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Kommentar
Arzneimittel oder Pullover – da muss es Unterschiede geben
Im DAZ.online-Interview hat der CDU-Abgeordnete Michael Hennrich eine Diskussion über die Häufigkeit von Lieferungen des Großhandels an die Apotheken angeregt. Doch dies geht am Zweck des Gesundheitswesens vorbei, meint DAZ-Redakteur Dr. Thomas Müller-Bohn in einem Kommentar.
Klimaschutz geht alle an. Doch für die Apotheken und den Großhandel geht es nicht darum, ob sie eine „Freikarte“ bekommen sollen, wie es der CDU-Abgeordnete Michael Hennrich im DAZ.online-Interview formuliert hat. Denn es geht im Gesundheitswesen nicht um die Bedürfnisse der Leistungserbringer, sondern um das Wohl der Patienten.
Akutversorgung und Regularien erfordern viele Lieferungen
Die Apotheken müssen mehrmals täglich beliefert werden, damit Patienten auch mit ausgefallenen Arzneimitteln schnell versorgt werden. Gerade seltene Arzneimittel werden oft gegen besonders schwere und zugleich eher seltene Erkrankungen eingesetzt. Manchmal entscheidet die schelle Verfügbarkeit des Arzneimittels darüber, ob der Patient ambulant oder stationär versorgt werden kann. Außerdem sind viele Einzellieferungen nötig, um den Anspruch der schnellen Versorgung mit den Rabatt- und Lieferverträgen der Krankenkassen zu verbinden. Nur das komplexe Logistiksystem von Apotheken und Großhandel macht dies möglich. Es ist bemerkenswert, was Apotheken und Großhandel leisten, um den Patienten angesichts dieser schwierigen Regeln ein so hohes Versorgungsniveau zu bieten.
Arzneimittelversorgung braucht Sonderrechte
Um dieses Versorgungsniveau geht es - nicht um eine „Freikarte“ für die Apotheken, sondern für die Patienten. Das Gesundheitswesen braucht durchaus Sonderrechte und die stehen auch schon in Gesetzen. Dennoch müssen manche Apotheken in Fußgängerzonen mühsam um Zufahrtsrechte kämpfen. Auch einige übereifrige Parkraumüberwacher der Ordnungsämter sind sich des gesetzlichen Versorgungsauftrags des Großhandels nicht unbedingt bewusst. Bisher sind nur Apotheken an besonderen Standorten von solchen Problemen betroffen. Bei Regularien für den Klimaschutz könnte sich das ändern. Darum muss rechtzeitig an den gesetzlichen Versorgungsauftrag erinnert werden. Welchen Sinn hätte dieser Auftrag, wenn er Apotheken und Großhändlern keine Sonderstellung bieten würde?
Angesichts des Massen-Transports banaler Waren scheinen Änderungen im Gesundheitswesen befremdlich
Es muss ein Unterschied sein, ob Arzneimittel an Apotheken geliefert oder Pullover und Spielzeug an irgendwelche Kunden. Im allgemeinen Versandgeschäft gibt es sicherlich ökologisches Optimierungspotenzial. Doch das Liefersystem des pharmazeutischen Großhandels ist bereits sehr effektiv und es dient einem ganz besonderen Zweck. Es erscheint befremdlich, angesichts des massenhaften Transports banaler Waren überhaupt an mögliche Änderungen im Gesundheitswesen zu denken. Wieder einmal werden Apotheken damit in einen Topf mit jedem beliebigen Einzelhandel geworfen. Wieder einmal zeigt sich, wie wenig über die Arbeitsweise der Apotheken bekannt ist. Letztlich erscheint dies als ein Mangel an Wertschätzung für die Arbeit der Apotheken und für die vielen Abläufe, die hinter den Leistungen der Apotheken stecken
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Klimaschutz bei den Krankenkassen
Der Ansatz „Klimaschutz gegen Gesundheit“ ist eine schlechte Idee. Klimaschutz als Anregung für konstruktive Überlegungen auch in der Arzneimittelversorgung kann dagegen eine gute Idee sein. Damit geraten die Rabattverträge und die Lieferverträge mit den Krankenkassen ins Blickfeld. Die Einsparungen der Krankenkassen stehen bisher über dem Aufwand von Patienten, Apotheken und Großhandel. Oft müssen die Patienten mehrfach in die Apotheke fahren oder die Apotheke muss das Rabattarzneimittel mit einem Boten schicken. Der Klimaschutz sollte zum Anlass werden, diese auch volkswirtschaftlich problematische Praxis zu überdenken. Der Ansatzpunkt dafür sind aber nicht die Apotheken und nicht der Großhandel, sondern die Krankenkassen. Oder haben die eine „Freikarte“ für beliebiges Sparen um jeden Preis?
24 Kommentare
Nicht Futur sondern Präteritum
von Thomas Kerlag am 25.09.2019 um 22:15 Uhr
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und noch ein letztes Hr. Hennrich, MDB...
von Rolf Lachenmaier am 25.09.2019 um 11:23 Uhr
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An den echten Apothekern soll die Welt genesen
von Thomas Kerlag am 24.09.2019 um 22:12 Uhr
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Schliessung der Kohlekraftwerke - Ihre Stimme dagegen
von kassensklave am 24.09.2019 um 11:04 Uhr
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Gehör...
von Rolf Lachenmaier am 24.09.2019 um 10:32 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 5 Antworten
AW: Gehör
von Rolf Lachenmaier am 24.09.2019 um 10:37 Uhr
AW: Gehör
von Michael Hennrich am 24.09.2019 um 10:43 Uhr
AW: Gehör
von Rolf Lachenmaier am 24.09.2019 um 10:56 Uhr
AW: Versorgung?
von Rolf Lachenmaier am 24.09.2019 um 11:03 Uhr
AW: Gehör
von Katharina Stalgies am 24.09.2019 um 11:20 Uhr
Nochmals: Kirche im Dorf lassen ...
von Reinhard Herzog am 24.09.2019 um 9:58 Uhr
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2x reicht
von Dominik M am 24.09.2019 um 9:56 Uhr
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AW: 2x reicht
von Michael Hennrich am 24.09.2019 um 10:08 Uhr
AW: 2x reicht
von Stefan Haydn am 24.09.2019 um 17:19 Uhr
die Armen...?
von Dietmar am 24.09.2019 um 9:45 Uhr
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AW: die Armen
von Frank Zacharias am 24.09.2019 um 10:06 Uhr
AW: die Armen
von Dr.Diefenbach am 24.09.2019 um 15:23 Uhr
leider daneben
von Erik Modrack am 24.09.2019 um 9:05 Uhr
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AW: leider daneben
von Michael Hennrich am 24.09.2019 um 9:33 Uhr
AW: leider daneben
von Erik Modrack am 24.09.2019 um 11:35 Uhr
AW: leider voll daneben
von Bernd Jas am 24.09.2019 um 17:34 Uhr
Distributionskosten
von Michael Hennrich am 24.09.2019 um 8:35 Uhr
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AW: Distributionskosten
von Anita Peter am 24.09.2019 um 10:20 Uhr
AW: Frust statt Lust
von Stefan Haydn am 24.09.2019 um 17:11 Uhr
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