Flora-Apotheken iin Werdau und Fraureuth 

„Mit dem Gesundheitsterminal profilieren wir uns als Gesundheitszentrum“   

Berlin - 21.05.2019, 11:30 Uhr

Ein Gesundheitsterminal steht seit April 2019 den
Kunden der Flora-Apotheke im sächsischen Werdau als Serviceleistung zur
Verfügung. (c / Foto: Flora-Apotheken Werdau und Fraureuth)

Ein Gesundheitsterminal steht seit April 2019 den Kunden der Flora-Apotheke im sächsischen Werdau als Serviceleistung zur Verfügung. (c / Foto: Flora-Apotheken Werdau und Fraureuth)


Das Land Sachsen fördert als bisher einziges Bundesland die Aufstellung und den Betrieb sogenannter Gesundheitsterminals. Die Terminals sollen in medizinischen Versorgungszentren, Krankenhäusern – und in erster Linie in Apotheken anzutreffen sein. Sie versprechen eine einfache und sichere Kommunikation der Patienten mit den Krankenkassen. Die ersten Terminals sind bereits in Betrieb. Erste Erfahrungen wurden gesammelt. DAZ.online hat nachgefragt.

Digitalisierung ist auch im Gesundheitswesen ein aktuelles Thema. Gesundheitsterminals sollen den Kontakt zwischen Patienten und Krankenkassen erleichtern. Vor allem sollen sie aber ein niedrigschwelliges und gleichzeitig datenkonformes Versenden hochsensibler Daten, die Gesundheitsdaten immer darstellen, ermöglichen – so verspricht es der Betreiber der Gesundheitsterminals, die Deutsche Gesellschaft für Infrastruktur und Versorgungsmanagement (DeGIV). Die DeGIV GmbH wurde 2014 gegründet, mit Standorten in  Kamp-Lintfort und Leipzig. Der Spezialist für Softwarelösungen im Gesundheitswesen plant eine bundesweite Aufstellung von Gesundheitsterminals in der Nähe von – wie sie selbst angeben – „Orten, an denen Gesundheitsfragen entstehen“. Gemeint sind damit in erster Linie Apotheken, aber auch medizinische Versorgungszentren und Krankenhäuser.

Sachsen fördert Aufstellung von 225 Gesundheitsterminals

Möglichst bundesweit sollen die Gesundheitsterminals eines Tages den Versicherten zur Verfügung stehen. Bisher ist der Erfolg jedoch eher mäßig. Seit Ende letzten Jahres fördert nun der Freistaat Sachsen das Projekt, nach eigenen Angaben als bisher einziges Bundesland. Mit rund 2,9 Millionen Euro soll die Aufstellung von zunächst 225 Gesundheitsterminals ermöglicht werden. Die Gelder stammen aus dem Landesprogramm eHealthSax 2017/18, mit dem die Digitalisierung im Gesundheitswesen Sachsens vorangetrieben werden soll. Für beteiligte Apotheken entstünden durch die Förderung außer den Stromkosten keine weiteren Kosten. Die Finanzierung der Aufstellung und auch der Betrieb der Geräte seien bereits abgedeckt.

Apotheken als bevorzugter Aufstellungsort

Apotheken sollen bevorzugte Aufstellungsorte der Gesundheitsterminals seien. Ab Januar 2019 konnten sich Apotheken in Sachsen für das vom Land geförderte Projekt bewerben. Einer der Bewerber ist Volker Hoff mit den Flora-Apotheken im sächsischen Werdau und Fraureuth. 

Flora-Apotheken-Werdau- und Fraureuth-Apotheken-Inhaber Volker Hoff                               

Gegenüber DAZ.online berichtet der Apotheker von seiner Bewerbung für das Projekt und den ersten Erfahrungen seit Aufstellung des Terminals. Mit allen Apotheken habe er sich Anfang des Jahres über die Betreiberfirma für die Aufstellung eines Terminals beworben. „Da für das Fördergebiet meiner Apotheken nur ein Terminal zugelassen war, haben wir uns dann für die Hauptapotheke in Werdau entschieden“, erläutert Hoff.

