Kommentar

Arzneimittel oder Pullover – da muss es Unterschiede geben

24.09.2019, 07:00 Uhr

Es muss ein Unterschied sein, ob Arzneimittel an Apotheken geliefert oder Pullover und Spielzeug an irgendwelche Kunden, findet DAZ-Redakteur Dr. Thomas Müller-Bohn in einem Kommentar. (Foto: imago images / Ralph Peters)

Es muss ein Unterschied sein, ob Arzneimittel an Apotheken geliefert oder Pullover und Spielzeug an irgendwelche Kunden, findet DAZ-Redakteur Dr. Thomas Müller-Bohn in einem Kommentar. (Foto: imago images / Ralph Peters)


Im DAZ.online-Interview hat der CDU-Abgeordnete Michael Hennrich eine Diskussion über die Häufigkeit von Lieferungen des Großhandels an die Apotheken angeregt. Doch dies geht am Zweck des Gesundheitswesens vorbei, meint DAZ-Redakteur Dr. Thomas Müller-Bohn in einem Kommentar.

Klimaschutz geht alle an. Doch für die Apotheken und den Großhandel geht es nicht darum, ob sie eine „Freikarte“ bekommen sollen, wie es der CDU-Abgeordnete Michael Hennrich im DAZ.online-Interview formuliert hat. Denn es geht im Gesundheitswesen nicht um die Bedürfnisse der Leistungserbringer, sondern um das Wohl der Patienten.

Akutversorgung und Regularien erfordern viele Lieferungen

Die Apotheken müssen mehrmals täglich beliefert werden, damit Patienten auch mit ausgefallenen Arzneimitteln schnell versorgt werden. Gerade seltene Arzneimittel werden oft gegen besonders schwere und zugleich eher seltene Erkrankungen eingesetzt. Manchmal entscheidet die schelle Verfügbarkeit des Arzneimittels darüber, ob der Patient ambulant oder stationär versorgt werden kann. Außerdem sind viele Einzellieferungen nötig, um den Anspruch der schnellen Versorgung mit den Rabatt- und Lieferverträgen der Krankenkassen zu verbinden. Nur das komplexe Logistiksystem von Apotheken und Großhandel macht dies möglich. Es ist bemerkenswert, was Apotheken und Großhandel leisten, um den Patienten angesichts dieser schwierigen Regeln ein so hohes Versorgungsniveau zu bieten.

Arzneimittelversorgung braucht Sonderrechte

Um dieses Versorgungsniveau geht es - nicht um eine „Freikarte“ für die Apotheken, sondern für die Patienten. Das Gesundheitswesen braucht durchaus Sonderrechte und die stehen auch schon in Gesetzen. Dennoch müssen manche Apotheken in Fußgängerzonen mühsam um Zufahrtsrechte kämpfen. Auch einige übereifrige Parkraumüberwacher der Ordnungsämter sind sich des gesetzlichen Versorgungsauftrags des Großhandels nicht unbedingt bewusst. Bisher sind nur Apotheken an besonderen Standorten von solchen Problemen betroffen. Bei Regularien für den Klimaschutz könnte sich das ändern. Darum muss rechtzeitig an den gesetzlichen Versorgungsauftrag erinnert werden. Welchen Sinn hätte dieser Auftrag, wenn er Apotheken und Großhändlern keine Sonderstellung bieten würde? 

Angesichts des Massen-Transports banaler Waren scheinen Änderungen im Gesundheitswesen befremdlich

Es muss ein Unterschied sein, ob Arzneimittel an Apotheken geliefert oder Pullover und Spielzeug an irgendwelche Kunden. Im allgemeinen Versandgeschäft gibt es sicherlich ökologisches Optimierungspotenzial. Doch das Liefersystem des pharmazeutischen Großhandels ist bereits sehr effektiv und es dient einem ganz besonderen Zweck. Es erscheint befremdlich, angesichts des massenhaften Transports banaler Waren überhaupt an mögliche Änderungen im Gesundheitswesen zu denken. Wieder einmal werden Apotheken damit in einen Topf mit jedem beliebigen Einzelhandel geworfen. Wieder einmal zeigt sich, wie wenig über die Arbeitsweise der Apotheken bekannt ist. Letztlich erscheint dies als ein Mangel an Wertschätzung für die Arbeit der Apotheken und für die vielen Abläufe, die hinter den Leistungen der Apotheken stecken

