das bedeutet nicht, dass der Kampf für die Gleichpreisigkeit und die Systemerhaltung falsch war – er hat andere Dinge aber möglicherweise zu sehr überschattet.

Umso wichtiger ist jetzt, dass die Apotheker in Baden-Württemberg jetzt unter Hochdruck ihr E-Rezept-Projekt an den Start bringen. Denn eines ist klar: Die Pharmazeuten stehen unter Druck. Den ersten Aufschlag haben nämlich nun andere gemacht.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

Kommentar Benjamin Rohrer

von Dr. Detlef Eichberg am 01.02.2019 um 7:46 Uhr

Aus der Sicht des globalen Groß-Kapitals hat Herr Rohrer wohl Recht - auch Herr Bezos will seiner Gier die unendlich lange Leine lassen, Die Frage bleibt, wie er sich in - sage mer mal - 150 Jahren fühlt. Der gute alte Opel hat auch in den 70ern kräftig expandiert und befindet sich in Rüsselsheim nunmehr auf dem absteigenden Ast.

Aber das ist ja hier nicht das Thema. Mich beeindruckt vielmehr das in der jüngsten Geschichte bundesdeutscher Pharmazie immer wieder zu erlende Schwanzeinziehen. Akut: "Sich auf das Rx-Versand-Verbot begrenzen war falsch, huhu.". Nee - jetzt erst gerade! Da können Dr. Ed und Amazon uns den Buckel runter rutschen mit ihren E-Rezept, weil das kann bei einem Versand- Verbot von verschreibungspflichtigen Medikationen in den IT-Schredder. Oder sehe ich da was falsch.

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Schnidt

von Alexander Zeitler am 01.02.2019 um 2:51 Uhr

Lieber Präsident.
wie wäre es jetzt mit schnellen Rücktritt wg. Versagens.
Und zurück in die Apotheke.
Da werden sie schnell die Folgen Ihrer Unfähigkeit täglich spüren.
Na dann viel, Spass.

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Patientensteuerung

von Reinhard Rodiger am 31.01.2019 um 22:32 Uhr

In der Tat,die Situation ist gefährlich.Kritisch ist besonders, dass die Kassen treibender Teil sind und ihre Macht ausbauen wollen.Das Ziel ist - öffentlich gesagt bei docdirect - Patientensteuerung. Nicht Patientenhilfe.

"docdirekt ist ein kostenfreies Angebot der gesetzlichen Krankenkassen für Kassenpatienten. " Zitat aus der Website von docdirect. Partner sind fast alle KK. Apotheken nicht genannt.

" ..ein Mehrwertangebot wird ermöglicht.. so ähnlich in der website von ehealth-tec, dem Partner der TK. "zur Rose" ist ebenfalls Softwarepartner und hat Werbung bereits eingepflegt- so nebenbei.

Apotheker werden höflichkeitsmässig erwähnt, sind jedoch nirgends "wesentlich".Welch Zufall.

Jeder kennt die "Freiheit " von Patienten in Drucksituationen,
besonders dann, wenn es nur einen Fingerdruck erfordert, die angestrebte Lenkung vorzunehmen.Dieser kann natürlich auch vorgesehen sein.Vor allem für Dauermedikation. Alles Spekulation? Mitnichten,. so laufen die erprobten Systeme, die ja Vorbild sind.

Da fehlt nur noch die AMTS-Anbindung oder Watson, um die Fachberatung von Personen -Arzt-oder Apotheker- häufig
überflüssig und alles damit billiger zu machen.

Es werden also Parallelsysteme aufgebaut, die mit direkter KK-Finanzierung geködert werden.Niemand fragt nach Kosten und mögliche zerstörerische Wirkungen auf die Gesellschaft.Es geht nicht nur um Apotheker und Ärzte, es geht um Unabhängigkeit von einem Patientenverachtenden Kassenwesen.

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E-Rezept und Versandhandel

von Konrads am 31.01.2019 um 20:01 Uhr

Das E-Rezept ist das Beste, was dem Versandhandel passieren kann. Es entfällt der lästige Postversand des Papierrezepts samt Zeitverzögerung. Ein Klick und das E-Rezept geht an die Apotheke meiner Wahl.
Wenn eine DocMorris-Tochter die Technik bereit stellt, weiß ich schon, welche Apotheke ganz oben als erstes angeboten wird.
Wir müssen echt aufpassen, dass das E-Rezept nicht eine weitere Axt anlegt an die Vor-Ort-Apotheken.

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Schmidt

von Conny am 31.01.2019 um 19:09 Uhr

Diese Pose beschreibt Schmidt mehr als jedes Wort

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