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AIDS-Forschung
Neuer Subtyp des gefährlichen Pandemie-Viruses entdeckt
Wissenschaftler von Abbott haben einen neuen HIV-Stamm entdeckt. Zwei Proben dieses Subtyps waren schon in den 1980er und 1990er Jahren in der Demokratischen Republik Kongo aufgetaucht und eine weitere im Jahr 2001, die aber mit den damaligen Techniken nicht sequenziert werden konnte. Das ist nun mit Hilfe modernerer Methoden gelungen. Damit steht der Beweis für den neuen Subtyp fest.
Nach Global Health Observatory-Daten der Weltgesundheitsorganisation zu HIV und AIDS haben sich seit Beginn der globalen AIDS-Pandemie 75 Millionen Menschen mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) infiziert. Knapp 38 Millionen leben damit. Das Virus ist zwar heute recht gut behandelbar, aber die Forschung bleibt wachsam und sucht weiterhin nach neuen Stämmen, um sicherzustellen, dass die verfügbaren Tests und Behandlungen auch in Zukunft gut funktionieren. Ein Team von Wissenschaftlern des Pharmakonzerns Abbott Laboratories und von der Universität von Missouri hat jetzt einen neuen HIV-Subtyp identifiziert. Er wird als HIV-1 Gruppe M, Subtyp L bezeichnet. Zum ersten Mal, seit im Jahr 2000 Richtlinien für die Klassifizierung neuer HIV-Stämme festgelegt wurden, ist es damit gelungen, einen neuen Subtyp der „Gruppe M“ zweifelsfrei zu beschreiben.
Die Gruppe M des HIV-1
Das Humane Immundefizienz-Virus kann in zwei Typen unterteilt werden: HIV-1 und HIV-2. Von HIV-1 gibt es vier Untergruppen: M, N, O und P. Die Gruppe M wurde bis dato in neun Subtypen unterteilt: A, B, C, D, F, G, H, J und K. 90 Prozent aller HIV-Infektionen werden durch Viren der Gruppe M verursacht. Sie ist auch für die globale Pandemie verantwortlich, die auf die Demokratische Republik Kongo (DRK) in Subsahara-Afrika zurückzuführen ist. Dreißig Jahre nach der Entdeckung von HIV-1 bleibt die frühzeitige Übertragung, Verbreitung und Etablierung des Virus in menschlichen Populationen unklar.
Anhand statistischer Ansätze, die auf HIV-1-Sequenzdaten aus Zentralafrika angewendet wurden, konnte gezeigt werden, dass Kinshasa, in der heutigen Demokratischen Republik Kongo gelegen, ab den 1920er Jahren im Mittelpunkt der frühen Übertragung und der Quelle von Pandemieviren aus der Zeit vor 1960 anderenorts war. Die Epidemie-Historie der HIV-1-Gruppe M und der nichtpandemischen Gruppe O sollen bis 1960 ähnlich gewesen sein, danach erfuhr die Gruppe M einen epidemiologischen Übergang und übertraf das regionale Bevölkerungswachstum.
Ungewöhnliches Virus oder neuer Subtyp?
Um festzustellen, ob ein ungewöhnliches Virus tatsächlich ein neuer HIV-Subtyp ist, müssen nach den genannten Richtlinien für die Klassifizierung neuer HIV-Stämme drei Fälle unabhängig voneinander entdeckt werden. Die ersten beiden Proben des Subtyps waren schon in den 1980er und 1990er Jahren in der Demokratischen Republik Kongo gefunden worden. Die dritte wurde 2001 gesammelt, jedoch konnte diese aufgrund der Virusmenge in der Probe mit der damals vorhandenen Technologie nur schwer sequenziert werden. So blieb der letzte Beweis zunächst aus.
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Sequenzierungstechnologie der nächsten Generation
Heute setzen die Wissenschaftler die Sequenzierungstechnologie der nächsten Generation (NGS) ein und können damit ein ganzes Genom schneller und kostengünstiger nachbauen. Um diese Technologie nutzen zu können, mussten die Abbott-Forscher aber auch neue Techniken entwickeln, um den Virusanteil der Probe einzuengen und das Genom komplett zu sequenzieren und zu vervollständigen. So betrachten sie ihre Ergebnisse, die sie im Journal of Acquired Immune Deficiency Syndromes (JAIDS) veröffentlicht haben, auch als Beleg dafür, welch große Rolle die neue Technik spielt, wenn es darum geht, mutierenden Viren einen Schritt voraus zu sein und neue Pandemien zu vermeiden.
Die Stecknadel im Heuhaufen
„Neue Viren wie diese zu identifizieren, ist wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen“, erklärt Studienautorin Mary Rodgers, leitende Wissenschaftlerin und Leiterin des Global Viral Surveillance Program bei Abbott Diagnostics. „Durch die Weiterentwicklung unserer Techniken und den Einsatz der Sequenzierungstechnologie der nächsten Generation ziehen wir die Nadel mit einem Magneten heraus. Diese wissenschaftliche Entdeckung kann uns helfen, sicherzustellen, dass wir neue Pandemien in ihrer Verbreitung stoppen.“
Carole McArthur, Professorin an den Abteilungen für Mund- und Kieferheilkunde der Universität Missouri, Kansas City, und Mitautorin der Publikation fügt an: „Wenn wir die HIV-Pandemie beenden wollen, müssen wir dieses sich ständig ändernde Virus weiterhin erforschen und die neuesten Fortschritte auf den Gebieten der Technologie und der Ressourcen nutzen, um seine Evolution zu überwachen.“
25 Jahre Erfahrung in der Suche nach mutierenden Viren
Als eines der führenden Unternehmen im Bereich Blut-Screening und Diagnosetests für Infektionskrankheiten hat Abbott vor 25 Jahren sein Global Viral Surveillance Program ins Leben gerufen. Es soll HI- und Hepatitis-Viren überwachen und Mutationen identifizieren. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass die diagnostischen Tests des Unternehmens immer auf dem neusten Stand sind. In Zusammenarbeit mit Blutzentren, Krankenhäusern und akademischen Einrichtungen auf der ganzen Welt hat Abbott nach eigenen Angaben bereits mehr als 78.000 Proben mit HI- und Hepatitis-Viren aus 45 Ländern gesammelt und bereits mehr als 5.000 Stämme identifiziert und charakterisiert. Die Labordiagnosetests von Abbott können auch den jetzt neu identifizierten HIV-Stamm nachweisen, bestätigt das Unternehmen.
1 Kommentar
HIV Aids nicht zu besiegen
von Madeleine Rätzel am 18.01.2020 um 11:04 Uhr
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