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Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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24 Kommentare

Nicht Futur sondern Präteritum

von Thomas Kerlag am 25.09.2019 um 22:15 Uhr

Ziat"Wenn die Apothekerschaft weiterhin in Ihrer Bunkermentalität verharrt darf sie sich nicht wundern, wenn Sie kaum noch Gehör findet und die Zeit über sie hinweggeht".Ende

Apotheker stehen für Qualität un Zuverlässigkeit. Eigenschaften, die nicht mehr gefragt sind. Im wahren Alltag müssen wir NDMA verseuchte Arzneimittel abgeben, die nicht immer aber glücklicherweise immer öfter nicht lieferbar sind.
Nochmal, Apotheker studieren Qualität und sind idealerweise zuverlässig.
An den Schaltstellen sitzen Dilettanten mit den umgekehrten Vorzeichen. Die aber haben das Porzellan schon lange zerdeppert.

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und noch ein letztes Hr. Hennrich, MDB...

von Rolf Lachenmaier am 25.09.2019 um 11:23 Uhr

Apropos haben heute wieder einen Riesenpacken der Zeitschrift "im Dialog" erhalten, dem "Magazin des Bundesministeriums für Gesundheit" sogar mit Faltplan "unser Gesundheitssystem" (herausnehmbar!). Ist das BMG nicht sogar CDU geführt?! Tja, das ist die Diskrepanz zwischen netten Promofilmchen, Tourenreduzierungen, etc. und der gelebten Realität! Die wurden sicher "klimaneutral" hergestellt und kein Baum musste unnötig sterben in unserer neuen, digitalen Umweltschutzwelt...
P.S. jetzt haben Sie Ruhe vor mir, wobei ein Weihnachtskärtchen in memoriam des Respektes werde ich mir kaum verkneifen können.

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An den echten Apothekern soll die Welt genesen

von Thomas Kerlag am 24.09.2019 um 22:12 Uhr

Von den großen Playern im Onlinehandel werden mit Hilfe der Bevölkerung massenhaft Retouren produziert und die noch tadellose Ware oft vernichtet. Diese Player haben freilich entsprechende Gehaltslisten um Kritik abzuwürgen.
Der wichtige, aber vergleichsweise kleine Bereich der Arzneimittelversorgung soll die Welt retten, aber bitteschön nur die echten Apotheken sollen sich anstrengen.
Dabei ist die schnelle Belieferung für die echte Apotheke ein wichtiger Wettbewerbsvorteil und eine Notwendigkeit, die in der Natur der Sache liegt.
Meines Wissens verteilt sich eine Fahrt auf viele Apotheken. Und nicht jedes einzelne Arzneimittel
ist zusätzlich in einen Karton gepackt.
Wenn man jetzt noch mit ein paar echt umweltbewussten Kunden rechnen kann, die die Möglichkeit haben auch Mal zu Fuß oder mit dem Rad Erledigungen zu machen?
Und was dagegen das Heer der Leute, die nur zur und zu ihrer Bespassung mit dicken D.schleudern durch die Gegend fahren.


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Schliessung der Kohlekraftwerke - Ihre Stimme dagegen

von kassensklave am 24.09.2019 um 11:04 Uhr

Sehr geehrter Herr Hennrich,

Sie möchten - aus Klimagründen - dass Apotheken seltener beliefert werden und berauben damit die Vor-Ort-Apotheke eines wesentlichen Vorteils.

