Studie von Privacy International

Datenlecks durch Werbetracker auf Gesundheitsportalen entdeckt

Stuttgart - 05.09.2019, 08:59 Uhr

Online-Gesundheitsportale finanzieren sich oft mit Werbung. Laut einer Studie werden teils sensible Daten, etwa zum Thema Depression, an Werbetreiber weitergegeben. (s / Foto: Africa Studio/stock.adobe.com)

Online-Gesundheitsportale finanzieren sich oft mit Werbung. Laut einer Studie werden teils sensible Daten, etwa zum Thema Depression, an Werbetreiber weitergegeben. (s / Foto: Africa Studio/stock.adobe.com)


In mindestens einem Fall wurden Antworten übermittelt

An erster Stelle fanden die Experten dabei eingebaute Tracker von Google, Facebook und Amazon, die entsprechend Daten an diese Unternehmen zurücksenden. Aus Sicht der Datenschützer ist dabei heikel, dass einige der untersuchten Seiten so Rückschlüsse auf den User, der sich über das Thema Depression informierte, oder zumindest den von ihm benutzten Computer zulassen – und der Nutzer damit nicht mehr ganz so anonym ist.

Unter anderem für das deutsche Portal netdoktor.de, das vor Kurzem vom Burda-Verlag erstanden wurde, wiesen die PI-Experten laut der Studie nach, dass die sogenannte RTB-Technik verwendet wird. Real-Time Bidding ist eine Form von programmierter Werbung, die aktuell für viele Beschwerden von Datenschützern in ganz Europa sorgt, so die PI-Experten. Denn es bestehe die Gefahr, dass innerhalb der Vielzahl von RTB-Nutzern Daten ausgetauscht werden, die Rückschlüsse auf den User und das benutzte Gerät zulassen. Einige Depressions-Test-Seiten hätten Daten übermittelt, in denen somit die besuchte Webseite – mit entsprechenden Hinweisen auf das Thema Depression – mit bestimmten Geräten verknüpft sind. Eine französische Seite übermittelte so die Schlagwörter Depression, die URL (die Seitenadresse), den Seiteninhalt und Lokalisierungsdaten der Nutzer an eine von Google genutzte Adresse, schreiben die Datenschützer in ihrer Studie. In mindestens einem Fall wurden auch die Ja oder Nein Antworten aus dem Test zuordnungsbar weitergegeben.

Die Datenschützer kommen damit zu dem Schluss, dass sensible Daten auf Gesundheitsportalen nicht anonym und sicher sind, sondern bei Drittanbietern landen und für Werbezwecke ausgenutzt werden können – oder auch zu anderen Zwecken.

Wort und Bild-Verlag hat vorerst die Werbung von der Seite genommen

Der Rechercheverbund von NDR und Süddeutscher Zeitung , der die Studie vorab vorliegen hatte, hat seinerseits mehrere Internetportale dementsprechend untersucht.  Der Wort und Bild-Verlag, Betreiber der Seite der Apotheken-Umschau, hat vorerst die Werbung von der Seite genommen. Man prüfe, ob die Werbung datenschutzkonform sei, erklärte der Verlag gegenübe DAZ.online.

Frederike Kaltheuner, Leiterin der Abteilung Datenmissbrauch bei Privacy International, äußerte gegenüber dem Rechercheverbund auf Tagesschau.de, dass zum Teil nicht klar sei, „in welche Hände die Daten gelangen“. Wenn jemand wisse, wer depressiv sei, könne das gegen einen verwendet werden, sagte die Datenschützerin dort



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Wasser predigen und selbst Wein trinken!

von Georg Huber am 06.09.2019 um 15:10 Uhr

Privacy International glätzt auch nicht gerade mit vorbildlichem Umgang mit dem Datenschutz... wer sich wirklich die Mühe macht und die "Studie" durchliest wird feststellen, dass sie als weiterführende Online Lektüre für Depressionen / Suizidgedanken ausgerechnet eine Seite weiterempfehlen, die ganz munter via Google (!) Analytics Nutzerdaten sammelt; und zwar OHNE vorherige Usereinwilligung - also genau so, wie sie es eigentlich anprangern! Doppelmoral und so...

Quelle: Besagt Studie "Your metal health for sale" - https://privacyinternational.org/sites/default/files/2019-09/Your mental health for sale - Privacy International.pdf - Seite 6 - Dort findet sich der Verweis auf https://www.befrienders.org/ , die OHNE Einwilligung Google Analytics einsetzen!

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von Anita Peter am 05.09.2019 um 9:46 Uhr

Digitalisierung first, Bedenken second

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