Studie der ApoBank

Existenzgründer zahlen immer mehr für Apotheken-Übernahmen

Süsel - 15.07.2019, 10:00 Uhr

Neueröffnungen von Apotheken werden immer seltener. In erster Linie geht es heutzutage um Übernahmen, unter anderem das geht aus der Apobank-Studie zu Apothekengründungen hervor. (Foto: imago images / imagebroker)

Neueröffnungen von Apotheken werden immer seltener. In erster Linie geht es heutzutage um Übernahmen, unter anderem das geht aus der Apobank-Studie zu Apothekengründungen hervor. (Foto: imago images / imagebroker)


Apothekenneugründungen sind zu Raritäten geworden. Wer sich mit einer Apotheke selbstständig macht, tut dies in den allermeisten Fällen mit einer Übernahme. Im Jahr 2018 betrug der durchschnittliche Kaufpreis für Übernahmen 458.000 Euro und damit 73.000 Euro mehr als im Vorjahr, hat die Apobank in einer Studie ermittelt. Offenbar sind kleine Apotheken so schlecht verkäuflich, dass die Statistik immer mehr von großen Apotheken geprägt wird.

Die Apobank hat wieder einmal die Daten von Apothekengründungen und -übernahmen ausgewertet. Die Ergebnisse wurden am heutigen Montag veröffentlicht. In die Untersuchung gingen 330 Gründungen und Übernahmen ein, die die Bank im Jahr 2018 begleitet hat. Diese hohe Zahl spricht für eine aussagekräftige Analyse. Die Apobank sieht Apotheken seit Jahren als „klassischen Übernahmemarkt“. Das gelte auch für 2018. Von den betrachteten Investoren hätten 55 Prozent eine bestehende Apotheke übernommen. Dagegen hätten nur 3 Prozent eine Einzel- oder Hauptapotheke neu gegründet. In 26 Prozent der Fälle hätten Apothekeninhaber eine bestehende Apotheke als Filiale übernommen und in 5 Prozent der Fälle hätten sie eine neue Filiale gegründet. Der Rest verteilt sich auf 3 Prozent Pachten und 8 Prozent OHG-Beteiligungen.  

Große Spannweite der Kaufpreise

Die Kaufpreise der Apotheken haben weiterhin eine sehr große Spannweite. Für 2018 meldet die Apobank einen bemerkenswerten Anstieg des Durchschnittspreises gegenüber dem Vorjahr um 73.000 Euro auf 458.000 Euro. Die gesamten Gründungskosten einschließlich Warenlager und Modernisierungsinvestitionen seien gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent auf 598.000 Euro gestiegen. Der Anstieg beruhe überwiegend auf dem um 23 Prozent gestiegenen ideellen Wert der übernommenen Apotheken. Der materielle Wert von Einrichtung, Ausstattung und Warenlager habe sich dagegen kaum verändert. Für die wenigen Neugründungen von Einzel- oder Hauptapotheken wurden im Durchschnitt 440.000 Euro aufgewendet.  

Gespaltener Markt für kleine und große Apotheken

Bei den Übernahmen konstatiert die Apobank einen gespaltenen Markt, bei dem kleine und große Apotheken unterschieden werden müssen. Der ermittelte Anteil der Haupt- oder Einzelapotheken mit Übernahmepreisen unter 150.000 Euro schwankt seit 2014 stark. Er sei zuletzt von 32 Prozent im Jahr 2017 auf 23 Prozent im Jahr 2018 stark zurückgegangen. Dagegen sei der Anteil der Übernahmen mit Preisen über 600.000 Euro tendenziell gestiegen, zuletzt von 20 Prozent (2017) auf 25 Prozent (2018).

Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der Aponank, verweist auf zwei entgegengesetzte Entwicklungen: „Auf der einen Seite steigt der Anteil der sehr gut laufenden Apotheken, für die auch die Existenzgründer bereit sind, hohe, teils siebenstellige Kaufpreise zu bezahlen. Auf der anderen Seite stehen zahlreiche kleine Apotheken zum Verkauf, für die nur geringe Preise gezahlt werden.“ Es sei nur ein schmaler Grat zwischen Apotheken, für die nur ein kleiner oder symbolischer Preis erzielt werde, und Apotheken, die schließen müssten.  

Große Apotheken ziehen Durchschnitt hoch

Die Apobank geht in ihrer Pressemitteilung nicht weiter darauf ein, aber letztlich liefern diese Daten und die zitierte Aussage Erklärungsansätze für den festgestellten Anstieg des Durchschnittspreises: Offenbar sind kleine Apotheken immer schlechter verkäuflich. Damit wird die Statistik immer mehr durch die großen Apotheken geprägt. Große Apotheken ziehen die ermittelten Durchschnittspreise nach oben. Apotheken werden also nicht wertvoller, sondern es werden überwiegend die relativ werthaltigen Apotheken verkauft. So entsteht ein „survivor bias“ wie in der Umsatzstatistik der Apotheken, allerdings hier viel stärker ausgeprägt.  

Höhere Kaufpreise für Verbünde 

Weitere Daten der Apobank-Studie beziehen sich auf Übernahmen von Verbünden, meistens Zweierverbünde mit einer Filiale. Demnach wird etwa ein Fünftel der Apotheken im Verbund gekauft. Der Kaufpreis für einen Verbund sei dabei durchschnittlich von 1,22 Millionen Euro im Vorjahr auf 1,32 Millionen Euro gestiegen. Die Ausgaben für das Warenlager und weitere Investitionen seien eher gesunken.

Trend zur OHG

Außerdem würden immer mehr Apotheken als Offene Handelsgesellschaft (OHG) betrieben. Von den im Jahr 2018 betrachteten Existenzgründern seien 8 Prozent Gesellschafter einer OHG. „Der Trend zur gemeinsamen beziehungsweise geteilten Selbständigkeit scheint sich unter den Apothekern langsam durchzusetzen“, erklärt Zehnich und verweist darauf, dass diese Entwicklung bei Ärzten und Zahnärzten schon länger etabliert sei. Denn die Kooperation entspreche besser den Lebensentwürfen der jungen Gründer und biete eine bessere Work-Life-Balance.  

Größerer Anteil der Jungen 

Zudem weist die Studie einen Zuwachs bei den jüngeren Gründern aus. Im Jahr 2018 waren die Existenzgründer unter den Apothekern demnach durchschnittlich 36,3 Jahre alt und damit zwei Jahre jünger als in den Jahren zuvor. 73 Prozent seien unter 40 Jahre alt, im Vorjahr nur 60 Prozent. Dagegen sei der Anteil der Gründer ab 45 Jahren deutlich zurückgegangen. Der frühere Trend, dass langjährige Mitarbeiter eine Apotheke übernehmen, habe sich „deutlich abgeschwächt“, berichtet Zehnich. Zu beachten ist dabei jedoch, dass die Apo-Bank hier nur relative Anteile ausweist. Wie sich die absolute Zahl der jüngeren Existenzgründer entwickelt, bleibt dabei offen. 



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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