Vielleicht möchten Sie uns allen hier erklären, warum Sie am 28.6. GEGEN die Schliessung der Kohlekraftwerke gestimmt haben, ebenso GEGEN die Ausrufung eines Klimanotstandes und am 6.6. GEGEN den Ausbau des Emissionahandels (übrigens genau DAS wurde jetzt im 50 Mrd. Klimapaket beschlossen, was die regierenden Parteien vor 3 Monaten gemeinsam abgelehnt haben).

Quelle: https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/michael-hennrich#block-pw-vote-profile

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Gehör...

von Rolf Lachenmaier am 24.09.2019 um 10:32 Uhr

Lieber Herr Hennrich, vielen Dank für Ihren Kommentar! Und das auch noch vor dem legendären "Parteitag" der Apotheker, dem sagenumwobenen DAT... Respekt, für Ihre Aussagen, die sich jeder Delegierte ausdrucken sollte - kann es wirklich wahr sein, dass die "einflussreichste Lobby Deutschlands", überhaupt keinen Einfluss (mehr) hat?! Danke für dieses klare Statement! Ich kann nur ALLEN Delegierten raten dies in den kommenden Tagen zu berücksichtigen. Wenn Politik die ordnungsgemäße Versorgung der deutschen Bevölkerung (mit allen Rechten und PFLICHTEN!) für so wichtig wie das Bestellen von ein paar Wollsocken für den Winter hält, dann wird es endlich Zeit, der Bevölkerung (und der Politik) zu zeigen, was hier wirklich Tag für Tag geleistet wird! Herr Hennrich, meinen Sie 2 Wochen Generalstreik mit einer Notversorgung reichen aus, um sich Gehör zu verschaffen? Das wäre doch einen Versuch wert. Dazu könnten die geschlossenen Apotheken zu den Absichten der Regierung informieren.
Und P.S. es tut mir wirklich leid zu hören, dass Sie noch nie eine Weihnachtskarte aus einer Vor-Ort-Apotheke erhalten haben. Wir versenden zwar gar keine Weihnachtskarten, um Ressourcen zu sparen, aber wir können ja eine Ausnahme machen. Beste streikbereite Grüße!

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AW: Gehör

von Rolf Lachenmaier am 24.09.2019 um 10:37 Uhr

Eins habe ich natürlich noch vergessen: Bei einem Generalstreik würden auch 98% der Belieferungstouren ausfallen - da würden die Apotheker sogar noch ganz viel CO2 einsparen...

AW: Gehör

von Michael Hennrich am 24.09.2019 um 10:43 Uhr

Wer hat gesagt, dass Arzneimittel so behandelt werden müssen wie Wollsocken. Lieber Herr Lachenmaier gehen Ihnen die Argumente aus, dass Sie alles ins Lächerliche ziehen. Zum Glück argumentieren hier Ihre Kollegen auch sachlich. Sie wollen offensichtlich nicht Ernst genommen werden. Ich merke es mir. Sie brauchen mir dann aber auch nicht mehr persönlich schreiben.

AW: Gehör

von Rolf Lachenmaier am 24.09.2019 um 10:56 Uhr

Ich zitiere Sie einfach einmal: "Hier in Berlin laufen Leute durch die Gegend, die erzählen mir, dass Deutschland im internationalen Vergleich hohe Distributionskosten hat."
"Wenn die Apothekerschaft weiterhin in Ihrer Bunkermentalität verharrt darf sie sich nicht wundern, wenn Sie kaum noch Gehör findet und die Zeit über sie hinweggeht. Übrigens ich bin einer der ganz wenigen Abgeordneten, der regelmäßig die DAZ liest. Auch das sollte zu denken geben."
Das sind klare Ansagen! Einerseits berichten Sie von einflussreichen Logistik-Lobbyisten und andererseits scheinen die Apotheker (und damit die Arzneimittelversorgung) nur für ganz wenige Abgeordnete relevant zu sein.
Nehmen Sie die beiden Kommentare von Herrn Herzog und beherzigen Sie diese. Man kann über vieles diskutieren, auch mit der nötigen Ernsthaftigkeit - nur ist Respekt meiner Meinung nach keine Einbahnstraße.

