Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten

VdPP fordert notwendige Arzneimittel für alle

Berlin - 19.11.2019, 17:00 Uhr

Der VdPP ist überzeugt: Zuzahlungen haben keine Steuerungsfunktion, sondern belasten und bestrafen Erkrankte durch zusätzliche Ausgaben. Der Verein fordert daher ihre Abschaffung. (m / Foto: ABDA)

Der VdPP ist überzeugt: Zuzahlungen haben keine Steuerungsfunktion, sondern belasten und bestrafen Erkrankte durch zusätzliche Ausgaben. Der Verein fordert daher ihre Abschaffung. (m / Foto: ABDA)


Alle Menschen, die in der Bundesrepublik leben, haben ein Recht, im Krankheitsfall medizinisch und nötigenfalls mit Arzneimitteln versorgt zu werden – dies darf keine Frage des Geldbeutels, der Cleverness oder des Aufenthaltsstatus des Einzelnen sein. So lautet das Fazit des diesjährigen Herbstseminars des Vereins demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten. Von der Politik fordert der Verein daher unter anderem, Zuzahlungen abzuschaffen und rezeptfreie Arzneimittel wieder in den GKV-Leistungskatalog aufzunehmen.

Am 31. Oktober fand in Berlin das Herbstseminar des Vereins demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP) statt. Es stand unter der Überschrift „Pharmazie in sozialer Verantwortung – Notwendige Arzneimittel für alle – solidarisch finanziert!“. Ein Ergebnis des Seminars ist eine Stellungnahme, die genau dieses Thema adressiert.

„Es darf nicht sein, dass in einem so reichen Land wie der Bundesrepublik immer mehr Menschen, die in Armut leben, nicht mehr ausreichend versorgt werden“, erklärt VdPP- Vorstandsmitglied Thomas Hammer. Es sei nicht hinzunehmen, dass Erkrankte aufgrund der zu leistenden Zuzahlungen ihre Arzneimittel nicht mehr in den Apotheken beziehen oder Dosierungen strecken, um über die Runden zu kommen. Es sei auch ein Armutszeugnis für unser Gemeinwesen, wenn bei uns lebende Menschen ohne Krankenversicherung oder auch ohne Papiere auf Almosen und ehrenamtliches Engagement angewiesen seien.

Gesundheitsversorgung als Menschenrecht

Die Stellungnahme verweist darauf, dass der Anspruch auf Gesundheit und die Versorgung im Krankheitsfall ein Menschenrecht sei: „Die Bundesrepublik hat den UN-Sozialpakt, der dies festschreibt, unterschrieben und ratifiziert“. Die Realität in der Bundesrepublik sehe allerdings für viele Menschen komplett anders aus.

Konkret fordert der VdPP in seiner Stellungnahme, dass die Zuzahlungen, die Betroffenen den Zugang zu notwendigen Arzneimitteln erschweren, zurückgenommen werden. Zuzahlungen widersprächen dem Solidaritätsgedanken der GKV. Die bestehenden Härtefallregelungen seien für Menschen mit wenigen finanziellen Mitteln „überhaupt nicht ausreichend“. Zudem müssten nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel wieder in den GKV-Leistungskatalog aufgenommen werden – „soweit sie zur Behandlung von Erkrankungen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sind sowie das Maß des Notwendigen nicht überschreiten (§ 12 SGB V)“. Bisher kommt die Erstattungsfähigkeit nur für Arzneimittel gegen schwerwiegende Erkrankungen in Betracht – der Gemeinsame Bundesausschuss bestimmt diese Ausnahmen.

Appell an die Apothekerschaft

Weiterhin muss aus Sicht des VdPP endlich eine solidarische Bürgerversicherung umgesetzt und damit die Zwei-Klassenmedizin abgeschafft werden. Nicht zuletzt fordert der VdPP, dass die Versorgung von nicht Krankenversicherten oder Menschen ohne Papiere dem gleichen Versorgungsniveau entsprechen muss, wie die Versorgung regulär Versicherter. Auch hier verweist der Verein auf den UN-Sozialpakt.

Auch an die Apothekerschaft appelliert der VdPP: Viele Apotheker würden sich in Projekten und Initiativen schon heute für die Belange sozial Benachteiligter mit viel Engagement einsetzen. Aber man dürfe nicht wegsehen, wenn sich Diskriminierung und Rassismus immer weiterverbreitet, so der VdPP in seiner Stellungnahme. Er appelliert an die Verantwortlichen, hier deutlich Position zu beziehen und die Apotheker zu unterstützen, die sich für die Versorgung sozial Benachteiligter stark machen. 

Die Berufsorganisationen müssten zudem aktiv einfordern, dass Menschen in Not „heute und jetzt“ versorgt werden. Sie müssten humanitäre Hilfsprojekte unterstützen. Die ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung sei auch die in den Berufsordnungen formulierte und in der Gesellschaft von einem angesehenen Berufsstand erwartete Aufgabe.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.