E-Medikationspläne

AOK: Lieber regionale Verträge als finanzielle Apotheken-Förderung

Berlin - 18.06.2019, 07:00 Uhr

Der AOK-Bundesverband will keine Verträge über pharmazeutische Dienstleistungen, bei denen Apotheker pauschal vergütet werden. (s / Foto: Steinach / imago images)

Der AOK-Bundesverband will keine Verträge über pharmazeutische Dienstleistungen, bei denen Apotheker pauschal vergütet werden. (s / Foto: Steinach / imago images)


Am gestrigen Montag kamen im Bundesgesundheitsministerium Vertreter mehrerer Verbände zusammen, um über das geplante „Digitale Versorgung-Gesetz“ zu sprechen. Demnach sollen Apotheker für ihre Beteiligung am E-Medikationsplan erstmals Geld erhalten. Die AOKen sehen das aber gar nicht gern: In ihrer Stellungnahme stellen sie mit Verweis auf das Honorargutachten aus dem Bundeswirtschaftsministerium klar, dass sie eine zusätzliche Vergütung für die Apotheken ablehnen und vielmehr regionale Verträge mit den Pharmazeuten abschließen wollen.

Mit dem Digitale Versorgung-Gesetz (DVG) will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die digitale Transformation des Gesundheitswesens beschleunigen. Der Gesetzentwurf beinhaltet verschiedene Regelungen zur Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI), zur Zulassung von digitalen Gesundheitsanwendungen (Apps) und zur Bewerbung von Videosprechstunden. Erstmals wird auch eine Frist zur TI-Anbindung für Apotheken genannt: Bis zum 31. März 2020 müssen Apotheken an die Datenautobahn angeschlossen sein, um den elektronischen Medikationsplan künftig bearbeiten zu können. Die ABDA hatte in ihrer Stellungnahme bereits mehr Zeit für die Anbindung an die TI eingefordert.

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Dabei enthält der Entwurf eine erfreuliche Klarstellung für Pharmazeuten: Anders als bei der Papierversion sollen die Apotheker für ihre Leistungen zum elektronischen Medikationsplan künftig honoriert werden. So enthält der Entwurfstext einen Verweis zur Arzneimittelpreisverordnung: „Für die mit diesem Gesetz eingeführte pharmazeutische Dienstleistung von Apotheken des Abgleichs und der Synchronisation der Medikationsdaten des Medikationsplans mit der elektronischen Patientenakte wird die Vergütung um … Cent auf … Cent angehoben.“ Eine genaue Vergütungshöhe könnte mit dem geplanten Apotheken-Stärkungsgesetz vereinbart werden.

Der AOK-Bundesverband, der die elf AOKen in Berlin politisch vertritt, lehnt diesen „zusätzlichen Honorartopf“ für Apotheker in seiner Stellungnahme ab. Denn: „Dabei wird erneut das Gutachten des BMWi vollständig ignoriert, welches explizit keine Gefährdung der flächendeckenden Versorgung mit Apotheken feststellen konnte. Vielmehr wurde eine massive Überfinanzierung der Apothekerleistungen von insgesamt etwa 1,1 Mrd. Euro festgestellt.“ Der Kassenverband vermisst bei den geplanten Regelungen zum E-Medikationsplan eine Angabe zur konkreten Mehrarbeit für die Apotheker. Es sei nicht klar, „in welchem nachvollziehbaren und überprüfbaren Umfang die Medikationsdaten des Medikationsplanes abgeglichen bzw. synchronisiert werden und nach welchen Vorgaben diese honoriert werden sollen“.

AOK: regional, dezentral, freiwillig

Der AOK-Bundesverband verweist dann erneut auf das Honorargutachten aus dem BMWi, in dem festgehalten wurde, dass nicht klar sei, ob bei den Apothekern „separate Aufwände für den Medikationsplan“ anfallen und falls ja, in welchem Umfang. Und so kommt der Kassenverband zu dem Schluss:


Die vorgeschlagene Regelung läuft Gefahr, nicht zu einer verbesserten Versorgung der Versicherten zu führen und gleichwohl die Apotheken nicht zukunftssicher aufzustellen. Auch dieser Referentenentwurf scheint lediglich den Wunsch nach finanzieller Förderung der Apotheken widerzuspiegeln. Erneut handelt es sich um eine Finanzierung nach dem Gießkannenprinzip, die abzulehnen ist. Insbesondere die mangelnde Transparenz über die tatsächlich erbrachten Leistungen führt zu einer nicht-versichertenbezogenen Mittelverteilung. Durch die Willkürlichkeit, mit der eine Verteilung zusätzlicher finanzieller Mittel beabsichtigt ist, wird die Versorgung nicht verbessert.“