AW: Versorgung?

von Rolf Lachenmaier am 24.09.2019 um 11:03 Uhr

Wissen Sie, Herr Hennrich, was wirklich bitter ist? Dass Tag für Tag viele Patienten in Deutschland NICHT adäquat versorgt werden können, da Ihr Medikament/ Ihre Impfung NICHT verfügbar sind. Wer übernimmt dafür die Verantwortung?

AW: Gehör

von Katharina Stalgies am 24.09.2019 um 11:20 Uhr

Vielleicht sollten wir endlich anfangen das Umweltproblem persönlich zu nehmen. Wenn wir weiterhin nur mit Fingern auf andere zeigen und nicht selbst etwas unternehmen, wird sich die Frage wie häufig wir belierfert werden bald von selbst regeln. Dann wird keiner mehr da sein, der noch Medikamente braucht.

Nochmals: Kirche im Dorf lassen ...

von Reinhard Herzog am 24.09.2019 um 9:58 Uhr

Lieber Herr Hennrich,

alle Achtung, wie tapfer Sie sich hier der Diskussion stellen, auf zweifelsohne schwierigem Terrain.

Ich gebe gern zu, dass man auch über Großhandelstouren reden kann. Und ja, wahrscheinlich würden etliche Fahrten weniger ebenfalls reichen. Besser werden kann man immer.

Ich würde sofort den Hut ziehen, wenn hier konkrete Zahlen auf dem Tisch lägen. Liegen jedoch nicht. Aber grob geschätzt, sind der CO2-Anfall durch die Großhandelslogistik doch im unteren Prozentbereich, gemessen an den anderen CO2-Abdrücken von der Herstellung bis zum Apothekenbetrieb. Wäre eine Aufgabe, das mal exakt zu eruieren, worüber wir überhaupt reden.

Gerade das Klima-Thema ist viel zu ernst, um sich im Klein-Klein zu verstricken. Sie werfen den Apothekern vor, zu kleinkariert und branchenbezogen zu denken. Und wissen Sie was? Ja, das stimmt sogar vielfach.

Nur machen Sie im Moment den gleichen Fehler: Wir verstricken uns hier, zudem noch bar jeder Datengrundlage, im kleinen Karo. Wenn wir aber wirklich was reißen wollen in der Klimapolitik, brauchen wir Bube und Ass.

Und das scharfe Auge (samt festem Griff) des Adlers statt des Gackerns einer Hühnerschar.

Übersicht und Priorisieren sind das Gebot der Stunde, nicht Aktionismus an allen Ecken. Gerade, weil es um sehr viel gehen kann. Um wie viel und wann genau, wissen wir ja ehrlicherweise auch nicht.

P.S.: Deutschland hat tatsächlich im internationalen Vergleich eher hohe Pharma-Distributionskosten (gut 4% im Rx-Bereich auf Ebene Einkaufspreis). Das hat mannigfaltige Gründe, die aber mit dem Klima-Thema nur sehr eingeschränkt zusammenzubringen sind. Das ist nochmal eine ganz andere Baustelle. Eine auch für die Apotheken hochgefährliche Baustelle, denn bedenken Sie bitte immer:
Die Apotheken leben letztlich von den Großhandels- und Industrierabatten, die bringen systembedingt nämlich mehr als zwei Drittel des Gewinns im Schnitt ...

