Aktionsplan

Lieferengpässe: Frankreich als Vorreiter bei Gegenmaßnahmen

Remagen - 13.03.2019, 09:00 Uhr

Auch Frankreichs Apotheker haben mit Engpässen zu kämpfen. (Foto: jb/DAZ.online)

Auch Frankreichs Apotheker haben mit Engpässen zu kämpfen. (Foto: jb/DAZ.online)


Was haben die Franzosen schon unternommen

Die Franzosen haben ihr rechtliches Arsenal in den letzten Jahren erheblich verstärkt, um Versorgungsengpässen bei Arzneimitteln wirksam zu begegnen.

Im Jahr 2012 wurden neue Verpflichtungen für die Hersteller und Vertreiber von Arzneimitteln eingeführt: Hierzu gehörten die Einrichtung einer Notrufzentrale für Apotheker in den Pharmaunternehmen und eine gemeinwirtschaftliche Verpflichtung der Großhändler, die ein bestimmtes Sortiment der in Frankreich vermarkteten Präparate vorhalten müssen.

Seit 2016 sind die Pharmaunternehmen gehalten, für Medikamente von großem therapeutischem Interesse (MITMs) eine angemessene und kontinuierliche Versorgung sicherzustellen. Lagerbestände dieser Medikamente werden intensiver überwacht und Lieferunterbrechungen müssen der ANSM frühzeitig gemeldet werden.

Zwei Dekrete vom 26. und 27. Juli 2016 legen die Listen der Impfstoffe und therapeutischen Klassen fest, die als MITM gelten. Beispiele für therapeutische Klassen, die MITM enthalten sind: Analgetika, Anästhetika, Antiepileptika, Antipsychotika, Antidepressiva, Diabetesmittel, Antithrombotika, Antihypertonika, Betablocker, Kortikosteroide, Schilddrüsenmedikamente, Virustatika und Antibiotika.

Management-Pläne als französische Besonderheit

Anfang 2017 wurden so genannte Management-Pläne gegen Unterbrechungen (Plan de gestion de pénuries, PGP) als zusätzliches Instrument eingeführt. Auch hierfür gibt es eine spezielle Liste. Nathalie Le Meur, Präsidentin der Gruppe für Lieferunterbrechungen des Leem, erklärt, was es damit auf sich hat: „Ein PGP enthält Informationen über das Produkt, wie etwa die therapeutische Klasse, Verwendung, Anteile an Markt, Anzahl der Akteure auf diesem Markt, Vertriebskanäle, eine Identifizierung von Alternativen in dem jeweiligen therapeutischen Bereich und die Bedingungen für die Substitution. Es enthält auch eine Risikoanalyse, die mögliche Schwachstellen in der Produktionskette aufzeigt: Wo sind die Wirkstofflieferanten lokalisiert? Was sind die wichtigsten Fertigungsschritte? Wie lange dauert der Produktionszyklus? Ist die Produktionslinie zwischen mehreren Standorten fragmentiert? Wie verläuft der Transport? Sämtlichst Informationen, die man braucht, um im Fall einer Lieferunterbrechung schneller reagieren zu können.“



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Franzosen und Lieferengpässe

von Dr.Diefenbach am 13.03.2019 um 18:04 Uhr

Mich interessiert,wie weit diese Massnahmen von Seiten der ABDA mit den französischen Kollegen beredet wurden,welche parallel möglichen Massnahmen ergriffen wurden und vor allem WIE das in diesem Zusammenhang zertifizierte System des Standes aussieht.Ich erinnere daran dass ja ein hauseigenes QMS geschaffen wurde.Da gehört genau dieser wichtige Punkt auch hin.Es wurde ja am Apotag entsprechendes berichtet,ich vermisse eine vorgestellte Ergebnissachlage!!

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