Stellungnahme des AOK-Bundesverbandes


Allerdings hält der AOK-Verband fest, dass die Kassen grundsätzlich ein Interesse an Verträgen über pharmazeutische Dienstleistungen haben. Allerdings nur nach dem Prinzip: „Regional, dezentral, freiwillig – dort, wo sich die Vertragspartner einig sind, können passgenaue Lösungen konzipiert und realisiert werden, die in den jeweiligen regionalen Versorgungskontext passen und auf dem Erfahrungsschatz aus bestehenden Projekten aufbauen.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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7 Kommentare

macht euren Scheiss doch alleine

von Karl Friedrich Müller am 18.06.2019 um 16:16 Uhr

AOK so: Apotheken bekommen viel zu viel Geld. 1 Mrd weniger müssen es schon sein.
ABDA so. wie geil. Für noch weniger Vergütung machen wir auch noch sämtliche Dienstleistungen umsonst, nein, wir legen gerne drauf. Wir arbeiten dafür auch noch länger, weil wir keine Angestellte mehr bezahlen können. Aber wie geil. Rezepturen nach Dienstschluss. Ach nee, den haben wir ja abgeschafft. Leider. Dann gibt es keine Rezepturen. Bis es die Kammer merkt. Dann, wie geil, gibt es Berufsgerichtsverfahren. Einkommen für die Kammern. Und, wie geil, noch mehr geschlossene Apotheken.
Einkommen wird überbewertet, jedenfalls in Apotheken. Wir wollen 23% mehr.
Am besten noch ein Gutachten. Evtl bekommen die Apotheken noch viel mehr zu viel. Geld braucht kein Mensch, äh, Apotheker. Können doch Hartz 4 beantragen. wie geil. dann sind Apotheker quasi Angestellte des Staates. Könnte man dann verbeamten, hach, nciht übermütig werden, dann gälte ja wieder Recht für Apotheker. wo kommen wir denn da hin...

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@Roland Mückschel

von Dietmar Roth, Rottenburg am 18.06.2019 um 12:24 Uhr

Herr Mückschel, ich sehe
eine enorme Einsparmöglichkeit,
wenn es dereinst nur noch eine einzige Kasse gibt.
Obwohl!
In dieser werden sich dann Verwaltungsspezialisten der wichtigen Aufgabe annehmen, die so erzielten Einsparungen effektiv zu verwalten! Und das würden sich die Spezialisten etwas kosten lassen.




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Kein Verständnis

von Peter am 18.06.2019 um 9:31 Uhr

und das nur anhand der Überschrift. Wieso glauben die Kassen bei uns eigentlich immer noch zum gleichen Preis "tanken" zu können wie 2004 und wieso stört sich niemand daran? Ist das realitätsnah???
Die Festbeträge kennen jedes Jahr nur eine Richtung, nach unten, unser Honorar wird nicht angepasst und verliert dadurch jährlich an Wert, die Packungszahlen sind seit 2004 konstant, der Aufwand PRO Packung immens gestiegen. Anhand der Packungszahlen sehe ich also null auch auch nur den Ansatz einer angeblich überalternden Gesellschaft, wohl aber das immer mehr Ärzte sich die 740 Mio Packungen RX Verschreibungen jährlich teilen und die zudem jedes Jahr mit gerechtfertigten Honorarerhöhungen bedacht werden. In was für einer Welt leben die Kassen?
Man beruft sich auf die Ausgaben für nichtmal 1% der Packungen bei denen die Pharmaindustrie kräftig absahnt und welche einzig und alleine für Ausgabensteigerungen verantwortlich sind. Hochpreiser raus aus unserer finanziellen Verantwortung und der Abrechnung und wir können über eine gerechte Entlohnung für 99% unserer Arbeit diskutieren.

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AW: Kein Verständnis

von Anita Peter am 18.06.2019 um 10:05 Uhr

Wir sind doch selber Schuld? Wo ist das Honorargutachten der ABDA?

deprimierend

von Karl Friedrich Müller am 18.06.2019 um 9:12 Uhr

digitale Gesundheitsanwendungen, Videosprechstunde
usw.
Will keiner merken, was da unter dem Deckmantel der Digitalisierung gespielt wird und wirklich beabsichtigt ist?
Eine gigantische Verschlechterung der Versorgung der Patienten.Eigenverantwortung, Kostendumping, Es wird auch das Personal fehlen, Ärzte, Apotheker, Pfleger (m.w,d)
Die AOK meint dann auch noch, dank dem von der ABDA unwidersprochenen Gutachten (wie oft wird uns das noch auf die Füße fallen?) aus den Apotheken einige Mrd herauspressen zu können, mit regionalen Erpressungsverträgen. Alles wird überregionaler, globaler. Bei den KK nicht. Wo sind die mittelalterlichen Strukturen nochmal? Ja! bei den KK. da geht es aber, weil die Bosse mehr Boni brauchen und der Kranke weniger Versorgung.
Ich hasse diese Welt, in der jeder das Blaue vom Himmel lügt, wegen vermeintlicher Vorteile. Nicht für den Bürger selbstverständlich.
Leute wie Spahn, die GKV und Kassenbosse und einige politiker wie vonderLeyen, Klöckner, Scheuer, Dobrint, Seehofer sind der Untergang Deutschlands. Ach ja, nicht zu vergessen, unsere ABDA. Ganz furchtbar, wie die Politiker. ZURÜCKTRETEN; ALLE!

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AOK regional

von Dietmar Roth, Rottenburg am 18.06.2019 um 8:44 Uhr

Die AOK sieht ihre Zukunft in der Region mit regional immer weniger werdenden oder auch schon nicht mehr vorhandenen Leistungserbringern.
Das ist schon ein erstaunliches Konzept.

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AW: AOK regional

von Roland Mückschel am 18.06.2019 um 9:16 Uhr

Herr Roth, sehen Sie nicht die enormen
Einsparmöglichkeiten für die KK?
Gruss.

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