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2x reicht

von Dominik M am 24.09.2019 um 9:56 Uhr

Bei uns fahren ja täglich alle Händler vorbei. 4 Touren am Tag. Habe schon öfter angemerkt das man locker 1 Tour streichen kann. Man kann auch mal bisschen Ware da haben....Und die Sonderfälle müssen dann mal einen halben Tag warten. Oder man holt es sich selbst ab(einmal in 10 Jahren gemacht) Der GH kann dafür ja auch mal einen Anreiz bieten. Es gibt auch Lieferanten da zahle ich pro Tour und kann mich entscheiden ob ich bestelle oder nicht. Der GH hat sich bei uns immer rigoros gegen eine Tourenstreichung gewehrt. Eher Rabatte streichen und alles so wie bisher. Auch den Mindestlohn hat man ja als Grund genommen. Und jammern tut der GH eh auch immer. Herr Heinrich, das mit dem Bunker ist richtig, uns fehlt aber auf allen Ebenen ein Partner. Seit 15 Jahren macht man diesen Berufsstand kaputt, billig und nicht Planbar. Wie wollen sie heute bei diesem
Rohertrag einen forecast für eine neue Apotheke oder Übernahme machen? Harakiri! Neu erfinden unter diesen bürokratischen Fesseln? impfen nein, Kosmetik nein, Massage nein, Apothekenunübliche Waren nein. Und die ganzen Versorgungs- und Qualitätsprobleme sind da leider auch das Ergebnis. Ne Packung doxy für 1,07 Euro aus China. Super...Gesundheit muss was kosten und dafür muss man auch entlohnt werden. Ich als junger Kollege habe da wirklich bedenken und bin absolut risikoscheu geworden. Man hat nicht viel Luft...

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AW: 2x reicht

von Michael Hennrich am 24.09.2019 um 10:08 Uhr

Genau das mit den Anreizen des Großhandels bei Tourenreduzierung habe ich vorgeschlagen.

AW: 2x reicht

von Stefan Haydn am 24.09.2019 um 17:19 Uhr

Ein Verzicht auf Touren bringt gar nichts an den Konditionen, scheint auch gar nicht vom Großhandel gewollt.
Er würde sich als Geschäftsmodell ja sonst auch selbst in frage stellen, da dann auch eine Versorgung durch AEP ausreichen würde, mit einer Tagestour durch einen zweiten Großhandel.
Auf Touren habe ich von mir aus verzichtet, um die Arbeitsbelastung für die Angestellten zu reduzieren, finanzieller Vorteil .Null.
Wie ist das eigentlich mit der Klimabelastung durch die Autoindustrie mit der "Just in time"-Fertigung und der Verlagerung der Lagerkapazitäten zu den Zulieferern?

die Armen...?

von Dietmar am 24.09.2019 um 9:45 Uhr

Bei den zinsen, kaum vorhandenen Lagerkosten und retourenkulanzen des GH bzw. der pharmazeutischen Unternehmen kann es doch kein Problem darstellen 95% der AM im Lager zu haben. 3 mal tägliche Belieferung durch den großhandel ist nobel, aber die Apotheke hat doch kein Interesse Bestellungen zu bündeln oder ein bisschen mitzudenken, hier muss man ansetzen. Da fahren für 3,95€ Lieferwagen durch die Gegend

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AW: die Armen

von Frank Zacharias am 24.09.2019 um 10:06 Uhr

Bei ca 250000 zugelassenen Arzneimittel, bei ständig wechselnden Rabattverträgen der ca 100 Kassen und Gebühren von 10-30% des EK`s bei Retouren ist es wirtschaftlich nicht darstellbar, 95% der Arzneimittel in jeder Apotheke vorrätig zu halten.

Wir haben durchaus ein Interesse, unsere Bestellungen zu bündeln - und das machen wir auch. Aber die Notwendigkeit der Versorgung "zwingt" uns dazu, mehr als nur 2 mal am Tag zu bestellen.

Lieber Herr Hennrich, wir reagieren durchaus flexibel und ich bin auch in der Lage, eine Diskussion zu führen. Leider habe ich den eindruck und die Erfahrung machen müssen, dass bei vielen Ihrer Kollegen aus dem Bundestag - ich nehme Sie und Herr Sorge sowie einige wenige andere davon aus - habe ich die Erfahrung machen müssen, leider die Probleme und Sorgen der Apotheken nicht mehr Ernst zu nehmen. Oft fehlt es auch an der Bereitschaft, sich überhaupt ein Bild vor Ort zu machen. Denn es ist ein Unterschied, ob man in Berlin aus dem Fenster des Abgeordnetenbüros schaut oder selbiges am Stadtrand oder im ländlichen Bereich macht.

