Auswertung von Umweltdaten

Macht Luftverschmutzung psychisch krank?

Berlin - 21.08.2019, 07:00 Uhr

Einer aktuellen Studie aus den USA und Dänemark zufolge zeigen Umwelt- und Gesundheitsdaten, dass in Regionen mit schlechter Luftqualität bipolare Störungen und andere psychische Erkrankungen häufiger vorkommen. (Foto: imago images / Oberhänser)

Einer aktuellen Studie aus den USA und Dänemark zufolge zeigen Umwelt- und Gesundheitsdaten, dass in Regionen mit schlechter Luftqualität bipolare Störungen und andere psychische Erkrankungen häufiger vorkommen. (Foto: imago images / Oberhänser)


Kritik an der Studie

Der Unterschied in den Ergebnissen erklären die Autoren mit der Verschiedenheit der ausgewerteten Daten: „Es ist wahrscheinlich, dass dieser Unterschied auf die begrenzte Auflösung der Schadstoffschätzungen für die US-Daten zurückzuführen ist“, schreiben sie. Aber auch die Zusammensetzung der Schadstoffe oder länderspezifische genetische Variationen könnten eine Rolle spielen.

In einem Kommentar in „PLOS Biology“ kritisiert John Ioannidis von der kalifornischen Stanford Universität an der Studie „erhebliche Mängel und eine lange Reihe möglicher Verzerrungen“. So seien im US-Teil die Umweltdaten in den Jahren 2000 bis 2005 gemessen worden, während die Krankheitsdiagnosen aus den Jahren 2003 bis 2013 stammten. „Diese Analysen sowie nachfolgende Studien auf diesem Gebiet würden von strengen, sorgfältig festgelegten Protokollen profitieren, die registriert werden, bevor die Daten analysiert werden“, schreibt Ioannidis.

Kircher: Daten sind plausibel

Trotz dieser Kritik hält Tilo Kircher von der Marburger Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie die Studie für einen wichtigen Beitrag zur Medizinforschung: „Sie stößt hoffentlich weitere Forschungen auf diesem Gebiet an.“ Die Stärke der Studie sei die riesige Zahl von Daten.

Kircher hält die Ergebnisse für plausibel, wenngleich er sich wundert, dass die Analysen der US-Daten nur für die bipolare Störung einen deutlichen Zusammenhang mit Luftverschmutzung ergaben. Der Experte verweist auf Resultate aus Tierversuchen, denen zufolge Feinstaub und Schadstoffe Entzündungen im Gehirn auslösen könnten.



bro / dpa
brohrer@daz.online


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