Vorteile: Mehr Datensicherheit als eine App und einfache Bedienung

Kurz vor Ostern sei das Gerät dann in der Apotheke aufgestellt worden. Viel Platz benötige eine Apotheke nicht, bestätigt Apotheker Hoff. Zwei Quadratmeter würden benötigt und eine Steckdose – jedoch kein Internetzugang. DeGIV gibt dazu an, dass das Terminal „hochsicher durch Verzicht auf Verwendung des (Anm.: freien) Internets und jeder Datenspeicherung“ sei. Für Volker Hoff ist die Frage der Datensicherheit ebenfalls ein wichtiges Argument: „Es ist hinsichtlich der Datensicherheit, aus meiner Erkenntnis heraus, besser als zum Beispiel eine App.“ Auch der Betreiber des Terminals gibt an, dass sein System „ohne Technikwissen oder -besitz und ohne Angst vor Viren, Trojanern oder unberechtigter Datenweitergabe“ funktioniere. „Interessanterweise ist die Frage der Datensicherheit noch nie von einem Kunden gestellt worden“, so Hoff. Da sei wahrscheinlich auch der Vertrauensvorschuss, der Apotheken generell entgegengebracht werde, ein wichtiger Grund.

Für Apotheker Hoff ist zusätzlich zur Datensicherheit der Kundennutzen ein klarer Vorteil – und zudem mitentscheidend für seine Bewerbung um das Terminal gewesen. „Ich dachte mir, es ist eine gute Idee – insbesondere, wenn man sich in die Situation des Patienten hineindenkt. Dann merkt man auch, dass das Gerät einen sehr hohen Kundennutzen hat.“ Insbesondere für ältere Kunden sei es vielfach so einfacher, den Kontakt zur Krankenkasse zu halten, zumal die Dichte der Krankenkassenfilialen in der Fläche immer weiter abnehme. Für viele seien die Wege dann einfach zu weit. Außerdem seien die Geräte auch für ältere Menschen leicht zu bedienen. „Der Kunde kommt damit zurecht und hat zudem in der Apotheke einen Berater an der Seite, wenn er denkt, dass er etwas falsch macht“, erläutert Hoff die Vorteile.

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Vieles ist möglich – aber nicht für alle Versicherten

Das Projekt Gesundheitsterminal wird laut Betreiberangaben von der DAK Gesundheit und der IKK classic unterstützt. Auch die Kunden einiger BKKs können alle Vorteile der Terminals nutzen. Für die Versicherten dieser Krankenkassen stünden Einlesen und Versand aller Dokumente an die Krankenkassen, Erstellung eines neuen Lichtbildes für die Gesundheitskarte, Hinterlegung eines Rückrufwunsches und Nutzung eines elektronischen Postfachs als Funktionen zur Verfügung. Alle Versicherten könnten die Terminals nutzen – und das mittels ihrer Gesundheitskarte, die den direkten Kontakt zu ihrer Krankenkasse ermögliche.

Für Versicherte nicht beteiligter Kassen nur abgespeckte Version

Für die Versicherten bisher nicht am Projekt beteiligter Krankenkassen stehe allerdings nur eine sehr abgespeckte Version zur Verfügung, gibt die DeGIV auf ihrer Homepage an. Diese beinhalte unter anderem Einsehen der Daten der Gesundheitskarte, regionale Arztsuche und Berechnung der BMI-Indizes. Die Services würden jedoch stetig erweitert. Versicherte der Nicht-Kooperationspartner könnten zudem am Terminal ihr Interesse an einer Zusammenarbeit ihrer Krankenkasse mit der DeGIV hinterlegen. Interessant – und auch limitierend – wird dennoch sein, inwieweit sich auch andere Krankenkassen in der Zukunft an dem Projekt beteiligen werden.

Kundennutzen und Kundenzufriedenheit wichtig

Für Volker Hoff ist eines sicher, es geht nicht nur um Vorteile für den Kunden. Oder anders gesagt, die Vorteile, die sich für die Kunden ergeben, sind auch Vorteile für die beteiligten Apotheken: „Es geht um Kundenzufriedenheit und Kundenbindung. Wir können uns dadurch als ein Gesundheitszentrum für die Kunden profilieren.“ Insgesamt habe er schon immer die Grundeinstellung gehabt, dass alles, was dem Kunden nützt und das Leben erleichtert, auch gut sei.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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