AW: die Armen

von Dr.Diefenbach am 24.09.2019 um 15:23 Uhr

Sie haben offenbar nie in einer Apotheke gearbeitet?? Was hier über Kosten und Strukturen,Lagerquoten etc. gesagt wird-ist einfach unrealistisch.Haben Sie zB schon etwas über Lieferengpässe gehört,ein Thema was es seit 2o11 gibt,was die ABDA-Spitze halt bis 2016 verschlafen bzw. belächelt hat,haben Sie schon einmal über das Anspruchsdenken der BÜRGER nachgedacht?Schon hier ist Ihre 95 % These völlig unhaltbar.Unser Beruf ist nicht arm,die Art wie viele mit uns umgehen,DAS ist armselig.Und jetzt mit der Klimadiskussion ein weiteres Stück Perfektion,das sich die Apotheker zusammen mit etlichen Handelspartnern SELBST aufgebaut haben,zu attackieren-dies gehört an den Pranger gestellt!!Wie schon bemerkt,die momentanen Entscheider treten selbst die Klimapolitik mit Füssen(Fliegerei,viele Indispositionen im "Klimapaket",Unkenntnis über tatsächliche Innovationen (Wasserstofftechnologie) ,Torheiten über Pendlerpauschlaen (Habeck,GRÜN:::),und so weiter.Dass unser Beruf permanent unter Beschuss steht-da haben wir viel Schuld-das Immer-irgendwie-alles-verstehen-und-einlenken:Würden wir das ablegen müssten wir nicht mit Ihnen über 3 mal täglich liefern debattieren.Ach:Beziehen Sie bei amazon,dpd,post,UP oder Ähnlichen?.Die lassen übrigens oft ihre Autos im Leerlauf stehen.Und viele der dortigen Autos sind fast schon rentenverdächtig.DARÜBER hat sich noch keiner mokiert.Also bitte mal über Sachstände nachdenken,bevor man die Apotheken kaputtredet!!!

leider daneben

von Erik Modrack am 24.09.2019 um 9:05 Uhr

Sehr geehrter Herr Hennrich,
so sehr ich Ihr Engagement für das Gesundheitswesen auch schätze, geht die Tendenz des Interviews in die falsche Richtung:
Ich denke die Lieferkette Hersteller-Großhandel-Einzelhandel ist aus vieler Sicht - aber insbesondere aus klimapolitischer Sicht - die effektiv denkbarste. Natürlich macht es Sinn, möglichst jede unnötige Fahrt wegzulassen, aber spätestens, wenn ein Patient ein Medikament dringend benötigt, sind wären auch Sie froh, wenn es innerhalb weniger Stunden verfügbar ist. Klimaschutz und nicht erfolgte Honorarpassung des Großhandels haben nach meiner Meinung nichts miteinander zu tun und sollten daher nicht gegenseitig als Begründung genutzt werden.
Wenn Sie klimapolitisch argumentieren, kann nach meinem Verständlich die Lösung nur sein, dass möglichst viel im stationären Einzelhandel (in diesem Fall Apotheke) gekauft werden muss, und nicht den stationären Handel mit schlechterer Verfügbarkeit zu schwächen.

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AW: leider daneben

von Michael Hennrich am 24.09.2019 um 9:33 Uhr

Das stelle ich doch nicht in Abrede!! Tun Sie mir bitte einfach den Gefallen und lesen das Interview genau. Ich habe ausdrücklich erwähnt, dass es keine gesetzliche Vorgaben bedarf und das System flexibel reagieren muss

