Schweizer Apotheker begehren auf

Mehr Leistungen brauchen auch mehr Geld

Remagen - 03.07.2019, 11:30 Uhr

Schweizer Apotheken sollen in Zukunft noch mehr Services liefern. Doch steht ihnen dazu auch genügend Geld zur Verfügung? (Foto: imago images / Geisser)

Schweizer Apotheken sollen in Zukunft noch mehr Services liefern. Doch steht ihnen dazu auch genügend Geld zur Verfügung? (Foto: imago images / Geisser)


Die Schweizer Apotheker sparen innerhalb von drei Jahren zusammen mit den Hausärzten und den Krankenhäusern 1 Milliarde Medikamentenkosten ein. Die Kehrseite: steigende ungedeckte Betriebskosten. Dabei sollen sie in Zukunft sogar noch mehr Services liefern.

Nach neuesten Marktzahlen von IQVIA werden in der Schweiz in den Jahren 2018 bis 2020 Einsparungen bei den Medikamentenkosten in Höhe von 1,061 Milliarden Franken (nach Apothekenverkaufspreisen) zugunsten der Grundversicherung OKP erzielt. Dies meldet der Schweizer Apothekerverband pharmaSuisse. Zustande kommen diese durch die regelmäßigen Preisüberprüfungen des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Für den Zeitraum schlagen jährlich jeweils 225 Millionen durch die Preissenkungsrunde 2017 zu Buche, in diesem Jahr dann infolge der Preissenkungsrunde 2018 weitere 122 Millionen Franken, und für 2020 sollen durch die nächste Kürzungsrunde noch weitere 142 Millionen oben drauf kommen.

Von den knapp 200 Millionen Einsparungen über die Vertriebskanäle tragen die Krankenhäuser knapp 19 Millionen, die selbstdispensierenden Ärzte 59 Millionen und den Löwenanteil von 118 Millionen die Apotheker. 

„Nun reicht es“

Der Präsident der Vereinigung der Gruppierungen unabhängiger Apotheken (VGUA) Stefan Wild ist erbost: „Die Apotheken sind bereit, durch kontinuierliche Effizienzsteigerungen ihren Teil zu einer finanzierbaren Gesundheitsversorgung beizutragen“, sagt er, „doch nun reicht es.“ Dies sei nicht ohne Nebenwirkungen wegzustecken und entspreche 1800 Vollzeit Pharma- Assistenten-Stellen, rechnet Wild dagegen. Die VGUA tritt für die unternehmerischen Aspekte der selbständig geführten Apotheken und für die wirtschaftliche Zukunft, Ausrichtung und Förderung der unabhängigen Apothekerschaft ein. Der Vereinigung gehören aktuell sechs Gruppierungen mit rund 530 Apotheken an.

Apotheken vor dem Kollaps

Den sinkenden Einnahmen stehe ein Mehraufwand durch jährlich mehr abzugebende Packungen gegenüber, machen die Apotheker geltend. Die damit einhergehende Mehrarbeit sei nur marginal abgegolten, was zu sinkenden Einnahmen pro Packung führe. Fabian Vaucher, Präsident des Apothekerverbands pharmaSuisse, bringt es auf den Punkt: „Den Apotheken wird Stück für Stück die Existenzgrundlage entzogen. Die neuen Aufgaben in der medizinischen Grundversorgung zur Entlastung der Grundversicherung werden wir so nicht wahrnehmen können.“ Vaucher verweist in diesem Zusammenhang auf die angenommene Motion 18.4079 von Ständerat Erich Ettlin mit dem Titel „Kostendämpfende Apothekerleistungen ermöglichen“, die den Weg für neue Services der Apotheker eröffnen soll. 

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Stattdessen, so moniert der pharmaSuisse-Präsident, drohe mit den geplanten Abbaumaßnahmen der „Kollaps der wohnortsnahen Versorgung“.

Unterschriftenaktion übertrifft die Erwartungen

Sein Verband fordert deshalb ein koordiniertes Vorgehen der Politik und Konzentration auf die echten Zukunftslösungen, um die Kosten zu stabilisieren. Die Unterstützung der Bevölkerung haben sich die öffentlichen Apotheker bereits gesichert: Für Ihre Petition „Auch morgen medizinisch gut umsorgt“ haben sie über sechs Wochen hinweg 340.000 Unterschriften von Bürgern eingesammelt, deutlich mehr als die angepeilte Zielvorgabe von 200.000. 

„Wir sind überwältigt vom klaren Zeichen der Bevölkerung und sagen Danke“, freut sich Vaucher. Die Unterschriften wurden am 18. Juni der Bundeskanzlei an die Adresse des Bundesrats übergeben.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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