Nach 404 Jahren

Aachens älteste Apotheke schließt – Apothekerin macht als Angestellte weiter

Düsseldorf - 18.07.2019, 11:30 Uhr

Schluss nach 404 Jahren: Die Karls Apotheke in Aachen wird schließen, die Besitzerin will aber als angestellte Apothekerin weiterarbeiten. (Foto: Karls Apotheke)

Schluss nach 404 Jahren: Die Karls Apotheke in Aachen wird schließen, die Besitzerin will aber als angestellte Apothekerin weiterarbeiten. (Foto: Karls Apotheke)


Die Karls Apotheke am Aachener Markt schließt Ende August voraussichtlich für immer ihre Pforten. Apothekerin Gabriele Neumann zieht die Konsequenzen aus der wirtschaftlichen Entwicklung – an der wohl auch ein neues Einkaufszentrum und die novellierte Apothekenbetriebsordnung die Schuld tragen.

„Dieses Haus beherbergte von 1615 bis 2019 die Karls Apotheke“ – so oder ähnlich wird es wohl bald auf einer Gedenktafel stehen, die dann am Haus Markt 43 in der Aachener Innenstadt hängen wird. Noch bis Ende August betreibt Apothekerin Gabriele Neumann die älteste Apotheke der geschichtsträchtigen Stadt, die unter verschiedenen Namen auf 404 Jahre Geschichte zurückblicken kann. Benannte ist sie nach Karl dem Großen, der im Jahr 780 in Aachen seine Königspfalz ausbauen ließ und die Stadt zu seiner Lieblingsstadt erkor.

„Dann muss ich die Konsequenzen aus der Entwicklung der vergangenen Jahre ziehen“, bedauert Neumann. Ein 2013 errichtetes Einkaufszentrum in der Aachener Innenstadt habe die Kundenströme aus dem Rest der Innenstadt fortgelenkt, sagt Neumann, die sich auch in der Apothekerschaft engagiert. „Seit mehreren Jahren gingen die Kundenzahlen damit um rund 20 Prozent zurück. Früher kamen auch viele Niederländer oder Belgier, die in der Innenstadt einkaufen gingen, als Kunden. Das ist seitdem massiv zurück gegangen“, sagt Neumann.

Neue Apothekenbetriebsordnung tat ihr Übriges

Dazu seien die veränderten Rahmenbedingungen gekommen wie etwa die novellierte Apothekenbetriebsordnung aus dem Jahr 2012. „Das ist ein über 200 Jahre altes Haus. Vorne habe ich einiges machen lassen, da ist alles schön. Aber um hier weitermachen zu können, hätte ich unter anderem das Labor neu machen lassen müssen. Da gibt es noch Einrichtung aus Holz“, zählt sie auf.

Zusammen mit den Bestimmungen des Denkmalschutzes und allem was sich sonst noch aufsummieren würde, hätte sie die Karls Apotheke nicht wirtschaftlich sanieren und weiter betreiben können. „Deswegen wird es wohl auch niemanden geben, der die Apotheke übernehmen könnte. Da müsste man so viel investieren, das lohnt sich dann nicht“, sagt sie.

Daher habe sie nun den Schlussstrich gezogen. „Die Kunden bedauern das natürlich und sagen alle, das könne doch nicht wahr sein“, sagt die Apothekerin. Von ihren Stammkunden verabschiedet sie sich daher auch mit einer eigens gedruckten Karte. „Und vielleicht gibt es auch noch irgendetwas Besonderes zum Abschied“, sagt sie. Das habe sie aber noch nicht genau geplant. In jedem Fall schließt die älteste Apotheke Aachens am 28. August zum letzten Mal ihre Pforten.

Weitermachen als Angestellte

Den Spaß am Apotheker-Beruf hat Neumann indes nicht verloren. „Ich mache bei einem Kollegen in Teilzeit weiter, dann als Angestellte“, sagt sie. Viele Kunden hätten das schon mit Freude zur Kenntnis genommen, sagt sie. Denn engagiert war die Apothekerin stets. Im vergangenen Jahr belegte sie mit einem Konzept zur Schlaganfall-Prävention den ersten Platz im „Zukunftspreis öffentliche Apotheke“ des Apothekerverbandes Nordrhein. Zwei Jahre zuvor den zweiten Platz.

Auch als Kreisvertrauensapothekerin war sie bereits engagiert und wolle auch weiterhin in der Standesvertretung aktiv bleiben.

Apothekerin Gabriele Neumann (Foto: Karls Apotheke)

Ohne die Karls Apotheke zähle die Stadt noch 63 Apotheken. Zwar gebe es in den Außenbezirken Bereiche, wo man länger zur nächsten Apotheke fahren müsse, unterversorgt ist die 245.000 Einwohner Stadt in Nordrhein-Westfalen, nahe der belgischen und niederländischen Grenze, aber wohl nicht. Die Kundenströme seinen mittlerweile eben nur sehr ungleich verteilt, erklärte die Apothekerin gegenüber DAZ.online.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Eine Kerbe mehr im Colt des Großkapitals

von ratatosk am 23.07.2019 um 18:39 Uhr

Eine Kerbe mehr im Colt des Großkapitals und seinen Adlaten in Politik und Verwaltung.
Bald ist alles für diese Klientel mundgerecht aufbereitet.
Dann kann Lauterbach und Glaeske sicher eine bezahlte Studie zu den Gründen der erstaunlichen Apothekenvernichtung und die Folgen für die sichere Versorgung ergattern.

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