OTC-Arzneimittel ohne Nutzen?

BAH: Stiftung Warentest verunsichert Patienten

Stuttgart - 25.06.2019, 16:15 Uhr

Die Stiftung Warentest verunsichert nach Meinung des BAH Patienten. Die Verbraucherschützer hatten am Montag erklärt, dass ein Viertel der von ihnen geprüften OTC-Arzneimittel wenig geeignet sind. (r / Foto: Orawan / stock.adobe.com)

Die Stiftung Warentest verunsichert nach Meinung des BAH Patienten. Die Verbraucherschützer hatten am Montag erklärt, dass ein Viertel der von ihnen geprüften OTC-Arzneimittel wenig geeignet sind. (r / Foto: Orawan / stock.adobe.com)


Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) übt Kritik an Stiftung Warentest. „Viele beliebte Arzneimittel wenig geeignet“, titelten die Verbraucherschützer in ihrer aktuellen Ausgabe mit Blick auf ihre aktualisierte Medikamenten-Datenbank. „Unzulässig“ und „verunsichernd“ findet der BAH diese Aussage. Gerade wegen ihres positiven Nutzen-Risiko-Verhältnisses seien OTC-Arzneimittel ja rezeptfrei, meint der BAH. Und: Am besten sollte ein Gespräch mit dem Apotheker oder Arzt klären, welches Arzneimittel individuell passt.

„Die Aussage, dass jedes vierte rezeptfreie Arzneimittel keine gute Wahl sei, ist unseres Erachtens nach unzulässig und verunsichert Patienten“, sagt Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH). Kroth kritisiert damit Stiftung Warentest. Die Verbraucherschützer hatten am Montag getitelt „Medikamente: Viele beliebte Arznei­mittel wenig geeignet“ und ihre aktualisierte Datenbank „Medikamente im Test“ beworben.

Bewertet haben die OTC-Präparate Professor Gerd Glaeske und sein Team aus, laut Aussagen von Stiftung Warentest, „unabhängigen Fachleuten“. Das Resümee: „Rund 500 von 2000 rezept­freien Arznei­mitteln aus unserer Datenbank Medikamente im Test sind keine gute Wahl – darunter auch bekannte Mittel wie Wick MediNait, Aspirin Complex oder Thomapyrin.“

Die Verbraucherschützer betonen im begleitenden Text zur Medikamenten-Datenbank, dass sie selbst strengere Kriterien als die Zulassungsbehörden an die Arzneimittelstudien zur Geltung kommen lassen. Glaeske bemängelte: „Die Studien laufen oft zu kurz. Nebenwirkungen, die häufig erst nach längerer Einnahme entstehen, lassen sich so nicht erkennen.“

OTC-Arzneimittel: „besonders günstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis“

Dieses Argument entkräftet der BAH rasch. „Rezeptfreie Arzneimittel werden in der Regel bis zum Abklingen der Symptome angewendet. Aussagen zur längeren Einnahme sind somit unbegründet. Empfiehlt ein Arzt oder Apotheker ein rezeptfreies Arzneimittel oder hat der Patient selbst positive Erfahrungen damit gemacht, kann er es in der Regel ohne Bedenken anwenden. Selbstverständlich müssen immer die Hinweise in der Packungsbeilage beachtet werden“, erklärt Kroth.

Rezeptfreie Arzneimittel seien – wie alle Arzneimittel in Deutschland – behördlich zugelassen und auf ihre Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit hin geprüft. Gerade aufgrund ihres besonders günstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses seien sie nicht verschreibungspflichtig und die meisten der Präparate bereits seit vielen Jahren erprobt. 

Arzt und Apotheker beraten, welches Arzneimittel sich eignet

Ein pauschales Verteufeln von einem Viertel der untersuchten OTC-Präparate findet der BAH nicht richtig. „Ob ein auf seine Wirksamkeit und Sicherheit geprüftes rezeptfreies Arzneimittel empfehlenswert ist, sollte immer im Einzelfall – am besten im Gespräch mit dem Arzt oder Apotheker – bewertet werden“, so Kroth.

Stiftung Warentest rät unter anderem von Kombinationspräparaten bei Erkältungen oder Schmerzen, wie Aspirin Complex oder Thomapyrin, ab und empfiehlt stattdessen, Symptome stets einzeln zu behandeln. Häufig sind diese Arzneimittel jedoch bei Patienten beliebt – und das aus gutem Grund, meint der BAH: „Sie erfüllen ja offensichtlich die Erwartungen der Patienten“, ergänzt Kroth.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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