Beratungsquickie zum Osterwochenende

4 Jahre rezeptfreie „Pille danach“: Was ist neu, was ist wichtig?

Bonn - 18.04.2019, 17:55 Uhr

Seit etwas mehr als vier Jahren dürfen Apotheker die „Pille danach“ ohne Rezept abgeben. (b / Foto: imago)

Seit etwas mehr als vier Jahren dürfen Apotheker die „Pille danach“ ohne Rezept abgeben. (b / Foto: imago)


Wann eignet sich was?

Tab. 1 Vergleich der Notfallkontrazeptiva

Behandlung Zeitpunkt der Einnahme Wirkmechanismus
Ulipristalacetat 30 mg  

Einnahme so schnell wie möglich

Zulassung bis 120 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr

SPRM mit antagonistischen und partiell agonistischen Eigenschaften

Hemmung der Follikelreifung und Verschiebung der Ovulation

 
Levonorgestrel 1,5 mg   

Einnahme so schnell wie möglich

Zulassung bis 72 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr

Progesteronrezeptor-Agonist

Hemmung der Follikelreifung und Verschiebung der Ovulation

 
Kupfer-IUD bis 120 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr Nidationshemmung, Fertilitätshemmung

Kuperspirale als Alternative

In der Apotheke kann gegebenenfalls die Empfehlung lauten, sich einer gynäkologischen Beratung zur möglichen Einlage einer Kupferspirale zu unterziehen. Diese stellt die sicherste Form der Notfallkontrazeption dar: Alternativ zur „Pille danach“ kann bis fünf Tage nach dem ungeschützten GV und bis maximal fünf Tage nach der erwarteten Ovulation, ein kupferhaltiges Intrauterinpessar (IUP) vom Gynäkologen eingesetzt werden. Das IUP ist das effektivste Notfallkontrazeptivum, da es postkoital über eine Nidationshemmung wirkt.

Zeitfenster der Wirkstoffe beachten

Der Unterschied der Wirkstoffe Levo­norgestrel und Ulipristalacetat liegt unter anderem im empfohlenen Zeitraum der postkoitalen Anwendung. Levonorgestrelhaltige Notfallkontrazeptiva können innerhalb eines Zeitraumes von 72 Stunden (drei Tage) und Notfallkontrazeptiva mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat innerhalb eines Zeitraumes von 120 Stunden (fünf Tage) nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Trotz Erweiterung des Einnahmezeitfensters bei UPA bis 120 Stunden nach GV, bleibt eine möglichst rasche Einnahme der Notfallkontrazeption von großer Bedeutung für eine gute Wirksamkeit. Denn unabhängig vom Wirkstoff sind Notfallkontrazep­tiva nur dann wirksam, wenn sie rechtzeitig vor dem Eisprung eingenommen werden. Da der Eisprung aber individuellen Schwankungen ­unterliegt, ist er nicht exakt vorhersehbar.



Lars Peter Frohn, Apotheker, Autor DAZ.online
radaktion@daz.online


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2 Kommentare

Piile danach

von Verena Treese am 24.04.2019 um 9:51 Uhr

"Auch wichtig zu wissen: Bei Verwenderinnen von hormonellen Verhütungsmitteln kann die ovulationshemmende Wirkung von Ulipristalacetat gemindert werden. Daher sollten in diesem Falle bevorzugt ­levonorgestrelhaltige Notfall-Pillen empfohlen werden."
Dieser Sachverhalt ist uns neu!! Wir bitten um Erklärung und weitere Literaturangaben. Gibt es seitens des Herstellers hier eine neue Empfehlung? Nach unserem Kenntnisstand wird von HRA Pharma auch bei Einnahme der Pille Ulipristal als die sichere Möglichkeit angesehen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Piile danach

von Lars Frohn am 24.04.2019 um 19:14 Uhr

Guten Abend Frau Treese,

bisher ist diese These nicht vollumfänglich bestätigt, es gibt lediglich Vermutungen in diesern Studien: Brache V et al.:A prospective, randomized, pharmacodynamic study of quick-starting a desogestrel progesteron-only pill following ulipristal acetate for emergency contraception. Hum Reprod 2015; 30:2785-2793.
Cameron ST et al.:The effects on ovarian activity of ulipristal acetate when ‘quickstarting’ a combined oral contraceptive pill: a prospective, randomized, double-blind parallel-arm, placebo-controlled study. Hum Reprod 2015; 30: 1566-1572

Das HRA Pharma zu diesem Thema andere Studien vorlegt, ist logisch: "HRA Pharma, Keine nachgewiesene Wechselwirkung der Pille Danach mit der regulären Antibabypille".

Wir bleiben dran! Beste Grüße,Lars Frohn

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