- DAZ.online
- News
- Politik
- Spahn freut sich über ...
Digitale Gesundheitsinnovationen
Spahn freut sich über neuen PKV-Digital-Fonds
Der PKV-Verband will junge Unternehmer fördern, die digitale Gesundheitsinnovationen auf den Markt bringen wollen. Dazu hat er einen neuen Venture-Capital-Fonds ins Leben gerufen und heute in Berlin vorgestellt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn freut sich über die Tatkraft aus dem PKV-Bereich. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ – das gilt für ihn auch gerade im Gesundheitsbereich. Gerade jetzt sei es an der Zeit, Kräfte zu bündeln, um am Ende nicht auf Technik aus dem Ausland angewiesen zu sein. Das sagte Spahn bei einer Veranstaltung des PKV-Verbandes am heutigen Mittwoch in Berlin.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist bekanntlich ein Freund der Digitalisierung. Und mehr als 15 Jahre nachdem die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte gesetzlich verankert wurde, findet er, man sollte nun den Mut haben, die Dinge zu starten – auch wenn dabei klar ist, dass nicht alles von Anfang an perfekt läuft. Zum 1. Januar 2021 soll etwa die elektronische Patientenakte (ePA) kommen, die Spahn schon als „Berliner Flughafen des Gesundheitswesens“ bezeichnet hat. Doch der Minister bleibt zuversichtlich, dass der Start im neuen Jahr gelingen wird. Bei einer Veranstaltung des PKV-Verbandes unter dem Titel „Digital Health made in Germany“ appellierte er, die Digitalisierung nicht als Bedrohung oder „etwas, mit dem man sich auch noch mühsam auseinandersetzen muss“ zu empfinden. Sie sollte etwas sein, „auf das man Lust hat, weil es einen Mehrwert hat“.
Anlass des Termins gab der Start des neuen Venture-Capital-Fonds für digitale Gesundheitsinnovationen. Vom PKV-Verband initiiert, beteiligt sich „heal capital“ mit Wachstumskapital an jungen Unternehmen, die digitale Innovationen für die Gesundheitsversorgung entwickeln. Wie der PKV-Verband mitteilte, sei es den beteiligten PKV-Unternehmen innerhalb weniger Wochen gelungen, schon über 80 Millionen Euro für den Fonds zu mobilisieren. Das Zielvolumen liegt bei 100 Millionen Euro. Die Startups sollen nicht nur finanziell gefördert, sondern auch mit Knowhow beim Zugang zum medizinischen Versorgungsgeschehen unterstützt werden.
Misstrauen in den eigenen Staat bringt nicht nach vorn
Minister Spahn freut sich über dieses neue Wagniskapital. Bislang sei seitens der Kostenträger nur die Barmer in diesem Bereich engagiert. Spahn wünscht sich, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht zuletzt in Bezug auf den Datenschutz etwas entspannter gesehen wird: Die Menschen hätten kein Problem damit, dass der US-Konzern Google alle ihre Bewegungsdaten sammele – aber wenn in Deutschland anonymisierte Abrechnungsdaten (keine Behandlungs- oder Patientendaten!) zum Vorteil für Patienten für die Gesundheitsforschung genutzt werden sollen, sei es gleich ein Skandal. „Wenn es ein Grundvertrauen in amerikanische Großkonzerne gibt, aber ein Grundmisstrauen in den eigenen Staat, dann ist das eine Inbalance, die uns jedenfalls auf Dauer nicht nach vorne bringt“, so Spahn.
Keine Angst vor Hackern
Der Minister hat auch keine Angst vor Angriffen, wenn es nun langsam ernst wird mit der ePA. Die Ende vergangenen Jahres vom Chaos Computer Club (CCC) aufgespürten Sicherheitslücken beim Bestellverfahren der Heilberufsausweise hätten nicht die Telematikinfrastruktur betroffen, betonte er. Diese sei selbst nach Auffassung des CCC recht sicher. Aber Spahn scheut die Hacker nicht – vielmehr habe er den CCC aufgefordert, „uns in diesem Jahr so häufig wie möglich zu challengen“ – denn in diesem Jahr laufe noch alles ohne Patientendaten.
Mehr zum Thema
Nach Enthüllungen des CCC
Wie wahrscheinlich sind Sicherheitslücken beim Apothekerausweis?
Wichtig ist für Spahn, dass nun keine Zeit mehr verloren geht. Wenn wir uns nicht selbst um die Entwicklung der digitalen Infrastruktur und Anwendungen kümmern, könnte Deutschland am Ende auf das Ausland angewiesen sein – und das will der Minister vermeiden. Er sieht das „als eine Form der Selbstbehauptung Europas gegenüber dem Überwachungskapitalismus in den USA und Überwachungsstaat in China“. Das hiesige Verständnis von Datensouveränität des eigenen Bürgers ist für Spahn eindeutig vorzuziehen.
In der in diesem Jahr anstehenden deutschen EU-Ratspräsidentschaft will Spahn das Thema „europäischer Gesundheitsdatenraum“ daher besonders fokussieren. Deutschland als „Vorbild“ für die Digitalisierung im Gesundheitswesen zu sehen, fällt auch dem Minister nicht ganz leicht. Aber es gebe durchaus Bereiche, in denen man Vorreiter sei: Etwa bei Gesundheits-Apps, für die es hier nun nicht nur eine Nutzenbewertung gibt, sondern die auch erstattet werden – das gebe es sonst noch nirgendwo.
Teleclinic-Gründerin setzt auf neutrale Förderer
Ebenfalls zum PKV-Talk geladen war Katharina Jünger, Gründerin der Telemedizin-Plattform Teleclinic. Sie weiß selbst, wie mühsam es sein kann, für Projekte, die anfänglich nicht einmal erlaubt sind, Geld zu sammeln. Vier Jahre habe dies bei ihrem Unternehmen gedauert. Es galt dabei auch, die Politik von dem Nutzen ihres Vorhabens zu überzeugen. Denn wenn sie sehe, dass es „hilft“, bewege sich die Politik auch. Mittlerweile, nach Aufhebung des Fernbehandlungsverbots, könne Teleclinic, die unter anderem am E-Rezept-Projekt GERDA und an einem Projekt mit apotheken.de beteiligt ist, endlich als Unternehmen agieren. Und Geldgeber werden auch künftig nötig sein. Dabei ist Jünger nicht zuletzt die Neutralität wichtig. Einzelne private Versicherer habe man in der Vergangenheit daher stets als Förderer abgelehnt. Mit dem neuen Fonds sehe es aber anders aus.
1 Kommentar
"Berliner Flughafen des Gesundheitswesens"
von Magnus Heiner am 15.01.2020 um 17:52 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.