AW: leider daneben

von Erik Modrack am 24.09.2019 um 11:35 Uhr

Ich habe ihr Interview sehr genau gelesen und wundere mich seit dem!
Ich habe hier leider das Gefühl, dass die Klimakarte gezückt wird, ohne dass man das Problem wirklich lösen möchte. Wie ich oben ausgeführt habe, ist die Lieferung GH-EH nach meiner Meinung die ressourcenschonenste. Wenn man sich die Gesamtthematik ansieht:
Generika wurden von nicht allzu langer Zeit meist lokal in D produziert. Dadurch dass die Krankenkassen nur noch das billigste Präparat zahlen, kommen diese jetzt fast ausschließlich aus Fernost und werden mit Schwerölfrachtern um die Welt transportiert. Dann hat die Politik den Versand von Arzneimitteln (mit gleichen Spießen) erlaubt. Auf Grund von nicht eingehaltenen Zusagen der Politik hat sich der Anteil des Versandes in eine Größenordnung entwickelt, dass massenweise Paketdienste Medikamente herumfahren.
Es ist immer einfach auf andere zu zeigen - auch von mir :-) - ich bin aber daher der Meinung, dass aus klimapolitischer Sicht die Hauptprobleme politisch verursacht sind. Jetzt dem Großhandel und den Apothekern den Schuh anzuziehen - halte ich für unfair.

AW: leider voll daneben

von Bernd Jas am 24.09.2019 um 17:34 Uhr

Lieber Kollege Modrack,
dass die Hauptprobleme politisch verursacht sind, ist schon in die richtige Richtung gedacht. Gerade weil nach den eingetretenen Krisen immer behauptet wird "Die Märkte sind Schuld". Weitergehend und weiterdenkend IST die Politik das Problem.

Distributionskosten

von Michael Hennrich am 24.09.2019 um 8:35 Uhr

Lieber Herr Dr. Müller-Bohn,
haben Sie das Interview ganz gelesen oder nur die Überschrift? Meinen Sie wirklich, dass alles beim alten bleiben kann. Hören Sie sich mal die Großhändler an, wie deren Lage momentan ist. Die klagen gegenüber der Politik, dass deren Margen zu gering wäre. Sie kaum noch Luft zum atmen hätten. Sie trauen sich aber nicht, Debatten zu führen, weil sie befürchten, dass sie sonst von den Apothekern abgestraft werden. Das muss dann schon mal ein Abgeordneter her, der die Debatte befeuert. Ihre Lösung: wahrscheinlich einfach mehr Geld geben? Hier in Berlin laufen Leute durch die Gegend, die erzählen mir, dass Deutschland im internationalen Vergleich hohe Distributionskosten hat. Ich habe in dem Interview gesagt, dass 2 mal am Tag im Grundsatz ausreichend sei. Das System aber flexibel sein muss. Habe ich nicht in dem Interview gesagt, dass Großhandel eine Sonderstellung braucht und als Beispiel die Fahrverbote genannt. Ein Problem der Apotheker ist, dass sie nicht mehr in der Lage sind, notwendige Diskussionen zu führen und genau hinzuhören. Mit der Art Ihres Kommentars mögen Sie Ihre Zielgruppe erreichen, aber viele andere nicht mehr. Sie haben keinen Beitrag dazu geleistet wie das System besser gemacht werden kann. Wenn die Apothekerschaft weiterhin in Ihrer Bunkermentalität verharrt darf sie sich nicht wundern, wenn Sie kaum noch Gehör findet und die Zeit über sie hinweggeht. Übrigens ich bin einer der ganz wenigen Abgeordneten, der regelmäßig die DAZ liest. Auch das sollte zu denken geben.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Distributionskosten

von Anita Peter am 24.09.2019 um 10:20 Uhr

Die Diskussion wollen Sie doch gar nicht führen.

Natürlich will der Großhandel Touren sparen. Wenn die Politik dem GH, ebenso wie uns Apothekers die notwendige Honorarerhöhung jaherlang vorenthält, dann muss eben gesaprt werden. Leider haben wir keinen Automatismus wie Sie bei den Diäten.
Wie gesagt, wenn Sie die CO2 Bilanz verbessern wollen, und auf 2 x tägliche Beliferung runter wollen, dann schaffen Sie die Rabattverträge ab und setzen Sie das RXVV um. Sie können ihre Böromannschaft errechnen lassen, was das an CO2 sparen würde OHNE die Versorgungsqualität zu verbessern. Jetzt sind sie dran.

