Apo-rot-Übernahme

Zur Rose bleibt in den roten Zahlen und streicht Arbeitsplätze in Deutschland

Berlin - 21.08.2019, 11:15 Uhr

Hier werden Arbeitsplätze gestrichen: Das Logistikzentrum des Versenders Apo-rot soll nach der Übernahme durch Zur Rose Ende 2019 komplett geschlossen werden. (s / Foto: dpa)

Hier werden Arbeitsplätze gestrichen: Das Logistikzentrum des Versenders Apo-rot soll nach der Übernahme durch Zur Rose Ende 2019 komplett geschlossen werden. (s / Foto: dpa)


Der Umsatz des Schweizer Versand-Konzerns Zur Rose ist im ersten Halbjahr 2019 weiter gewachsen. Einer Mitteilung zufolge legte der Konzern um 28,1 Prozent zu – auf nunmehr 771,8 Millionen Schweizer Franken. Das Deutschland-Geschäft wuchs mit DocMorris sogar noch deutlicher. Unter dem Strich schreibt Zur Rose aber weiterhin rote Zahlen. Gleichzeitig teilten die Schweizer mit, dass sie nach der Übernahme des deutschen Versenders Apo-rot einen Standort in Hamburg schließen werden – etwa 80 Mitarbeiter sind betroffen.

Die Schweizer Zur Rose-Gruppe, zu der auch der niederländische EU-Versender DocMorris gehört, ist im ersten Halbjahr dieses Jahres umsatzbezogen weiter gewachsen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und unter Berücksichtigung des Umsatzes des übernommenen Versenders Medpex liege das Umsatzplus bei 28,1 Prozent. Im Vergleich zum 1. Quartal dieses Jahres sei dies sogar eine „leichte Wachstumsbeschleunigung“, wie Zur Rose mitteilt. Wachstumstreiber ist nach wie vor das DocMorris-Geschäft in Deutschland: Hier konnte die Gruppe den Umsatz inklusive Medpex um 46,2 Prozent in der Lokalwährung steigern.

Insgesamt setzten die Schweizer in Deutschland rund 481 Millionen Schweizer Franken um, was rund 443 Millionen Euro entspricht. Wie groß der Anteil des Rx-Geschäftes an diesem Umsatz ist, teilt der Konzern nicht mehr mit. Seit diesem Jahr gibt Zur Rose nicht mehr an, wie die Umsatzentwicklungen in den Bereichen OTC und Rx verlaufen.

Es bleibt aber dabei, dass Zur Rose beim Ergebnis weiterhin rote Zahlen schreibt. Zwar konnte sich das Unternehmensergebnis im Vergleich zum Vorjahr ganz leicht verbessern, unter dem Strich bleibt aber ein Verlust von 17,1 Millionen Franken. Das Betriebsergebnis (EBITDA) entwickelte sich von minus 9 Millionen Franken auf minus 2,5 Millionen Franken. Zur Rose erklärt diese Entwicklung mit „verschiedenen Sondereffekten“: Das Sortiment sei „verbreitert“ worden, zudem sei die Paketzahl durch Apo-rot um 22 Prozent gestiegen. Man habe ein Drei-Schicht-System in Heerlen einführen müssen – das alles wirke sich auf die Kosten aus. Allerdings dürfte sich die Arbeitssituation hinter der niederländischen Grenze bald ändern. Denn DocMorris hat die Halle des neuen Logistikzentrums im August 2019 „termin- und kostengerecht fertiggestellt“. Jetzt werde mit dem Innenausbau und der Installation der Anlagen begonnen. Innerhalb des Jahres 2021 werde das Zentrum vollständig in Betrieb genommen.

Weitere Stellenstreichungen vorprogrammiert

Für zahlreiche Beschäftigte in Deutschland hat Zur Rose allerdings keine guten Nachrichten: Nach der Übernahme des Hamburger Versenders Apo-rot soll Ende 2019 der Standort der Apo-rot-Service GmbH geschlossen werden – etwa 80 Mitarbeiter sind laut Zur Rose betroffen. Um „weitere Synergien zu realisieren“ sollen die Aktivitäten nach Heerlen verlegt werden. DAZ.online hatte bereits im Mai 2018 von der Apo-rot-Übernahme und den damit verbundenen Stellenstreichungen berichtet. Schon damals kündigten die Schweizer an, das Hamburger Logistikzentrum zu schließen.

Laut Apo-rot waren dort zuvor etwa 370 Menschen beschäftigt. Die Hälfte der Mitarbeiter habe unbefristete Verträge gehabt, ihnen sollten Stellen in Bremen und Heerlen angeboten worden sein, hieß es damals. Zudem habe es Mitarbeiter mit befristeten Verträgen gegeben, die nicht verlängert worden seien. Zur Vereinbarung mit DocMorris gehörte im vergangenen Jahr aber auch die Überführung von mehr als 80 Mitarbeitern der Marketing- und Service-Teams sowie der allgemeinen Verwaltung in eine neue Gesellschaft mit Sitz in Hamburg. Ob nun auch diese Mitarbeiter von Stellenstreichungen betroffen sind, ist unklar. Nähere Angaben machte Zur Rose in der Pressemitteilung nicht.

Zur Rose erklärte im vergangenen Jahr zudem, dass den Mitarbeitern die Chance gegeben worden sei, nach Heerlen oder Bremen zu wechseln. Was die nun zu streichenden 80 Arbeitsstellen betrifft, teilte Zur Rose mit: „Die Apo-rot-Service GmbH hat freiwillig und aus sozialer Verantwortung heraus sozial verträgliche Lösungen in Form von Abfindungsangeboten entwickelt, in denen die Interessen der Mitarbeitenden angemessen berücksichtigt werden.“

Doch weitere Stellenstreichungen in Deutschland sind schon vorprogrammiert: Sobald das neue Logistikzentrum in Heerlen fertiggestellt ist, will der Konzern die Prozesse weiter hinter der Grenze bündeln. In der heutigen Mitteilung heißt es dazu: „Überdies wird geprüft, ob bereits 2020 und damit früher als geplant die Logistikaktivitäten weiterer Gesellschaften nach Heerlen überführt werden können, um Effizienzsteigerungen zu erzielen.“

Mehr als 750 Partnerapotheken

Im Heimatmarkt Schweiz war das Umsatzwachstum von Zur Rose deutlich geringer als in Deutschland. Dort gab es eine Steigerung um 4,3 Prozent auf 273,3 Millionen Schweizer Franken. Im internationalen Segment, das insbesondere mit Promofarma (Spanien) und Doctipharma (Frankreich) betrieben wird, gab es ein Umsatzwachstum von 34,5 Prozent auf 17,9 Millionen Schweizer Franken. Zur Rose zufolge haben sich inzwischen mehr als 750 Apotheken an den Online-Marktplatz des Konzerns angeschlossen, etwa 110.000 Produkte würden darüber vertrieben.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Arbeitsplätze

von Roland Mückschel am 21.08.2019 um 11:35 Uhr

Sucht Herr Spahn nicht Arbeitskräfte für sein BMG?
Diese Leute wären doch geeignet. Liebend gerne unkündbar als Beamte.

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