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Heilpraktiker Klaus R. vor Gericht
„Wenn es zu wenig war, habe ich noch eine Löffelspitze dazugetan“
Staatsanwältin: Waage war nicht geeignet
Doch das von ihm eingesetzte Modell sei „nicht geeignet“ gewesen, erklärte die Staatsanwältin: Mit ihm sei das Zuwiegen von Kleinstmengen nicht möglich, die Waage habe daher keine zuverlässigen Werte angezeigt. Daher entspreche die Herstellung nicht den anerkannten pharmazeutischen Regeln. Nach Ansicht der Anklage führten diese Probleme dazu, dass in sichergestellten Behältern das drei- bis siebenfache der eigentlich geplanten Dosis gefunden wurde. Für den nächsten Verhandlungstag am kommenden Freitag ist geplant, den Herstellungsprozess von R. im Gericht nachzustellen – allerdings voraussichtlich mit Haushaltszucker oder Salz, da ein Sachverständiger nur unter einem Abzug mit 3BP hantieren wollte. Es sind auch ein Amtsapotheker sowie eine Gutachterin geladen, die sich mit der Zuverlässigkeit der Waage beschäftigen soll.
Vor Gericht räumte R. ein, dass Flaschen teils falsch beschriftet waren – bei der Razzia war dies bei weggeworfenen Flaschen festgestellt worden. Dies sei „hier und da vorgekommen“, erklärte R. Es sei aber nicht so, dass er bewusst etwas Falsches drauf geschrieben habe: Er habe immer gewusst, welcher Patient welche Flasche erhalten sollte – und allein gearbeitet, so dass Verwechslungen seiner Ansicht nach ausgeschlossen waren.
Insgesamt habe er aus den USA zehn Lieferungen 3BP zu je 10 Gramm erhalten, erklärte R. – außerdem geringe Mengen von einem hessischen Apotheker, welche jedoch nicht eingesetzt worden seien. Der amerikanische Lieferant sei sehr vertrauenswürdig gewesen, die Reinheit soll über 97 Prozent betragen haben. Jedoch waren die letzten vier Flaschen, die er einen Tag vor den tragischen Zwischenfällen erhielt, anders gewesen. Der Richter verlas eine E-Mail von R. an seinen Lieferanten: „Ich habe einige Probleme“, schrieb der Heilpraktiker – ein Patient habe erbrochen. „Das Pulver ist anders als das letzte.“ Er sei nicht glücklich damit, aber er brauche es. Vielleicht sei „das Zeug durch die Plastikflasche verdorben“, mutmaßte er. „Wenn Du Reaktionen siehst, reduziere die Dosis“, erhielt er als Empfehlung.
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Eine Patientin reagierte laut Anklage am nächsten Morgen auf Ansprache durch ihre Tochter unverständig – und sprach anschließend nicht mehr. Am Nachmittag hatte sie einen Krampfanfall, Ärzte diagnostizierten ein ausgeprägtes Hirnödem. „Am Tag darauf verstarb sie gegen Mittag“, erklärte die Staatsanwältin. 3BP sei ins Gehirn gelangt, wo es zu Vergiftungserscheinungen kam. Bei anderen Patienten kam es teils zu ähnlichen Komplikationen. Er habe Vitamin C und einen anderen Stoff als Infusion gegeben, erklärte R. – „als Sofortmaßnahme“: Es sei bekannt, dass dies die Wirkung von 3BP stoppe, behauptete er. Während Angehörige laut dem Vorsitzenden Richter ausgesagt haben, dass die Verstorbenen nach der Behandlung Gangprobleme hatten und teils nicht mehr sprechen konnten, erklärte der Heilpraktiker, er habe dies nicht beobachtet.
Der Angeklagte hätte die Überdosierungen erkennen und verhindern müssen, erklärt die Staatsanwältin. Er habe vorhersehen können, dass Überdosierungen „erhebliche Schäden“ mit sich bringen: Er habe eine besondere Sorgfaltspflicht gehabt, da 3BP nicht zugelassen ist. Es täte ihm sehr leid, was passiert ist, betonte der Heilpraktiker – er könne sich nicht erklären, wie es zu den Zwischenfällen kam. Er habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, sagte R.: Er habe ein gutes Gefühl, dass er „richtig und sauber“ gearbeitet habe. Niemals sei es seine Intention gewesen, Menschen zu schaden. Er habe zum Dienste der Menschen als Heilpraktiker arbeiten wollen.
Klaus R.: Ich verstehe die Überdosierungen selbst nicht
„Es muss an der Substanz gelegen haben“, erklärte der Heilpraktiker zum Abschluss der Verhandlung als Grund für die Todesfälle – bis auf die Änderung des 3BP-Produkts sei alles andere gleich gewesen. Die Überdosierungen seien „das, was ich nicht verstehe“, erklärte R. Er sei froh, wenn er im Zuge des Prozesses eine klare Ansage bekäme, was passiert ist.
Derzeit sind in dem Verfahren neun weitere Verhandlungstermine geplant. Als Reaktionen auf den Fall haben Patientenschützer strengere Regeln für den Berufsstand der Heilpraktiker gefordert. Nach dem Willen der Bundesregierung sollen Heilpraktiker zur Herstellung von rezeptpflichtigen Arzneimitteln zukünftig eine Genehmigung einholen müssen – bislang mussten sie dies nur der zuständigen Behörde anzeigen.
10 Kommentare
Heilpraktiker
von Alexander Zeitler am 03.04.2019 um 1:42 Uhr
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Unmöglich!!
von Sven H. am 02.04.2019 um 14:09 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Heilpraktikerberuf
von Dr. Arnulf DIesel am 03.04.2019 um 13:31 Uhr
AW: Kommentar von Dr. Arnulf Diesel/Maxmo-Apotheke in Düsseldorf
von Rumpelstilzchen am 05.04.2019 um 14:54 Uhr
Zum Kommentar des Pseudonyms "Jess"
von Friedrich Bühler am 01.04.2019 um 23:57 Uhr
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AW: Zum Kommentar des Pseudonyms "Jess&
von Alexander Zeitler am 03.04.2019 um 1:50 Uhr
Unglaublich
von Dr. Eisenbart und Konsorten am 01.04.2019 um 23:45 Uhr
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AW: Keine Angst?
von Bernd Jas am 05.04.2019 um 23:30 Uhr
Unfassbar
von Jess am 01.04.2019 um 11:56 Uhr
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AW: Unfassbar
von Rumpelstilzchen am 01.04.2019 um 23:31 Uhr
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