AW: Frust statt Lust

von Stefan Haydn am 24.09.2019 um 17:11 Uhr

Bitte verzeihen sie mir Herr Hennrich, aber mit Bunkermentalität hat das wenig zu tun.
Die Frustration auf Apothekerseite die Ihnen hier entgegenschlägt ist zu 100% Politik bedingt.

Ständig wird von den Apotheken gefordert, ohne auch nur ansatzweise einen monetären Ausgleich zu schaffen. Wenn Klimaschutz gewünscht ist, dann muss auch investiert werden können, da sieht es aber durchaus in vielen Apotheken inzwischen sehr düster aus.
Wenn der Großteil der Ware über Nacht angeliefert werden soll und dafür ein Kommissionierautomat zwecks Lager- und Lieferfähigkeit Sinn macht, muss das Geld auch irgendwo wieder hereinkommen.
Schon bei der Telematik-Infrastruktur sind wir wieder bei einem "Draufleggeschäft"

Und die Verantwortung liegt hier fast ausschließlich in der Haltung der Politiker und Kassenfunktionäre gegenüber den Apotheken seit 2004.

Noch viel schlimmer ist die offen zur Schau getragene Geringschätzung gegenüber der öffentlichen Apotheke und den dort Tätigen.
Fragen Sie doch mal Angestellte zu Ihrer täglichen Arbeit. Da herrscht viel Frust, da sich alle von der Politik und den Krankenkassen aber auch der eigenen Standesführung verraten, verkauft und ausgenommen fühlen.

Jeden Tag der Kampf gegen Lieferprobleme, Fehler in der Verschreibung, Genehmigungen für die Krankenkassen wegen geringer Beträge ohne Zahlung der Genehmigungskosten von €1 oder mehr, Versicherte mit Vollkasko-Mentalität und ständig das Damoklesschwert der möglichen Zechprellerei durch die Krankenkassen dank nichtiger Fehler.

Irgendwann reicht es halt auch den Geduldigsten. Und gerade die Jüngeren unter den Apothekern fühlen sich im Stich gelassen, daher auch die Unlust auf Selbständigkeit. Wer mag es verübeln!

Vielleicht sollte mal von Seiten der Politik auch mehr Ehrlichkeit in die Diskussionen einfließen, was überhaupt noch Priorität in der Patientenversorgung genießen soll.
Hohe Versorgungssicherheit und Lieferfähigkeit auch beim Großhandel ohne mehr Geld, geht halt nicht zusammen.
Und wenn der Großhandel und die Apotheken nicht über Konditionen verhandeln sollen, bleibt nur die Streichung des Vollkaufmanns (ist eh ein Witz bei den gedeckelten Rabatten auf Verschreibungspflicht) statt dieser verlogenen e.K. Geschichte mit IHK Zwangsmitgliedschaft, QMS, etc.

Gefühlt ist die Apotheke für alle eine finanzielle Melkkuh. Nur im Gegensatz zu scheinbar allen anderen in Deutschland kann man nicht einfach mal an der Gehalts- oder Preisschraube drehen. Geschweige denn von der in manchen Gesellschaftsbereichen automatischen Partizipation am Inflationsausgleich oder der allgemeinen Lohnsteigerungsrate.

Übrigens, die Tatsache, dass Sie als einer der wenigen Abgeordneten die DAZ oder andere Apothekenmedien lesen, bestätigt nur die geringe Wertschätzung und das Desinteresse von seiten der Politik.

Bevor man solche Strohfeuer wie Klimabelastung durch Apotheken zündet, wäre die Klima- und Feinstaubbelastung durch Industrieabgase, Holzverbrennung, ineffektive Heizformen, online Handel, etc. zuerst anzugehen.
Aber da weiß der Lobbyvertreter schon was entgegen zu setzen.

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