Arzt-Telefonate, E-Rezepte, TI-Anbindung

Internet-Notstand auf dem Land – Apotheke im Notfall schwer erreichbar

Düsseldorf - 18.12.2019, 12:20 Uhr

An vielen Orten in Deutschland werden derzeit Glasfaserkabel für schnelleres Internet verlegt. Im hessischen Ort Hirzenhain gibt es bislang allerdings keinen Glasfaseranschluss. Der Vor-Ort-Apotheker hat mit der derzeitigen Technik aber große Verbindungsprobleme. ( r / Foto: imago images / teamwork)

An vielen Orten in Deutschland werden derzeit Glasfaserkabel für schnelleres Internet verlegt. Im hessischen Ort Hirzenhain gibt es bislang allerdings keinen Glasfaseranschluss. Der Vor-Ort-Apotheker hat mit der derzeitigen Technik aber große Verbindungsprobleme. ( r / Foto: imago images / teamwork)


Anschluss an Telematikinfrastruktur könnte fraglich sein

„Wenn in Zukunft die E-Rezepte per Datenleitung kommen sollen, befürchte ich das Schlimmste“, sagt er. Der vom Gesetzgeber geforderte Anschluss an die Telematikinfrastruktur, die für alle Apotheken ja – nach erfolgter Verlängerung der Frist – bis zum 30. September 2020 abgeschlossen sein soll, wird damit zumindest in Hirzenhain eventuell fraglich. 

Wenn es nach der Verfügbarkeit von Glasfaseranschlüssen in Deutschland geht, könnte das Problem sogar weiter verbreitet sein. Laut Zahlen des Portals Statista waren Ende 2018 für 7,7 Prozent der hessischen Haushalte überhaupt nur ein Glasfaseranschluss verfügbar. Spitzenreiter bei den Bundesländern war zu dem Zeitpunkt Hamburg mit 71 Prozent, gefolgt von Schleswig-Holstein mit 21,9 Prozent und Bayern mit 11,7 Prozent. Wer meint, das läge an der Größe der Bundesländer – die Stadtstaaten müssten ja führen: Am Ende der Tabelle stehen Berlin mit 1 Prozent und Bremen mit 0,1 Prozent. Die Zahlen wurden für den Stand Ende 2018 im November 2019 veröffentlicht.

Hirzenhain: Verzögerter Glasfaseranschluss

In Hirzenhain zeichnet sich zumindest ab, dass es in nicht allzu ferner Zukunft vielleicht doch verfügbare Glasfaseranschlüsse geben könnte. Ein privates Unternehmen gab dort nach langer Vorgeschichte im April 2019 zunächst bekannt, man habe nun die notwendige Anzahl an Verträgen, um mit der Verlegung starten zu können. Nachdem der angekündigte und geplante Baubeginn sich dann allerdings im Jahr 2019 weiterhin verzögerte, hat die Gemeinde nun wohl den Vertrag mit dem Anbieter gekündigt und will sich ab Sommer 2020 neu orientieren, heißt es. Die Telekom wird dort aber wohl keine Glasfaser verlegen.

Die Telekom hat unterdessen dem Apotheker angeboten, einen Anschluss nach dem SDSL-Standard einzurichten, einer auf Kupferkabel funktionierenden schnellen Datenübertragung für Geschäftskunden. Das Angebot sei allerdings auch bereits drei Wochen alt, ohne dass sich etwas weiteres getan habe. „Aber als kürzlich ein Bericht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über mein Telefon-Problem erschien, meldete sich am kommenden Tag sogar jemand vom Vorstand der Telekom“, sagt Löhner. Er wartet nun gespannt, was weiter passiert.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Zum Umstellen auf Voice over IP

von Olaf Klietsch am 23.12.2019 um 22:00 Uhr

durch die Telekom könnte ich ähnliche Erfahrungen beisteuern...unser Glück war ein vorhandener Kabelanschluß und der damit mögliche Anbieterwechsel. Ich fürchte das es diese Möglichkeit nicht für den betroffenen Kollegen gibt. Über das was passieren wird wenn die ganze Technik die am Internet hängt ausfällt denken wir am besten nicht nach. Damit wären wir auch die Einzigen die natürlich gegen den Strom schwimmen und den Fortschritt aufhalten...

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Internet & Co

von J.M.L. am 18.12.2019 um 18:39 Uhr

Alles auf eine Technologie zu setzen ist - auch wenn ich mich wiederhole - grob fahrlässig! Zuerst muss die Infrastruktur stehen, alle zur notfallmäßigen Grundversorgung notwendigen Institutionen (Ärzte, Apotheken, etc., etc.) müssen mehrfach redundant an das künftig nur noch einzig verfügbare Medium Internet angebunden sein, darunter verstehe ich (wie bei einem Notstromaggregat) verschiedene unabhängig voneinander funktionierende Internetzugänge, die bei Netzverlust automatisch (!) auf einen anderen Anbieter wechseln. Erst wenn diese Grundvoraussetzung erfüllt ist, kann man guten Gewissens die alten Telefonkabel kappen, MSV3 einführen, Securpharm vorschreiben, das E-Rezept einführen, u.s.w.
Alles andere ist grob fahrlässig, in höchstem Maße gefährlich und kann unsere Gesellschaft von heute auf morgen ins Chaos stürzen. Leider sitzen in geschätzt mind. 95% der Entscheidungsträger-Sessel nur Flaschen !

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Der Skandal ist noch weit schlimmer ...

von Ralf SchabikDr. am 18.12.2019 um 18:27 Uhr

Im Schlepptau der Umstellungsproblematik ist nicht nur die Telefonie betroffen ! Bei uns kommen seit Monaten ca. 70 % der Telefaxe gar nicht oder nur teilweise an. Lebensgefährlich, wenn es sich um wichtige Kommunikation zu Medikationsproblemen handelt. Mail passt leider vielen Praxen nicht in den "Workflow", also sind wir auf das Fax angewiesen. Auch Alarm- und andere Meldeanlagen sind wichtiger Funktionen beraubt.
Auch bei uns interessiert das NIEMANDEN ... nach anfänglichem Leugnen seitens der Magenta-Leute wird mittlerweile sogar eingeräumt, dass wir in Deutschland weit von den Fähigkeiten von Entwicklungsländern entfernt sind. Aber das hilft niemandem weiter ...
Tja ... aber Hauptsache, die Streaming-Dienste werden werden forciert ...
ZUM KOTZEN !

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